Der HSV trifft in der Europa League heute Abend (19 Uhr/live im Ticker bei abendblatt.de) auf Rapid Wien. Nicht dabei ist Paolo Guerrero.

Wien. Er ist treffsicher, kann eine ganze Mannschaft mitreißen, hat sich zum Führungsspieler entwickelt - und geht an Krücken. Paolo Guerreo ist beim Bundesliga-Spitzenreiter Hamburger SV vom großen Hoffnungsträger zur tragischen Figur geworden. Ein Torjäger außer Dienst. Das Kreuzband: Gerissen. Die Laune: Im Keller. Sechs Pflichtspieltreffer hatte der Peruaner seit dem Start der Saison erzielt, nun bleibt ihm im kommenden halben Jahr nur die Zuschauerrolle.

„Die Verletzung ist eine ganz große Katastrophe für mich. Ich bin ziemlich frustriert. Zumal ich gerade so toll in Form war“, sagt der 25-Jährige, der sich die Blessur vor gut einer Woche in einem WM-Qualifikationsspiel der peruanischen Nationalmannschaft in Venezuela (1:3) zugezogen hatte. Statt Bundesliga, Europa League oder DFB-Pokal stehen für den Angreifer nun Operation, Krankenbett und Aufbautraining auf dem Programm.

Vor seiner Verletzung war er für den HSV so wertvoll wie nie zuvor in seinen gut drei Jahren an der Elbe gewesen. Trotz der ebenfalls starken Leistungen von Petric hatte sich Guerrero zum Anführer der Abteilung Attacke aufgeschwungen, arbeitete für die Mannschaft, behauptete die Bälle. Beim neuen Trainer Bruno Labbadia stand der „kleine Krieger“ von Beginn an hoch im Kurs.

„Ich verfolge seinen Weg schon seit er bei den Bayern-Amateuren war. Paolo weiß gar nicht, wie gut er sein kann“, sagt der Coach. Sofort nach seiner Amtsübernahme im vergangenen Juni hatte er Guerrero noch in dessen Urlaub angerufen. „Ich setze auf Dich“, war die entscheidende Sequenz des Gesprächs. Unter Labbadias Vorgängern Thomas Doll, Huub Stevens und Martin Jol hatte Guerrero nie derartig uneingeschränktes Vertrauen gespürt. Er zahlte mit Leistung zurück. Dann riss das Kreuzband.

Zumindest kurzzeitig versetzte der malade Kniestabilisator des Südamerikaners den gesamten Verein in einen Schockzustand. „Das war ein sehr harter Schlag für uns. Paolo hat sich zu einem echten Schwergewicht und einer führenden Figur in unserem Spiel entwickelt“, meint Labbadia: „Aber jetzt müssen wir noch näher zusammenrücken, andere Spieler müssen seinen Ausfall auffangen.“

Beim 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart gelang dies zuletzt gut, doch die Saison ist noch lang. „Wir haben noch 29 Spiele in der Bundesliga, wollen in der Europa League und im DFB-Pokal so weit wie möglich kommen - daher ist Paolos Ausfall gravierend“, sagt Labbadia, dem in Petric und Zugang Marcus Berg nun nur noch zwei gestandene Angreifer zur Verfügung stehen. Dahinter wird es eng. Die Nachwuchsstürmer Tunay Torun und Tolgay Arslan sind zwar talentiert, Guerrero gleichwertig ersetzen, können sie aber nicht.

Folgerichtig wird beim HSV über eine Verpflichtung des derzeit vertragslosen Ex-Dortmunders Ebi Smolarek diskutiert. Doch der 28-Jährige wäre in der Europa League, wo die Hamburger zum Auftakt der Gruppenphase am Donnerstagabend bei Rapid Wien antraten, nicht spielberechtigt. Zudem würde sein Gehalt weitere finanzielle Kapazitäten binden. Geld, das der HSV auch für Guerrero braucht. Der Vertrag des Stürmers läuft zum Saisonende aus.

Vor seiner Verletzung verlangte der Peruaner angeblich 4,5 Millionen Euro Jahressalär für eine Verlängerung. Nun wird er diese Forderung kaum aufrechterhalten können. Die Verhandlungsposition der Hamburger hat sich also verbessert. Darauf hätten sie aber wohl liebend gern verzichtet.

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