Mit vertrautem Personal will Bruno Labbadia bei Rapid Wien bestehen. Der Name des Stadions weckt positive Erinnerungen bei den HSV-Fans.

Ernst Happel – ein Name, den Hamburg so schnell nicht vergessen wird. Unter der Regie des österreichischen Trainers hatten die Hanseaten ihre erfolgreichste Zeit: deutscher Meister 1982 und 1983, Europacupsieger der Landesmeister 1983, DFB-Pokalsieger 1987. Und wenn der Hamburger SV am morgigen Donnerstag im Wiener Ernst-Happel-Stadion aufläuft, könnten die Langzeit-Fans des Hamburger Bundesliga-Dinos feuchte Augen bekommen. Die Europa-League-Partie am Donnerstag (19.00 Uhr/Sat.1) bei Rapid Wien ist für die Hamburger Nostalgie-Trip und Verpflichtung zugleich.

Der frühere Rapid-Verteidiger Happel besitzt in Hamburg noch heute Halbgott-Status. Was dem Grantler mit der Mannschaft einst gelang, daran beißt sich der HSV im Bemühen um eine Neuauflage bislang die Zähne aus. In der vergangenen Saison auf europäischer Bühne bis ins Halbfinale vorgeprescht, wollen die Hanseaten diesmal eine Runde weiter – zumal das Finale auch noch im eigenen Stadion stattfindet.

«Das ist natürlich etwas ganz Besonderes und wird ein zusätzlicher Festtag für uns», sagt HSV-Torhüter Frank Rost vor dem Duell in der 50.000-Zuschauer-Arena. Eigentlich ist Rapid Happels Stammverein, doch beim HSV haben sie den 1992 verstorbenen Coach längst als einen der Ihren vereinnahmt.

Vor dem ersten Gruppenspiel in Wien strotzen die Hamburger vor Selbstvertrauen. Nach dem besten Saisonstart in der Vereinsgeschichte mit vier Siegen und einem Remis sieht der Bundesliga-Spitzenreiter im österreichischen Vizemeister keinen Stolperstein. „In der Bundesliga läuft es optimal, in der Europa League wollen wir so weitermachen“, sagt Stürmer Mladen Petric. Als weitere Rivalen in Gruppe C warten Celtic Glasgow und Hapoel Tel Aviv auf den HSV, der sich bei der Suche nach einem neuen Sportchef bis zur Winterpause Zeit lassen will, nachdem der Aufsichtsrat den Spielerberater Roman Grill von der Kandidatenliste gestrichen hat.

Am Donnerstag wird es jedoch vor allem auf das derzeitige Personal der Hanseaten ankommen. «Ein guter Auftakt in die Europa League wäre sehr wichtig. Mit einem Sieg und dem darauffolgenden Heimspiel gegen Hapoel Tel Aviv könnte man schon einen großen Schritt machen», sagt Abwehrchef Joris Mathijsen, und Guy Demel ergänzt: «Ich sehe uns in unserer Gruppe als Favoriten. Dass das Finale des Wettbewerbs in Hamburg stattfinden wird, ist für uns ein zusätzlicher Anreiz.»

Bruno Labbadia warnt jedoch vor Überheblichkeit. „Rapid hat große Qualitäten, ist eine spielstarke Mannschaft, die sehr kompakt auftritt“, sagt der 43 Jahre alte Trainer, der sich über Rapids jüngsten Auftritt beim 2:2 gegen Meister Red Bull Salzburg genauestens informierte. Der frühere HSV-Trainer Huub Stevens, jetzt für RB Salzburg verantwortlich, mahnt die Hamburger, die Wiener nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Mit dem 3:1über Stuttgart haben die Norddeutschen den Beweis angetreten, dass sie auch ohne Torjäger Paolo Guerrero (Kreuzbandriss) treffen. Petric und Marcus Berg sollen erneut das Sturm-Duo bilden, assistiert vom quirligen Niederländer Eljero Elia, dem schon zwei Tore in dieser Saison gelangen.

„Der Junge schwimmt auf einer Erfolgs-Welle“, berichtet Labbadia. Fehlen werden Abwehrspieler Marcell Jansen (Knieprobleme) sowie die Langzeitverletzten Alex Silva und Collin Benjamin. Europa League ist für die Wiener die ganz große Nummer. „Sportlich und vom Namen her haben wir mit dem HSV und Celtic ein Traumlos gezogen“, sagt Rapid-Trainer Peter Pacult. Deshalb ist die Mannschaft vom 17500 Zuschauer fassenden Hanappi-Stadion in Wien-Hütteldorf ins 50865 Plätze bietende Ernst-Happel-Stadion umgezogen.

Der österreichische Rekordmeister, der derzeit auf Platz sechs rangiert, erwartet ein volles Haus. Keineswegs chancenlos sieht Österreichs Teamchef Dietmar Constantini Rapid im Duell mit dem HSV. „Wer Aston Villa eliminiert, kann auch gegen diesen deutschen Kultclub gewinnen“, meint er. Rapid hatte in der Playoff-Runde die Engländer aus dem Wettbewerb katapultiert.

Am Mittwoch besuchte eine HSV-Delegation Happels Grab und legte Blumen auf dem Friedhof in Wien-Hernals nieder. Mit dabei war Teammanager Bernd Wehmeyer, der unter Happel als Spieler aktiv war. Vielleicht bringt das Gedenken Glück.

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