Der HSV hat noch immer keinen Sportchef. Stimmen Sie ab: Wer soll den Posten beim Bundesliga-Dino übernehmen?

Hamburg. „Wir werden jetzt in Ruhe nach einem Sportchef Ausschau halten, das kann aber Monate dauern“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker nach der turbulenten Sitzung am Dienstag. In den Geschäftsräumen der Firma Capital am Harvestehuder Weg sollten die Top-Kandidaten Oliver Kreuzer und Roman Grill dem HSV-Aufsichtsrat ihre Pläne vorstellen. Da Kreuzer aber kurzfristig absagte, lud der Aufsichtsrat auch Grill wieder aus und vertagte seine Entscheidung. Die Blamage ist perfekt! Die Sportchefsuche wird zur Farce.

Der bisherige Spielerberater Roman Grill gibt seine Hoffnung nicht auf. Die Vision, aus dem HSV einen Top-Klub zu machen, reizt ihn zu sehr: „Das ist eine unerfreuliche Situation. Aber der Aufsichtsrat ist ja auch in einer schwierigen Lage. Ich sehe das sportlich. Ich werde an meiner Kandidatur festhalten“, sagte der 43-Jährige.

Gestern Abend schien es jedoch, als würde Horst Becker nicht bedingungslos auf Grill setzen. Das Thema Grill sei „nicht akut“, sagte der Aufsichtsratschef.

Doch wer wird nun Nachfolger von Dietmar Beiersdorfer? Wem überträgt der Aufsichtsrat die Verantwortung für den sportlichen Bereich?

Bekommt so Bernd Wehmeyer vielleicht doch wieder eine Chance? Der Ex-Profi hatte das Amt schon mehrfach vorübergehend inne, zog in der vergangenen Woche aber seine Kandidatur zurück.

Schnell einarbeiten könnte sich Nico Hoogma. Der Ex-Kapitän des HSV, der 177-Bundesliga-Spiele im Trikot mit der Raute bestritt, machte sich als Manager beim niederländischen Erstligisten Heracles Almelo einen Namen und bringt neben der Erfahrung auch die nötigen Kontakte und die Verbindung zum HSV mit.

Auch Ottmar Hitzfeld oder Oliver Bierhoff könnten die Positionen gut bekleiden. Schon mehrfach wurden ihre Namen im Umfeld gehandelt. Hitzfelds Erfahrung im Profi-Fußball ist wohl kaum zu übertreffen - und auch Oliver Bierhoff ist durch seine langjährige Profi-Laufbahn und seine Tätigkeit bei der Nationalmannschaft szenekundig. Er weiß zudem aus seiner Zweit beim HSV, wie es in Hamburg zugeht.

Mit Kusshand würden die HSV-Verantwortlichen wohl auch Matthias Sammer nehmen. Dass der ehemalige Nationalspieler und DFB-Sportdirektor allerdings nach Hamburg wechselt, erscheint zum momentanen Zeitpunkt als äußerst unwahrscheinlich.

Es dürfte schwer werden, einen hochkarätigen Sportchef zu verpflichten. Das Gefühl, nur zweite Wahl zu sein, könnte namhafte Manager abschrecken. Die Gefahr eines persönlichen Imageschadens ist nicht wegzureden.

Vorerst führen Trainer Bruno Labbadia und der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann die sportlichen Geschäfte interimsmäßig weiter. Und vielleicht ist dies sogar eine langfristige Lösung. Denn das „Modell Magath“ könnte Schule machen und so beim HSV zum „Modell Labbadia“ werden. Labbadia würde Trainer und Sportchef zugleich sein, die sportlichen Geschicke alleine führen.

Wahrscheinlich kommt aber alles anders, als erwartet. Zaubern die Verantwortlichen einen völlig Unbekannten aus dem Hut? Oder macht es vielleicht Frank Rost?

Der Vertrag des Torhüters läuft aus. Kürzlich erklärte er im Abendblatt-Interview seine gute Beziehung zum HSV und dass er nach dem Karriere-Ende im Fußball-Metier weiterarbeiten möchte. Solange Rost noch spielt, könnte Wehmeyer die Geschäfte führen und Rost würde im Sommer übernehmen. Es wäre seine Chance auf den sofortigen Einstieg.