Neben einem neuen Innenverteidiger soll auch noch ein Mittelstürmer kommen - und das Training wird härter denn je.
Hamburg. Er wirkt gehetzt - und hat trotzdem die Ruhe, seine Pläne ausgiebig darzustellen. Wenn Bruno Labbadia über den HSV, seinen neuen HSV spricht, schwingen neben Leidenschaft auch Visionen mit. "Ich habe hier drei Jahre Vertrag", sagt der ehemalige Nationalspieler, "deshalb plane ich neben dem Kurzfristigen auch die mittelfristige Zukunft." Für das Projekt Soforthilfe steht der bereits 34-jährige Zé Roberto, dem neuen Kopf der Mannschaft. Zum Wechsel in die Zukunft gehört Robert Tesche (22), der für eine Million Euro von Arminia Bielefeld kommt. Er unterschreibt einen Vertrag bis 2012.
Bei den beiden Mittelfeldspielern soll es allerdings nicht bleiben. "Die Situation ist unangenehm", sagt Angreifer Paolo Guerrero. Nationalspieler Piotr Trochowski bringt es auf den Punkt: "Wir hatten letzte Saison in den entscheidenden Phasen zu wenig Leute und haben jetzt noch welche abgegeben. Ich bin mir sicher, dass da noch einige Neuzugänge folgen werden müssen."
Fürwahr. Unter Hochdruck basteln Labbadia und Vorstandschef Bernd Hoffmann am neuen Kader. Neben einem Stürmerersatz für den zum FC Bayern gewechselten Ivica Olic soll noch ein Innenverteidiger verpflichtet werden. Zudem steht mit dem Außenstürmer Eljero Elia von Twente Enschede weiterhin Labbadias Wunschspieler zur Diskussion. Und schon allein aus den noch ungeklärten Personalien eröffnet sich eine Diskussion: wer muss für wen weichen?
Nach momentanem Stand gilt Neuzugang Zé Roberto als neuer Chef auf dem Platz. In der Innenverteidigung würde Jerome Boateng nach seiner eindrucksvollen Bewerbung bei der U-21-EM in Schweden spielen, obgleich Labbadia sagt: "Jerome kann als Innenverteidiger spielen, er kann allerdings auch rechts verteidigen." Dort wird der starke Guy Demel seine Position jedoch kaum abgeben.
Neben ausstehenden Neuverpflichtungen scheint sich derweil noch eine interne Personalie zum Problem zu entwickeln: Paolo Guerrero. Der Peruaner, dessen Vertrag 2010 ausläuft, konnte sich bislang noch nicht zu einer Vertragsverlängerung durchringen. Ob er diese Saison beim HSV bleibt? "Ich habe noch Vertrag", sagt der Angreifer und grinst, "mehr weiß ich nicht." Labbadia ist darüber wenig amüsiert: "Ich habe ihn angerufen und gesagt, er soll endlich unterschreiben."
Ohne gleichwertigen Ersatz wäre der Peruaner jedoch noch erste Wahl - ebenso wie Piotr Trochowski, der sich auf der Außenbahn mit dem wieder gesunden Romeo Castelen sowie Jonathan Pitroipa um eine Position streiten muss. "Ich gehe optimistisch in die Saison und habe hohe Ziele", so Trochowski selbstbewusst, "schließlich will ich mich für die WM 2010 empfehlen." Was aber passiert, wenn Elia für einen hohen einstelligen Millionenbetrag verpflichtet wird und die Wahl zwischen ihm, dem gesetzten Marcell Jansen und Trochwoski fällt, ist offen.
Klar ist, dass Labbadia auf seiner ersten Pressekonferenz seit seinem Amtsantritt keinen Zweifel daran lässt, mit dem Rahmen der Vorbereitung alles andere als zufrieden zu sein. "Ich hätte mindestens eine Woche früher angefangen - so muss ich variabel sein." Die Spieler auch. Sie dürften in den ersten vier Einheiten an diesem Wochenende sowie in dem ab Montag beginnenden Trainingslager in Tirol wenig Freude haben. "Wir werden komprimiert arbeiten", so Labbadia, der nach eigener Aussage Zufriedenheit daraus zieht, endlich seine Kernarbeit beginnen zu können. Schließlich kann er jetzt entspannt seine Spieler hetzen.