Kommt er oer kommt er nicht? Leverkusens Trainer Bruno Labbadia steht bei den Verantwortlichen des HSV angeblich hoch im Kurs um die Nachfolge von Trainer Martin Jol.

Berlin. Die Stunden von Bruno Labbadia bei Bayer 04 Leverkusen als Trainer sind ungeachtet aller anderslautender Beteuerungen der Vereinsspitze gezählt. Nach der Niederlage im DFB- Pokalfinale gegen Werder Bremen (0:1) ließ sich der 43-Jährige bei den Gästen des Banketts in einem stillgelegten Berliner Schwimmbad kaum blicken. „Wir werden unsere Meinungen austauschen, aufeinanderlegen und prüfen. Vielleicht kommt dabei ein Kompromiss raus“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser am Pfingstmontag. Auf einem Dreier-Gipfeltreffen mit ihm, Sportchef Rudi Völler und Labbadia soll über dessen Zukunft in Leverkusen entschieden werden.

Ob der aufmüpfige und umstrittene Cheftrainer überhaupt noch willens ist, seine Arbeit unterm Bayer-Kreuz fortzusetzen, scheint nach einem am Finaltag publizierten, provokanten Interview („Ein Weiter-so kann es nicht geben“) eher unwahrscheinlich. „Mit einem provozierten Rauswurf haben meine Äußerungen aber nichts zu tun“, meinte hingegen Labbadia, der jedoch verbal weiter zündelte: „Ich habe Dinge professionell zurückgestellt, weil ich mit der Mannschaft Pokalsieger werden wollte.“ Monatelang habe es im Klub Störmanöver gegeben. „Ich wollte nicht, dass eine Schlammschlacht losgetreten wird und wir uns gar nicht mehr auf das Sportliche konzentrieren können.“

Nicht bei der Dienstags-Runde dabei sein wird Manager Michael Reschke, den Labbadia als einzigen namentlich frontal angriff und dem er Unehrlichkeit vorwarf: „Mein Arbeitsstil ist es, professionell und kritisch Differenzen Auge in Auge direkt anzusprechen.“ Reschke, Völlers rechte Hand, reagierte betroffen. „Ich arbeite seit 30 Jahren mit Herzblut für Bayer. Mit dem Verhältnis zwischen uns hat das alles nichts zu tun“, sagte er und gab damit indirekt ein Fingerzeig, dass eher das Verhältnis zwischen Coach und Profis zerrüttet ist.

„Wir haben jetzt eine Gesprächsgrundlage“, sagte Holzhäuser zum verbalen Rundumschlag Labbadias. Der Coach hatte über fehlende Rückendeckung, eine vereinsinterne „Kampagne“ gegen ihn sowie über eine „Komfortzone“ für die Spieler geklagt. „Von Anfang an war die Zusammenarbeit nicht spannungsfrei“, behauptete er. Spekuliert wird, ob Labbadia mit seiner Fundamentalkritik womöglich den Abgang beschleunigen will. Denn als potenzielle neue Arbeitgeber werden schon seit Tagen der Hamburger SV oder Eintracht Frankfurt gehandelt.

Die Trainer-Schelte zielte besonders auf die angeblich vom Club verhätschelten Profis, von denen sich nach wochenlanger Mauertaktik Nationalstürmer Patrick Helmes in die Offensive wagte. „Vielleicht hätte man es auch anders machen können. Nicht optimal“, meinte er zum Zeitpunkt der Attacke, die nach seiner Ansicht durchaus Einfluss auf die Final-Leistung hatte: „Ja, aber mit Sicherheit nicht bewusst.“ Unverständlich ist für ihn der Vorwurf des Coaches, den Spielern würden vom Verein zu viele Privilegien eingeräumt. „Er ist halt der Trainer von mir und kann sagen, tun und machen, was er will, damit komme ich ganz gut klar. Da stehe ich drüber“, sagte Helmes, betonte aber: „Ich weiß nicht, was er damit meint. Wir haben eine gute Mannschaft, da kann er sich nicht beschweren.“

Ob Labbadia sein Vorgesetzter bleibt, wollte er nicht vorhersagen. Dafür beendete er Spekulationen über einen eigenen Wechsel zum VfB Stuttgart: „Ich bin mit Sicherheit nächste Saison noch hier.“ Das erneute Final-Trauma des „ewigen Zweiten“ vom Rhein und der Absturz in der Bundesliga (Platz neun) sind eine schwere Hypothek für die neue Spielzeit – zumal auch der Einzug in die Europa League verspielt wurde. „Es gilt, einiges ohne Zorn und Eifer aufzuarbeiten und zu verändern“, kündigte Holzhäuser an, dessen Werkself seit 1997 viermal deutscher Vizemeister, zweimal Pokal-Zweiter und einmal Verlierer im Champions-League-Finale (2002) gewesen ist. „Wir werden wieder aufstehen und daran arbeiten, ganz nach oben zu kommen.“

Die Bayer-Spieler waren nach der Pokal-Pleite dagegen nur niedergeschlagen. „Es ist furchtbar, traurig und sehr enttäuschend“, befand Kapitän Simon Rolfes, der nach dem Scheitern gegen engagiertere Bremer auch Selbstkritik übte: „Insgesamt war es zu wenig, was wir gezeigt haben, zu wenig Power.“ Dass man schon das zweite Jahr zuschauen muss, wenn auf der Europacup-Bühne gespielt wird, sorgte für zusätzliche Bitterkeit. „Es ist ein Schlag ins Gesicht“, sagte Bayer-Angreifer Stefan Kießling.