Die Verwandlung dauert in der Regel 90 Minuten. Sonst so seriöse Juristen pöbeln gegen den Schiedsrichter, eigentlich steife Banker verfluchen...

Die Verwandlung dauert in der Regel 90 Minuten. Sonst so seriöse Juristen pöbeln gegen den Schiedsrichter, eigentlich steife Banker verfluchen lauthals den eigenen Stürmer, der wieder versagt hat. Fußball ist nun mal ein Spiel der Emotionen. Erst recht auf der Tribüne. Würde jede Beleidigung mit Stadionverbot geahndet, wären die Arenen ruckzuck leer - und dieses wunderbare Spiel auf zwei Tore entsetzlich langweilig.

Mag sein, dass der Aufsichtsrat-Kandidat Johannes Liebnau mit seinen Megafon-Schmähgesängen auch die letzten Tabus verletzt. Aber darum geht es nicht. Der Fußball braucht keine Akustik-Überwachung der Fans. Allerdings braucht er auch keine Einpeitscher in den Aufsichtsräten. Wer Spieltag für Spieltag den Gegner dröhnend beleidigt, gar "Tod und Hass" einfordert, sollte nicht für das höchste Gremium des HSV kandidieren. Ein Aufsichtsrat ist eben auch ein wichtiger Repräsentant seines Vereins. Liebnau sollte bei seiner Flüstertüte bleiben - und seine Kandidatur zurückziehen.