Am Sonntag muss Trainer Martin Jol auf seine Mittelfeld-Stammkräfte Nigel de Jong und David Jarolim verzichten. Wie er gegen Werder Bremen spielen lassen will, lässt der Niederländer aber noch offen

Hamburg. Die Gretchenfrage ergibt sich aus dem Ausfall von Nigel de Jong und der Gelbsperre David Jarolims vor dem Nordderby am Sonntag gegen Werder Bremen. "Ich kann mit Guy Demel, Alex Silva oder Collin Benjamin genau so weiterspielen, wie bislang oder eben doch anders", gewährt HSV-Trainer Martin Jol einen kleinen Einblick in seine system-taktischen Rochaden. "Gut möglich, dass ich Paolo Guerrero wieder spielen lasse und im Mittelfeld alles sonst so bleibt. Sollte er nicht spielen, ändere ich wohl was."

Wie genau das aussehen könnte, wollte Jol noch nicht abschließend formulieren, da sich noch etliche Spieler auf Länderspielreisen befinden. "Ich muss abwarten, wie fit sie alle zurückkommen", so der niederländische Cheftrainer, der zudem bis Freitag auf Alex Silva warten muss, da sich der Brasilianer in der Heimat einem arbeitsrechtlichen Gerichtstermin stellen musste (Silvas ehemalige Haushälterin hat auf Wiedereinstellung geklagt). "Er trainiert die Zeit über bei seinem alten Klub Sao Paulo und hat einen Trainingsplan von uns mitbekommen", so Jol, "da wird es keine Probleme geben."

Selbige hatte zuletzt Nigel de Jong, dessen Innenbandanriss im Knie nach zuletzt fünf Wochen Rehabilitationstraining in der vergangenen Woche erneut aufgebrochen war . "Wir werden jetzt alles ganz behutsam wieder aufbauen", so der defensive Mittelfeldspieler, "und nichts überstürzen." Die Tendenz für den laut Jol "unheimlich wichtigen" Führungsspieler sieht eher düster aus. Nach ersten Angaben soll der 23-Jährige erst in der Winterpause wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und zur Rückrunde wieder auflaufen. "Sein Ausfall macht einen Unterschied aus", klagt Jol, "weil wir jetzt wieder puzzeln müssen. Aber wir werden die Balance finden müssen. In allen bereichen."

Immerhin, und darüber ist Jol alles andere als froh, spielte der HSV in dieser Saison nur ein einziges Mal in zwei Spielen nacheinander mit der gleichen Startelf. Jol: "das einzige was zählt ist, in kleinen Schritten voranzukommen. Kontinuität wäre wohl einfacher. Und obwohl ich sicher bin, dass Marcell Jansen richtig gut wäre, wenn er mal fünf Spiele in Folge machen könnte, sehe ich auch andere Mannschaften in der Bundesliga, die fast nie umbauen mussten und trotzdem weniger Punkte haben als wir. Die Ausnahme hierbei ist sicherlich Hoffenheim, die bislang nicht umstellen mussten." Nur gut, dass gerade Werder Bremen in dem bisherigen Saisonverlauf ähnlich oft umstellen musste wie der HSV. "Dafür steht bei ihnen die Achse. Und mit Diego haben sie sicherlich den besten zehner der Bundesliga", warnt Jol. Wer sich am Sonntag um den brasilianischen Mittelfeldspieler kümmern wird, hat Jol noch nicht entschieden: "Aber auch da finden wir eine Lösung. Wie immer."