Am 28. Dezember hatte er sein letztes Tor für Manchester City geschossen. Für einen Weltstar wie ihn ein Armutszeugnis. Deshalb stand Robinho vor...

Manchester. Am 28. Dezember hatte er sein letztes Tor für Manchester City geschossen. Für einen Weltstar wie ihn ein Armutszeugnis. Deshalb stand Robinho vor dem Spiel gegen den HSV unter enormem Druck. Quasi eine ganze Stadt wartete nicht nur auf ein Robinho-Tor, sie forderte es sogar. "Einen Mann wie Robinho kann man nicht 90 Minuten lang ausschalten. Und wer weiß, wenn der ausgerechnet gegen uns einen Lauf bekommt, dann wird es ganz, ganz schwer", hatte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer geunkt.

Im Hinspiel hatte Collin Benjamin mit dafür gesorgt, dass der Brasilianer nie zu seinem Spiel fand. Doch Benjamin blieb verletzt in Hamburg.

Wer sollte Robinho diesmal stoppen? Trainer Martin Jol hatte keine große Wahl, er setzte auf Jerome Boateng, der beim 0:1 zuvor in Stuttgart nicht restlos überzeugt hatte. Diesmal aber zeigte sich der deutsche U-21-Nationalspieler von seiner besseren Seite. Von Robinho war im ersten Durchgang wieder nichts zu sehen - wie schon in Hamburg. Obwohl ihm deutlich anzumerken war, dass er wollte. Selbst wenn der Ball im Aus lag und es Einwurf für den HSV gab, Robinho holte die Kugel.

Und selbst bei Spiel-Unterbrechungen hatte Boateng nur seine Aufgabe zu erüllen. Als es einmal Eckstoß für den HSV gab und Boateng an der Mittellinie mit Michael Gravgaard taktische Dinge besprach, eilte Co-Trainer Zeljko Petrovic an den Spielfeldrand und schickte Boateng energisch zu Robinho.

In der zweiten Halbzeit wurde Robinho dann etwas besser. Die Standpauke von City-Trainer Mark Hughes hatte die Wirkung nicht verfehlt. Wie sagte Beiersdorfer noch: "Einen Robinho kannst du nicht 90 Minuten lang ausschalten." Das musste auch Boateng erkennen. In der 59. Minute musste der HSV-Profi seinen Widersacher laufen lassen, doch er konnte sich auf Torwart Frank Rost verlassen, der hielt im Eins-gegen-eins-Duell großartig.

Dennoch: Jerome Boateng empfahl sich für weitere Einsätze, denn über 90 Minuten gesehen war er der beständigste Mann in der Hamburger Defensive. Zumal er in einigen Szenen auch von seinem Vordermann Jonathan Pitroipa allein gegen zwei Angreifer gelassen wurde. Boateng zog sich auch dann großartig aus der Affäre. Was seinem Spiel offenbar von Minute zu Minute mehr Selbstvertrauen gab, denn er begann sogar damit, seine Nebenleute zu dirigieren, zu stellen, zu motivieren. Und Boateng zeigte in einige Szenen auch, welch ein guter Kopfballspieler er ist. Wuchtig und hoch sprang er in die luftigen Duelle, sorgte so für frischen Mut in der Abwehr.

Und von Robinho, der sich in brotloser Kunst versuchte, war nicht mehr viel zu sehen.