Abendblatt:

Herr Jol, wie sehr fürchten Sie die heißblütige Atmosphäre im Stadion Ali Sami Yen?

Martin Jol:

Beim Hinspiel waren vermutlich mehr türkische Fans in der Nordbank-Arena. Ich glaube, das ist gar nicht so viel anders als in anderen Ländern. Vor zwei Jahren war ich mit Tottenham bei Besiktas, da herrschte schon eine unglaubliche Atmosphäre. Aber ich habe gehört, das soll im Stadion von Galatasaray nur so sein, wenn das Team gut spielt. Ich hoffe, wir können das Stadion ein bisschen beruhigen.



Abendblatt:

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der HSV auch zum Finale nach Istanbul reist?

Jol:

Noch sind viele gute Mannschaften im Wettbewerb. Ich rechne am Donnerstag mit einer 50:50-Chance. Vielleicht beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass wir gegen Galatasaray gewinnen können, nur 10, 20 Prozent. Aber als Galatasaray den Uefa-Pokal 2000 gewonnen hat, haben die das auch lange nicht geglaubt. Am Ende sind sie Meister geworden und haben den Supercup geholt. Alles ist möglich.



Abendblatt:

Wie hoch ist der Uefa-Pokal in Ihrer Wertschätzung? Alle Teams arbeiten ein Jahr darauf hin, dort spielen zu können, aber die Belastungen sind hoch und könnten die Meisterschaftschancen negativ beeinflussen.

Jol:

Eigentlich ist es ein Spiel zuviel am Donnerstag, da am Sonntag das für uns sehr wichtige Spiel gegen Schalke ansteht. Aber gerade deshalb wollen wir weiterkommen. Gelingt uns das nicht, wäre das angesichts des hohen Aufwands ein bisschen dramatisch. Wir wollen unbedingt die nächste Runde erreichen. Ein schönes 2:2 wäre doch etwas.



Abendblatt:

Die zwei großen Fragezeichen waren Piotr Trochowski und Michael Gravgaard.

Jol:

Piotr hat es ziemlich schlimm mit seiner Bänderverletzung im Knie erwischt, aber hoffentlich kann ich ihn schon gegen Schalke einsetzen. Gegen Galatasaray wird das unmöglich sein. Michael Gravgaard hat Leistenbeschwerden. Ich glaube eher nicht, dass es angebracht wäre, ihn spielen zu lassen. Allerdings brauche ich noch einen Abwehrspieler auf der Bank. Er kommt nur rein, wenn es unbedingt nötig ist.



Abendblatt:

Darf sich auch Tunay Torun Hoffnungen machen?

Jol:

Für ihn ist es wichtig, Erfahrungen zu sammeln. Wenn wir 3:0 führen, dann ja, sonst eher nicht.