Der von Schalke 04 gekommene Mittelfeldspieler Albert Streit gilt als “schwieriger Typ“. Er selbst betrachtet sich entspannter - und hat große Ziele beim HSV, den er Hannover 96 vorzog.

Hamburg. Er sucht Vertrauen. Frustriert, aber mit neuer Hoffnung, hat Albert Streit über Umwege sein Glück gefunden: den HSV. "Ich hatte auch solche Perioden in meinem Fußballer-Leben", begegnet HSV-Trainer Martin Jol seinem beim FC Schalke als "Abzocker" verhöhnten Mittelfeld-Neuzugang ohne Vorurteil. Streit selbst setzt auf den Faktor Neubeginn in Hamburg. Das Interview:


Abendblatt:

Herr Streit, haben Sie Ihren neuen Spind schon gesehen?

Albert Streit:

Ja. Und ich bin froh, wieder einen zu haben. Bei Schalke wurde mir zu Saisonbeginn nach zwei Trainingseinheiten gesagt, ich müsse meinen Spind räumen für ein 19-jähriges Talent. Das war nicht nur bitter - das war ein Schock. Umso glücklicher bin ich jetzt.



Abendblatt:

Dabei wären Sie fast beim "kleinen HSV", Hannover 96, gelandet.

Streit:

Das stimmt. Mein Berater und ich waren zu Verhandlungen nach Hannover gefahren. Nachdem wir uns mit 96 nicht einigen konnten, rief Schalke-Manager Andreas Müller an und sagte, wir sollten gleich weiter nach Hamburg fahren. Und hier ging's dann sehr schnell.



Abendblatt:

Verzichten Sie für den HSV auf Geld?

Streit:

Bei Hannover wäre das nötig gewesen - beim HSV passt das schon.



Abendblatt:

Ihr Vertrag läuft bis Saisonende ...

Streit

(unterbricht): ... und der HSV ist eine große Chance für mich - das Beste, was mir passieren konnte. Hier will ich länger bleiben.



Abendblatt:

Auch Schalke ist ein großer Verein.

Streit:

Ja, aber ich wurde dort nie wirklich gebraucht, links liegen gelassen. Wichtig war ich dort nur, bis ich unterschrieben hatte. Zwischenmenschlich war Schalke katastrophal. Mein Fehler war, gegen die Situation überhaupt drei Monate lang angekämpft zu haben.



Abendblatt:

Klingt verbittert, nach wenig Selbstvertrauen?

Streit:

Das kommt. Ich muss nicht ständig in den Arm genommen werden, aber durch die Gespräche mit dem HSV fühle ich mich wichtig, als würde ich wieder gebraucht. Das tut gut.



Abendblatt:

Ihre Ziele?

Streit:

Ich bin fit, werde trotzdem nicht sofort bei 100 Prozent sein - aber hoffentlich bald an die Form aus der Zeit vor Schalke, bei Frankfurt, wieder anknüpfen können.



Abendblatt:

Damals waren Sie im Team 2006, der Nachwuchsauswahl des DFB. Träumen Sie noch von der Nationalmannschaft?

Streit:

Davon bin ich weiter entfernt denn je. In Frankfurt stand ich kurz davor.



Abendblatt:

Aber es wurde nichts und Sie wollten für Rumänien spielen ...

Streit

(unterbricht): ... die hatten angefragt, weil ich einen rumänischen Pass habe. Aber wegen irgendwelcher Fifa-Statuten durfte ich als Juniorennationalspieler Deutschlands für die nicht mehr spielen. Aber das ist alles alt und vergessen. Heute bin ich beim HSV, und hier kann Großes passieren.



Abendblatt:

Meinen Sie Titel?

Streit:

Das sage ich nicht. Aber wenn die Mannschaft häufiger so spielt wie am Freitag bei dem genialen 1:0 gegen Bayern, dann ist alles drin.