Die HSV-Fußballtalente Henrike, Hannah und Philine Diekhoff kämpfen um Pokal und Meistertitel. Doch die sportliche Perspektive fehlt.
Hamburg. Für sie zählt "nur der HSV". Seit ihrer Geburt sind die Schwestern Henrike, 16, Hannah, 15, und Philine, 12, aus Langenhorn Mitglieder des Traditionsklubs und vollkommen auf die Raute fixiert. Schon mit drei Jahren haben sie mit dem Fußballspielen begonnen. Bis zu neun Stunden in der Woche trainiert jede einzelne inzwischen für den großen Traum, irgendwann einmal in der Frauen-Nationalmannschaft zu spielen, "zumindest aber zu einem DFB-Lehrgang eingeladen zu werden", sagt Hannah Diekhoff und zupft sich ihr blaues Stirnband zurecht. Glück gebracht hat das Accessoire für die Haare zuletzt eher weniger.
+++ Fußball-Frauen des HSV scheitern an 100.000 Euro +++
An diesem Sonnabend (14 Uhr, Paul-Hauenschild-Plätze in Ochsenzoll) wollte Hannah ihre C-Jugend eigentlich bei der norddeutschen Meisterschaft gegen Werder Bremen auf den Platz führen. Vorangehen, wenn es um alles oder nichts geht. Als Kapitän, sagt Hannah, habe man eine gewisse Verantwortung auf dem Platz. Doch ein Foul beim Duell gegen die männliche C-Jugend aus Norderstedt setzte dem Vorhaben vor rund zwei Wochen ein jähes Ende. Diagnose: "Bone bruise" - Risse im Wadenbeinknochen. Vier Wochen Pause. "Eine bittere Sache", sagt Hannah und blickt zu ihrer jüngeren Schwester Philine: "Jetzt muss sie wohl dafür sorgen, dass wir den Titel holen."
Philine, die mit ihren zwölf Jahren eigentlich noch D-Jugend-pflichtig ist und aufgrund ihres Talents bereits in der C-Jugend kicken darf, nimmt die Worte ihrer Schwester gelassen zur Kenntnis. Wie Hannah und auch Henrike besucht sie das Gymnasium Heidberg - die Eliteschule des Fußballs - und möchte "irgendwann mal in der Bundesliga spielen".
Beim HSV wurde den Mädchen diese Option allerdings jüngst genommen. Wie das Abendblatt berichtete, hat der Verein seine Frauenmannschaft für die kommende Saison aus der Bundesliga zurückgezogen. Begründung: Sparmaßnahmen. 100 000 Euro fehlten am Ende. Eine Nachricht, die auch Henrike und ihre Teamkameradinnen aus der B-Jugend entsetzte: "Wir haben es aus dem Internet erfahren. Uns war es völlig unverständlich - zumal in den Jungen- und Herrenbereich weiter investiert wird", sagt die 16-Jährige, die mit ihrer Mannschaft an diesem Sonnabend (16 Uhr, Paul-Hauenschild-Plätze) gegen DJK Schlichthorst um den norddeutschen Pokal kämpft.
Dass es kaum Initiativen und kreative Ideen gegeben habe, die HSV-Frauen zu retten, bemängelt auch Hartmut Diekhoff, ehemaliger HSV-Geschäftsführer und Vater der erfolgreichen Nachwuchstalente. Man hätte an den letzten beiden Bundesliga-Spieltagen der Männer einfach einen Euro jedes verkauften Tickets an die Frauen abtreten können - "das hätte schon gereicht", sagt Diekhoff.
Die Realität sieht allerdings anders aus. Und so müssen sich Henrike, Hannah und auch Philine irgendwann entscheiden, wo ihr sportlicher Weg hinführen soll. "Ich würde am liebsten beim HSV bleiben", sagt Hannah, "aber wenn ich hier nicht die Möglichkeit haben sollte, in der Bundesliga zu spielen, und ein anderer Verein Interesse zeigt, würde ich wechseln."
Irgendwann wollen die Schwestern gemeinsam in einer Mannschaft spielen, Triumphe feiern und das Mittelfeld dominieren: Henrike mit ihrer Laufstärke, Hannah mit ihrer Spielübersicht und Philine mithilfe der Bissigkeit, die sie stets demonstriert. Erst einmal bleibt aber alles, wie es ist: Bei den Diekhoff-Schwestern zählt trotz der offenen Zukunft "nur der HSV".