Diese Saison will der HSV schnell vergessen. International schauen die Hamburger wieder nur zu. Paolo Guerrero hat sich verletzt.

Hamburg. Ende, Feierabend. Fans und Spieler des HSV wollen von der abgelaufenen Saison nichts mehr sehen, nichts mehr hören. Der HSV ist als Tabellen-Achter der Bundesliga im Mittelmaß versandet, hat zwölf Spiele gewonnen, 13 verloren. Zum Schluss gab es ein 1:1 gegen die von akuter Abstiegsnot bedrohte Borussia aus Mönchengladbach, die dadurch den Relegations-Platz behauptete und nun in zwei Spielen am 19. und 25. Mai gegen den Drittliga-Zweiten um den Verbleib im Oberhaus streitet.

Die Bundesliga-Tabelle

“Ist doch egal, wir haben eh alles vergeigt. Nächstes Jahr greifen wir wieder an“, meinte ein HSV-Anhänger gleichgültig und gab damit die Stimmung auf den Rängen wieder. Während die 8000 mitgereisten Fans von Mönchengladbach ihre Mannschaft mit dem Plakat "Vollgas“ anpeitschten, verrieten die Rothosen-Anhänger ihre Gemütslage mit dem Spruchband "Endlich Sommerpause.“

Auch Trainer Michael Oenning konnte nicht mehr reparieren, was unter Vorgänger Armin Veh eingerissen war - mangelnde Leidenschaft. Die Bilanz des 46-Jährigen ist ernüchternd: In acht Spielen ein Sieg, zwei Niederlagen und fünf Unentschieden. Was Siege sind, weiß der HSV wohl nur noch aus alten "Kicker“-Heften. In den letzten sieben Partien gab es keinen mehr. Lediglich drei Törchen sprangen dabei heraus - ein Armutszeugnis für die Offensiv-Abteilung.

Auch Ruud van Nistelrooy, der den Club mit unbekanntem Ziel verlässt, war von sich enttäuscht: "Es hätten ein paar Tore mehr sein müssen.“ Sieben Treffer stehen für ihn in diesem Spieljahr zu Buche. Wenigstens der Auszug aus der erneut mit 57.000 Zuschauern komplett gefüllten Arena tröstete ihn: "Ich hatte eine super Verabschiedung, wurde gefeiert.“

Das wurden auch Frank Rost, Zé Roberto, Piotr Trochowski, Eric Maxim Choupo-Moting, Tunay Torun und der mit zehn Spieljahren dienstälteste Profi Collin Benjamin, bei dessen Einwechslung das Stadion nahezu komplett applaudierte. "Ich habe in drei Top-Vereinen Deutschlands gespielt. Das war eine schöne Zeit. Aber das Leben geht weiter“, sagte Zé Roberto, der zwei weitere Jahre bleiben, der HSV ihm aber nur eines gewähren wollte. "Das ist natürlich ein trauriger Tag“, meinte der Brasilianer, der als Ausländer mit den meisten Bundesliga-Spielen in die Statistik eingeht.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass noch weitere Spieler Hamburg verlassen. Eljero Elia wehrte Fragen nach seiner HSV-Zukunft ab. "Ich habe noch drei Jahre Vertrag“, sagte der Niederländer, was nichts sagt. Die Zukunft von Paolo Guerrero, der sich eine Knieverletzung zugezogen hat, ist ebenso offen. Fakt ist, Trainer und Vorstand wollen ein frisches, hungriges Team formieren.

Große Erwartungen werden dabei an Sportdirektor Frank Arnesen geknüpft. Der Däne ist noch in Diensten des FC Chelsea, kommt aber in den nächsten Tagen zur Beratung mit dem HSV-Aufsichtsrat nach Hamburg. Die Hoffnung kursiert, er möge Talente vom FC Chelsea mitbringen und seine Fühler bereits erfolgreich in seine dänische Heimat und in die ihm bestens vertrauten Niederlande ausgestreckt haben. Oenning: "Der Umbruch erfordert Geduld. Wir werden das mit Ruhe und Bedacht machen.“ (dpa)

Die Statistik

HSV - Mönchengladbach 1:1

Hamburg: 1 Rost - 2 Diekmeier (ab 85. Benjamin), 44 Kacar, 4 Westermann, 6 Aogo - 13 Tesche, 8 Ze Roberto (ab 67. van Nistelrooy) - 25 Rincon, 31 Ben-Hatira, 11 Elia - 9 Guerrero (ab 36. Pitroipa) - Trainer: Oenning

Mönchengladbach: 21 ter Stegen - 24 Jantschke, 39 Stranzl, 31 Dante, 3 Daems - 16 Nordtveit, 13 Neustädter - 11 Reus, 18 Arango - 19 Hanke (ab 74. de Camargo), 25 Idrissou. - Trainer: Favre

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Arango (41.) , 1:1 Ben-Hatira (70.)