Hamburg. Ein Kreuzbandriss zum Saisonstart, sechs Monate Spielpause. Und beim Comeback der Flaschenwurf, der von Opfer Axel Z. inzwischen angezeigt wurde und verhandelt wird - Probleme ist Paolo Guerrero wahrlich gewohnt. Hinzu kam noch die unklare Vertragssituation in Hamburg. "Es war ein böses Jahr", so Guerrero, "deshalb bin ich jetzt umso glücklicher, dass ich noch lange bleibe." Der Peruaner unterschrieb jetzt doch einen Vierjahreskontrakt beim HSV.

Es ist eine überraschende Wendung. Schließlich hatten mehrere Aufsichtsräte ihre Zustimmung zu einem neuen Vertrag verweigert - zu groß schienen ihnen die charakterlichen Defizite des Stürmers. Bis Montag. Bis mit Armin Veh ein neuer Trainer gefunden wurde und dieser seinen Wunsch nach einer Zusammenarbeit mit Guerrero im Kontrollgremium verdeutlicht hatte. "Es ist kein Geheimnis, was ich von Paolo halte. Nicht umsonst wollte ich ihn vor einem Jahr nach Wolfsburg holen."

Worte, die dem leicht zu verunsichernden Guerrero gut tun werden, muss er doch weiter gegen Vorbehalte im eigenen Klub anarbeiten. "Ich weiß, dass einige entscheidende Leute gegen mich waren, und das ist nicht schön", resümierte Guerrero gestern, "aber ich freue mich einfach, jetzt dieses Vertrauen vom Verein und dem Trainer zu spüren. Der Flaschenwurf war natürlich ein großer Fehler - aber der HSV weiß, wie ich eigentlich bin. Deshalb habe ich lange gekämpft und bin am Ende belohnt worden."

Finanziell sogar alles andere als zu knapp. Rund drei Millionen Euro soll Guerrero nach Abendblatt-Informationen künftig im Jahr kassieren - immerhin hat er damit seine Forderung etwas heruntergeschraubt. Im aktuellen Kader dürfte dennoch nur Ruud van Nistelrooy noch mehr verdienen. Der HSV sieht es aber als gutes Geschäft. Die Rechnung: Ein neuer Stürmer auf Guerrero-Niveau hätte entweder eine hohe Ablöse oder ein enormes Handgeld gekostet und das gleiche Salär bezogen. Der 26-Jährige will sich jetzt ein Haus oder eine Wohnung in Hamburg kaufen: "Ich wollte immer bleiben. Und ich habe noch große Ziele."

Ziele, bei deren Erreichen ihm Ibrahim Afellay, 24, helfen soll. Seit Montag ist der Transfer des neun Millionen Euro teuren Mittelfeldspielers von PSV Eindhoven vom Aufsichtsrat genehmigt. Mit dem abgebenden Verein des holländischen Nationalspielers und WM-Teilnehmers herrscht ebenfalls Einigkeit. In den nächsten Tagen sollen, so Vorstand Katja Kraus, nur noch letzte Details mit dem Spieler geklärt und anschließend ein Fünfjahresvertrag unterschrieben werden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der bislang enttäuschende Marcus Berg ausgeliehen wird.

Veh zuversichtlich: "Offensiv haben wir keine Probleme." Worte, die endlich auch wieder auf Guerrero zutreffen.