Portugal startet bei der EM in der Hammergruppe B. Während Mourinho dem Team nichts zutraut, glaubt Superstar Ronaldo an die Titelchance.
Lissabon/Frankfurt. Wenn es nach Jose Mourinho geht, werden seine Landsleute um Superstar Cristiano Ronaldo bei der Fußball-EM keinen Blumentopf gewinnen. Er wolle später einmal als erster Trainer mit Portugal einen Titel gewinnen, sagte „The Special One“ zuletzt. Für den Coach von Real Madrid hat das Team seines „Vorgängers“ Paulo Bento demnach keine Chance auf ein triumphale Endrunde in Polen und der Ukraine. Die deutschen Profis, die am 9. Juni in Lwiw auf die Erben des großen Eusebio treffen, dürften diese Prognose gerne gehört haben. Mourinhos Schützling Ronaldo hält allerdings nichts von der Vorhersage seines Klubtrainers.
„Wir wollen und wir werden auch ganz sicher eine gute EM spielen. Davon bin ich absolut überzeugt“, sagte der Weltfußballer des Jahres 2008. Der im Armenviertel von Madeira aufgewachsene „CR7“ ist der große Hoffnungsträger der portugiesischen Fans. Ganz Portugal erhofft sich von dem exzentrischen Star ähnliche Leistungen wie im November des vergangenen Jahres beim entscheidenden 6:2 im Play-off gegen Bosnien-Herzegowina.
Mit einem Doppelpack hatte der teuerste Spieler der Welt (für 94 Millionen Euro Ablöse von Manchester United zu Real Madrid) seine Kritiker damals Lügen gestraft und endlich auch im Nationaltrikot für positive Schlagzeilen gesorgt. Zuvor war dem Topstar immer wieder vorgeworfen worden, nur im Vereinstrikot zu brillieren.
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Gegen die Bosnier präsentierte sich der 27-Jährige wie ein echter Kapitän und schloss mit seinen Toren 31 und 32 zum portugiesischen Idol Luis Figo auf. Für Rekord-Nationalspieler Figo steht seit diesem Spiel fest, „dass Portugal die EM gewinnen kann“. Auf den ersten internationalen Triumph des WM-Vierten von 2006 und Vize-Europameisters von 2004 hofft auch Ronaldo: „Ich strebe weniger nach persönlichen Rekorden, sondern nach Titeln.“
Auf dem Weg zu EM-Sieg baut der frühere Profi des englischen Rekordmeisters Manchester United vor allem auf die Künste Bentos. „Er hat die Wende geschafft und das Team umgekrempelt. Er hat eine neue Mentalität und frisches Blut gebracht, das war wichtig“, sagte Ronaldo über Bento, der die Mannschaft nach den ersten beiden Qualifikationsspielen und nur einem Punkt auf dem Konto von Carlos Queiroz übernommen hatte.
Nach Verpassen der direkten Qualifikation stand allerdings auch Bento sofort in der Kritik. In den Medien wurde bereits über eine Ablösung des Trainers spekuliert. Als Interimslösung war zum wiederholten Mal Mourinho im Gespräch. Doch nach der Qualifikation für das siebte Großereignis seit dem Jahr 2000 in Folge hat Bento seinen Posten sicher.
Mit dieser Gewissheit im Rücken scheute der Coach auch keine unpopulären Maßnahmen. So werden Jose Bosingwa und Ricardo Carvalho bei der EM nicht dabei sein. „Beide sind nur Zuschauer“, sagte Bento, der von den Eskapaden der beiden Profis genug hat. Auf Mittelfeldspieler Danny vom russischen Meister Zenit St. Petersburg muss Bento, der mit seinem Team im Vier-Sterne-Hotel Remes in der westpolnischen Stadt Opalenica residieren wird, dagegen unfreiwillig verzichten. Der 28-Jährige fehlt mit einem Kreuzbandriss.
Doch auch mit Danny wäre Portugal in der Gruppe B mit Deutschland, Dänemark und den Niederlanden nach Ansicht Bentos nur Außenseiter: „Schwerer hätte die Gruppe nicht kommen können. Wir werden unsere Chance suchen. Deutschland und Holland sind aber sicherlich die großen Favoriten.“ So sehen es auch die portugiesischen Zeitungen. „Nur Haifische“, schrieb O Jogo nach der Auslosung. „Portugal wurde in die Todesgruppe gelost“, meinte Record. Und Publico titelte: „Drei frühere Europameister stellen sich Portugal in den Weg.“