Hamburg. Bayern-Boss Rummenigge tobt wegen Kritik von RB Leipzig. Münchener kassieren zehn Millionen Euro, verlieren aber ihre Spiele.
Nummer eins süß-sauer: Der FC Bayern München reagiert bissig und angefressen auf die Kritik an der einträglichen Asien-Reise, die vor allem von der neuen Konkurrenz von RB Leipzig kommt. Auch Borussia Dortmund muss sich wegen seines Trips nach Japan und China rechtfertigen, tut das aber vergleichsweise gelassen. Die Vorhaltungen sind nicht neu, haben aber vor allem zwischen Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß sowie dem Leipziger Trainer Ralph Hasenhüttl an Schärfe zugenommen. Gleichzeitig haben die Bayern bei ihrer werblichen Asien-Tour sportlich schwer enttäuscht. Liegen die Nerven schon blank?
Im vierten und letzten Spiel beim des International Champions Cups unterlag Bayern in Singapur Inter Mailand mit 0:2. Inter-Angreifer Eder überwand Bayern-Torwart Sven Ulreich zweimal per Kopf. Die Münchner hatten zuvor ihre beiden Spiele in China gegen den FC Arsenal (3:4 im Elfmeterschießen) und den AC Mailand (0:4) verloren. Beim 3:2 gegen den FC Chelsea war Trainer Carlo Ancelotti der einzige Sieg gelungen.
Am Ende der Asienreise übernahm Karl-Heinz Rummenigge die klassische Uli-Hoeneß-Rolle als Abteilung Attacke. In seinem euphorischen Fazit des Zwölf-Tage-Trips griff der Münchner Vorstandschef Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl an. Dieser hatte die strapaziösen Werbetouren der Topclubs FC Bayern und Borussia Dortmund in diesem Sommer kritisiert.
Rummenigge in Hoeneß-Manier
„Ich finde diese Aussage ein Stück zynisch und auch unsolidarisch“, lautete der Vorwurf, den Rummenigge ins Trainingslager von RB Leipzig nach Seefeld übermittelte. Hasenhüttl hatte es als „krass“ bezeichnet, was den Münchner Profis sowie denen des BVB in der Vorbereitung zugemutet werde. Er sei „sehr dankbar“ dafür, von derartigen Reisen noch verschont zu bleiben.
Aus Rummenigges Sicht sind Trips in die neuen Märkte Pflicht, wenn die Bundesliga mit anderen Topligen Europas konkurrieren wolle. „Dann muss man auch eine gewisse Strapaze auf sich nehmen. Bayern München, Schalke, Borussia Dortmund müssen hier als Lokomotive voranfahren“, sagte der Münchner Boss. „Die Clubs, die in Asien und Amerika waren, haben etwas pro Bundesliga-TV-Vermarktung geleistet. Bei denen, die nach wie vor den einfachen Weg wählen und sich in Österreich und der Schweiz vorbereiten, bin ich sehr skeptisch, ob sie damit einen großen Beitrag zum Wohle der Bundesliga damit leisten.“
"Belastungen der Spieler extrem"
Hasenhüttl hält es dagegen für problematisch, Spieler während der Saisonvorbereitung „in komplett andere klimatische Verhältnisse zu jagen“. Der 49-Jährige reagierte im RB-Camp erstaunt auf Rummenigges Verbalattacke. „Was an meiner Aussage zynisch sein soll, verstehe ich nicht. Ich wurde als Trainer zu den Belastungen einer Asienreise gefragt. Und ich habe als Trainer geantwortet, dass ich die Belastungen für die Spieler extrem finde.“ Er stehe zu der Aussage.
Immerhin hatte auch Hoeneß die Münchner Zwölf-Tage-Tour in Teilen als „grenzwertig“ kritisiert. Rummenigge war bemüht, diese Aussage zu relativieren. „Alle kennen Uli Hoeneß: Wenn man 0:4 gegen Milan verloren hat, dann ist das bei ihm der emotionale Knopf.“
Rummenigge hatte vorher ein rundum positives Resümee ziehen wollen. „Wir haben alle Ziele komplett erreicht. Großartige Reise, totaler Erfolg, alles wunderbar“, sagte er. Finanziell war es ein Rekordtrip. An die zehn Millionen Euro wurden in China und Singapur verdient. Für nächstes Jahr wird wieder eine USA-Tour ins Auge gefasst.
Neuer Sportdirektor bleibt geheim
Beim Thema Sportdirektor lüftete Rummenigge kein Geheimnis. „Da kann ich nicht mehr verraten, weil wir ein Prozedere einzuhalten haben. Uli Hoeneß muss das mit seinen Kollegen im Aufsichtsrat abstimmen, der das beschließen muss.“ Der Kandidat ist gekürt, es könnte jetzt fix gehen. Präsident Hoeneß wird die Entscheidung dann verkünden.
Miroslav Klose wird nicht Sportchef. Der Weltmeister soll - wenn es seine Trainerausbildung zulässt - aber möglichst auch in Zukunft als Botschafter für seinen Ex-Verein tätig werden. „Miro hat das super gemacht. Er war eine große Hilfe“, sagte Rummenigge dankbar.
Borussia Dortmund rechtfertigt Asien-Trip
Unterdessen hat Marcel Schmelzer die Asienreise von Borussia Dortmund gegen Kritik verteidigt. „Wir wissen, dass es für Topclubs Normalität ist, diese Reisen durchzuführen“, sagte der BVB-Kapitän am Donnerstag im Trainingslager von Bad Ragaz (Schweiz).
Der aktuellen Diskussion über den Nutzen solcher PR-Maßnahmen kann er wenig abgewinnen: „Man darf nicht vergessen, wie viele Fans wir auf diesem Kontinent haben. Es ist ein Art von Dankbarkeit, den Leute dort für ein paar Tage unsere Gesichter und unsere Trainingseinheiten zu zeigen.“
Die Borussia war in der vergangenen Woche von einer Reise nach Japan und China zurückgekehrt und bereitet sich derzeit in der Schweiz auf die neue Saison vor. Die sportlichen Nachteile der ersten Tour halten sich nach Einschätzung von Schmelzer in Grenzen: „Es ist kein Problem, wenn man in der Vorbereitung konditionelle Reize etwas später setzt."