Das 5:1 bei Arsenal London dürfte das Aus für dessen Trainer bedeuten. Bayern München stürmt in der Champions League weiter.
Erst nachlässig, dann wieder brillant: Der FC Bayern ist im Dauerduell mit dem FC Arsenal nach einer ersten Spielhälfte im Energiesparmodus doch noch entspannt zum sechsten Mal nacheinander ins Viertelfinale der Champions League gestürmt. Beim erneuten 5:1 (0:1) im Achtelfinal-Rückspiel am Dienstag in London deklassierte das Team von Trainer Carlo Ancelotti die Gunners am Ende in Überzahl mit demselben Ergebnis wie drei Wochen zuvor in München.
Hätte Manuel Neuer das Gegentor von Theo Walcott verhindern können? Der Ball kam aus spitzem Winkel in seine Ecke, er bekam die Fäuste nicht rechtzeitig hoch. Neuer sagte: "Den Beginn haben wir uns außer den ersten zehn Minuten anders vorgestellt. Ich habe aber nicht daran gedacht, dass es noch kippen könnte." Mats Hummels meinte: "Das Resultat passt nicht dazu, was bis zum Elfmeter passiert ist. Bis dahin haben wir einen pomadigen Auftritt hingelegt. Die ersten 50 Minuten waren nicht gut. Wir brauchen aber nicht darüber reden, dass wir verdient weiter sind."
Robert Lewandowski (55./Foulelfmeter), Arjen Robben (68.), Douglas Costa (78.) und Arturo Vidal (80./85.) hatten nach der Roten Karte für Arsenal-Kapitän Laurent Koscielny (54.) wegen einer Notbremse leichtes Spiel bei dem erneuten Schützenfest. Theo Walcott hatte vor 59.911 Zuschauern im Emirates Stadium Arsenal in der 20. Minute in Führung gebracht.
Da träumten die Fans der Londoner, die später vorzeitig das Stadion fluchtartig verließen. Das Gesamt-Ergebnis von 2:10 wird auch die Diskussionen um Arsenal-Trainer Arsène Wenger auf der Insel weiter anheizen. Die Bayern wiederum müssen bis zur Auslosung am 17. März auf ihren Viertelfinal-Gegner warten.
Thomas Müller blieb wieder draußen
Ancelotti machte seine Ankündigung wahr und bot trotz des vermeintlich komfortablen Vorsprungs seine bestmögliche Startelf auf. Für Nationalspieler Thomas Müller bedeutete dies wieder einen Platz auf der Bank. Rafinha ersetzte den gesperrten Kapitän Philipp Lahm, Manuel Neuer konnte trotz Rückenproblemen spielen - musste aber schon früh das Gegentor durch Walcott hinnehmen. Mit einer feinen Einzelleistung auf der rechten Seite schlängelte sich der Angreifer zwischen Mats Hummels und Xabi Alonso durch und überraschte Neuer mit einem harten Schuss aus neun Metern auf das kurze Eck.
Schon zuvor hatten die Gastgeber zwei Möglichkeiten: Bei einem langen Ball des früheren Gladbacher Bundesliga-Profis Xhaka auf Walcott war Neuer zur Stelle und klärte außerhalb des Strafraums (11.). Olivier Giroud setzte einen Kopfball an den Außenpfosten (13.).
Die Bayern wähnten sich in Sicherheit
Mit dem Führungstreffer schien die Marschroute von Arsène Wenger aufzugehen. Nach den zehn verhaltenen Arsenal-Anfangsminuten wähnten sich die Bayern vielleicht zu sehr in Sicherheit, jedenfalls entglitt ihnen erst einmal für 45 Minuten die Kontrolle über das Spiel.
Rafinha konnte Lahm auf der rechten Abwehrseite nicht gleichwertig ersetzen, David Alaba ließ dem sehr aktiven Walcott zu viele Freiheiten. In der 34. Minute versuchte es der englische Nationalstürmer erneut aus spitzem Winkel, traf aber diesmal nur das Außennetz. Auch ohne den zunächst pausierenden Mesut Özil spielte Arsenal engagiert und offensivfreudig, verpasste aber einen zweiten Treffer noch vor der Pause. Ein Freistoß von Alexis Sanchez (45.) stellte Neuer vor keine allzu großen Probleme.
Die einzige echte Bayern-Chance in den ersten 45 Minuten vergab Robert Lewandowski, der nach einem schönen Zuspiel von Aktivposten Arjen Robben den Ball nicht richtig traf und das Tor knapp verfehlte (38.). Ein 1:1 hätte zu diesem Zeitpunkt zur Beruhigung der Situation für die Münchner beitragen können. So aber setzten die Londoner ihr Pressing auch in den ersten Minuten nach dem Wechsel fort. Giroud kam frei zum Kopfball, setzte diesen aber weit über das Tor (48.).
Schlüsselszene: Elfmeter für Bayern und Rot
Nur kurz darauf ereignete sich jedoch die Schlüsselszene des Spiels im Arsenal-Strafraum. Koscielny stieß Lewandowski um, Schiedsrichter Anastasios Sidiropoulos entschied sofort auf Elfmeter. Allerdings zeigte der Grieche Koscielny erst einmal Gelb, ehe er auf Intervention des Tor-Assistenten doch die Rote Karte zückte.
Lewandowski trat selber an und erzielte cool und locker sein 39. Champions-League-Tor. Die zarten Hoffnungen der Gastgeber auf ein Königsklassen-Wunder waren endgültig dahin - zumal Robben wenig später nach einem Fehlpass von Arsenal-Keeper David Ospina zum 2:1 aus Bayern-Sicht traf. In Überzahl und mit dem Vorsprung hatten es die Münchner anschließend leicht und bescherten Arsenal ein weiteres Champions-League-Debakel. Die Münchner drehten auf, die Londoner gaben auf. Lewandowski traf zunächst den Pfosten (76.), anschließend schossen der eingewechselte Douglas Costa und Vidal das 5:1 heraus.
Real siegt dank Kroos und Ramos
Derweil hat Titelverteidiger Real Madrid dank seines kongenialen Duos Toni Kroos/Sergio Ramos die Hölle von Neapel unbeschadet überstanden und darf weiter von einer erfolgreichen Titelverteidigung in der Champions League träumen. Der spanische Rekordmeister mit Weltmeister Kroos in der Schaltzentrale zog durch ein 3:1 (0:1) im Achtelfinal-Rückspiel beim SSC Neapel zum siebten Mal in Folge ins Viertelfinale der Königklasse ein. Das Hinspiel hatten die Königlichen ebenfalls 3:1 gewonnen.
Vor 56.695 Zuschauern im ausverkauften Hexenkessel San Paolo bereitete Kroos jeweils per Ecke die ersten beiden Treffen der Gäste vor. Zunächst traf Ramos in der 51. Minute, dann kam der spanische Nationalspieler ebenfalls per Kopf in der 57. Minute zum Abschluss. Dieser Treffer wurde aber als Eigentor gewertet, da Dries Mertens den Ball noch ins eigene Tor abgefälscht hatte. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Alvaro Morata in der Nachspielzeit (90.+1). Mertens (24.) hatte die Gastgeber in Führung geschossen.
SSC Neapel startete stark
Angetrieben vom starken Kapitän Marek Hamšík ergriffen die Hausherren von Beginn an die Initiative und initiierten einen Angriff nach dem anderen Richtung Real-Tor. Ein harmloser Weitschuss von Kroos nach einer Viertelstunde was das Einzige, was der Klub-Weltmeister in der Anfangsphase zu bieten hatte.
Nach Chancen von Hamšík und Lorenzo Insigne, der in Madrid getroffen hatte, nutzte dann SSC-Torjäger Mertens die dritte Möglichkeit der Italiener zur verdienten Führung. Nach Zuspiel von Hamšík ließ der belgische Nationalspieler Real-Schlussmann Keylor Navas keine Chance.
Nach dem Gegentreffer wachten die Gäste auf und setzten ihrerseits Neapel mehr unter Druck. Die erste gute, allerdings auch einzige Chance vor der Pause verbuchte Real nach einer halben Stunde, als Superstar Cristiano Ronaldo nach einem guten Pass von Karim Benzema aus spitzem Winkel nur den Außenpfosten traf. Acht Minuten später scheiterte auf der anderen Seite Mertens ebenfalls am Aluminium. Real war mit dem knappen Rückstand zur Pause gut bedient.
Zwei Minuten nach dem Seitenwechsel traf Benzema für den Tabellenzweiten der Primera Division zunächst den Außenpfosten, ehe Ramos den Ball nach einer scharf geschossenen Ecke von Kroos per Kopf über die Linie drückte. Vier Minuten später fand Kroos erneut Ramos, dessen Kopfball diesmal aber noch von Mertens unglücklich abgefälscht wurde.
Neapel mühte sich zwar nach Kräften, das Unmögliche noch möglich zu machen. Real stand aber in der Defensive besser als vor der Pause und ließ nicht mehr viel zu. Real-Trainer Zinédine Zidane, der wieder auf den im Hinspiel verletzungsbedingt fehlenden Superstar Gareth Bale zurückgreifen konnte, sah eine souveräne Schlussphase seines Teams, das durch Morata noch nachlegte.