Bremen/Lotte. Nach dem Pokal-K.o. herrscht an der Weser Krisenstimmung. Sport-Chef Baumann moniert die Einstellung, Kapitän Fritz maßregelt die Fans.
Nach dem peinlichen Pokalauftritt nahm sich Frank Baumann Spieler und Fans von Werder Bremen zur Brust. „Was besonders enttäuschend war, dass wir uns hier auch noch als schlechte Verlierer gezeigt haben“, kritisierte der Sport-Geschäftsführer das blamable 1:2 (1:1) beim Drittliga-Aufsteiger Sportfreunde Lotte. Baumann bezog sich auf die Disziplinlosigkeiten, die mangelnde Einstellung und das taktische Fehlverhalten des Fußball-Bundesligisten.
Die heftig gescholtenen Profis übten am Montag Selbstkritik und radelten sich im Training den Frust von der Seele. Nicht dabei war Stürmer Max Kruse. Der Offensivspieler hat sich zu allem Überfluss in Lotte eine Außenbandverletzung zugezogen, wie der Club mitteilte. Er werde vorerst nicht zur Verfügung stehen. Als „sehr bitter“ bezeichnete Werder-Coach Viktor Skripnik den voraussichtlich längeren Ausfall des ehemaligen Nationalspielers. Am Dienstag soll Kruse beim Spezialisten Dr. Heinz-Jürgen Eichorn in München untersucht werden. Danach dürfte feststehen, wie lange der Bremer Neuzugang ausfällt.
Baumann kritisiert Rotsünder Bartels
Die Rote Karte für Fin Bartels, der sich in der Schlussphase zu einer Tätlichkeit gegen Lottes Alexander Langlitz hinreißen ließ, sorgte besonders für Verdruss. „Wir erwarten von unseren erfahrenen Spielern, dass sie sich cleverer verhalten. Am Ende waren wir mehr mit dem Gegner und dem Schiedsrichter beschäftigt als mit unserem eigenen Spiel“, monierte Baumann.
Zum Bundesligaauftakt beim Rekordmeister FC Bayern München am kommenden Freitag (20.30 Uhr) erwartet der frühere Nationalspieler einen ganz anderen Auftritt: „Da haben wir die Gelegenheit, eine Reaktion zu zeigen.“
Fritz maßregelt die Werder-Fans
Auch Clemens Fritz ging mit der Mannschaft und den frustrierten Anhängern, die Bengalos zündeten und ihr Team nach dem Schlusspfiff mit Gegenständen bewarfen, hart ins Gericht. „Alle müssen sich kritisch hinterfragen. Da darf sich keiner rausnehmen“, schimpfte der Werder-Kapitän. Er beklagte das Déjà-vu nach dem bereits vierten Erstrunden-Knockout seit 2011. „Es kotzt mich an, hier zu stehen und wieder über das Pokal-Aus zu reden.“ Die Enttäuschung der Fans konnte er zwar nachvollziehen, dennoch kritisierte er die Anhänger: „Die Mannschaft zu bewerfen und zu beschimpfen, gehört sich nicht.“
Abwehr überfordert, Offensive ideenlos
Die Abwehr um die Neuzugänge Lamine Sané und Niklas Moisander war überfordert, das Mittelfeld weitgehend ideenlos, die einzige Spitze Lennart Thy ohne Durchschlagskraft. Dazu kamen taktische Mängel. Bis zum Gastspiel bei Lahm, Lewandowski und Co. müssen sich die Bremer in allen Bereichen erheblich steigern. Sonst droht ein Debakel.
„Das war eine miserable Leistung. Wir brauchen eine andere Einstellung. In München müssen wir uns ganz anders präsentieren“, mahnte auch Kruse. Dem Ex-Wolfsburger, der wahrscheinlich in München nicht auflaufen kann, mangelte es wie Fritz und Zlatko Junuzovic zumindest nicht an Einsatzwillen.
Pizarros Comeback wäre zu früh
Der Österreicher Junuzovic zog sich bei seinem Ausgleichstreffer (45.) im Kopfballduell mit Lottes Gerrit Nauber eine Platzwunde zu, die mit sechs Stichen genäht werden musste. „Das Auge ist stark geschwollen. Deshalb kann ich leider nicht viel sehen. Aber das ist das kleinere Übel“, sagte er.
„Letztes Jahr sind wir überraschend ins Halbfinale eingezogen, dieses Jahr überraschend in der ersten Runde ausgeschieden - so ist Fußball“, sagte Werder-Trainer Skripnik. Der Ukrainer, der nach der schwachen Bundesligasaison ohnehin unter Beobachtung steht, ist nun gefordert, sein Team bis zum Spiel in München wieder aufzurichten und womöglich personell neu aufzustellen. Auf die Rückkehr von Claudio Pizarro (Faserriss), der als Führungsspieler an allen Ecken und Enden fehlte, kann Skripnik kaum hoffen. Ein Einsatz des Torjägers käme wohl noch zu früh.