Scholl bricht Lanze für Ronaldo, der EM-Geschichte schreibt
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Portugal setzt sich gegen den großen Außenseiter durch, der gehandicapt in die Partie ging. Ronaldo entscheidet Duell der Superstars.
Cristiano Ronaldo umarmte Gareth Bale, er tätschelte ihm die Wange, dann unterhielten sich die beiden teuersten Fußballer der Welt eine gute Minute lang. Am Ende drückte Ronaldo seinen Mitspieler bei Real Madrid noch einmal an seine Brust, Bale zwinkerte ihm zu, dann gingen sie getrennter Wege: Ronaldo macht sich nach dem 2:0 (0:0) gegen Wales auf nach St. Denis, zum Endspiel der EM. Bale, der großartige Anführer des sensationellen Außenseiters, muss nach Hause fahren.
„Wir wussten dass es ein harter Weg wird. Aber wir haben immer daran geglaubt, auch als wir zu Turnierbeginn nicht gut gespielt hatten“, sagte Ronaldo, der mit seinen Portugiesen zum ersten Mal bei dieser EM ein Spiel nach 90 Minuten gewann. Aber, ergänzte er, „es ist immer besser, schwach zu starten und mit einem Knall aufzuhören“. Das Feuerwerk soll gegen Deutschland oder Frankreich folgen. „Ich hoffe, ihr seht mich am Sonntag Freudentränen weinen. Es ist ein Traum. Wir sind nahe dran und hoffen, dass wir gewinnen“, sagte Ronaldo.
Es war Ronaldo selbst, der die Drachen bezwang. Mit einem Rekordtor beendete er das Fußball-Märchen der Waliser, er greift nach seinem ersten Titel mit der Nationalmannschaft. Der Superstar führte die leicht favorisierten Portugiesen zum zweiten Mal nach 2004 in das Endspiel einer EM. Er hat nun die Chance, die Niederlage im Endspiel des Heim-Turniers gegen Griechenland (0:1) zu korrigieren.
Waliser Fans mit dem Song don't take me home:
Scholl singt Loblied auf Ronaldo
Ein Doppelschlag der Portugiesen verhinderte ein Happy End der walisischen Heldensaga. Ronaldo selbst machte mit seinem dritten Turniertreffer (50.) den Weg ins Endspiel frei, das Tor seines Sturmkollegen Nani (53.) bereitete er vor. Es war ein weiterer Stich ins Herz der Roten Drachen. Für Ronaldo, bis dahin kaum zu sehen, war es in seinem 20. EM-Spiel – keiner hat mehr auf dem Buckel – das neunte Tor, er zog damit in der EM-Torschützenliste mit Frankreichs Michel Platini gleich. Darüber hinaus ist Ronaldo der erste Spieler, der in drei EM-Halbfinals vertreten war (2004, 2012, 2016).
Wegen all seiner Rekorde schmeichelte ihn auch ARD-Experte Mehmet Scholl. „Sein Kopfball war überragend. Ob man ihn mag oder nicht, ich versuche das immer auszublenden, denn als Sportler ist er absolute weltklasse“, sagte der frühere deutsche Nationalspieler über den Exzentriker.
Im Duell der beiden Superstars von Real Madrid stand Ronaldo vor 55.679 Zuschauern in Lyon zunächst klar im Schatten von Bale. Der Waliser rieb sich für seine Mannschaft auf, Ronaldo wartete darauf, in Szene gesetzt zu werden. Das gelang beim Führungstreffer perfekt: Nach einer kurz ausgeführten Ecke köpfte er die Hereingabe des Dortmunder Neuzugangs Raphael Guerreiro schulbuchmäßig ins Tor. Bale und seine wackeren Waliser standen spätestens drei Minuten später unter Schock, sie fanden keine Antwort, obwohl sie von ihren Fans leidenschaftlich nach vorne gesungen wurden.
Ramseys Ausfall nahm Bale seine Stärke
Portugal musste kurzfristig ohne seinen Abwehrchef Pepe auskommen, doch die Defensive stand meist sicher – und alle Augen richteten sich ohnehin auf Ronaldo und Bale. Ronaldo fiel anfangs gleich zweimal auf: Erst ließ er vor dem Anpfiff lachend einen „Flitzer“ mit für das Mannschaftsfoto posieren, als zehn Minuten gespielt waren, lag er am Boden. Beim Versuch, zum Kopfball hochzusteigen, hatte ihm der ansonsten starke James Collins den Arm um die Schulter gelegt. Eine elfmeterreife Szene.
Weil Wales auf den gelbgesperrten Ballschlepper Aaron Ramsey verzichten musste, ließ sich Bale regelmäßig bis auf Höhe der Mittellinie zurückfallen. Immer wieder versuchte er, die Initiative an sich zu reißen – ein Vorhaben, dass die Portugiesen zunehmend unterbanden, indem sie ihn zu zweit, zu dritt oder zu viert bearbeiteten. Ohne seinen kongenialen Partner war Bale nur die Hälfte wert.
So feiern Fans die EM-Finalrunden:
So feiern Fans die EM-Finalrunden
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Die Statistik
Portugal: Patricio/Sporting Lissabon (28 Jahre/51 Länderspiele) - Soares/FC Southampton (24/14), Alves/Cagliaro Calcio (34/86), Fonte/FC Southampton (32/15), Guerreiro/Borussia Dortmund (22/11) - Pereira/FC Porto (24/17) - Sanches/Bayern München (18/10) ab 74. Gomes/FC Valencia (22/13), Silva/Sporting Lissabon (27/12) ab 79. Moutinho/AS Monaco (29/89) - Mario/Sporting Lissabon (23/17) - Ronaldo/Real Madrid (31/132), Nani/Fenerbahce Istanbul (29/102) ab 86. Quaresma/Besiktas Istanbul (32/56). - Trainer: Santos
Wales: Hennessey/Crystal Palace (29 Jahre/62 Länderspiele) - Gunter/FC Reading (26/73), Chester/West Bromwich Albion (27/17), Collins/West Ham United (32/48) ab 66. Jonathan Williams/Crystal Palace (22/16), Ashley Williams/Swansea City (31/65), Taylor/Swansea City (27/34) - Allen/FC Liverpool (26/31), Ledley/Crystal Palace (29/67) ab 58. Vokes/FC Burnley (26/44), King/Leicester City (27/36) - Robson-Kanu/vereinslos (27/35) ab 63. Church/Milton Keynes (27/38), Bale/Real Madrid (26/61). - Trainer: Coleman
Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden)
Tore: 1:0 Ronaldo (50.), 2:0 Nani (53.)
Zuschauer: 55.679
Gelbe Karten: Alves, Ronaldo - Allen, Chester, Bale
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