Houston. Klinsmanns Team erlebt im Halbfinale eine historische Schmach. Messi feiert beim 4:0-Sieg dagegen einen persönlichen Rekord.
Als die Fußball-Lehrstunde vorbei war, ging Jürgen Klinsmann mit einem Lächeln auf Lionel Messi zu, gratulierte ihm und wechselte mit Argentiniens Superstar ein paar Worte. Der Trainer der US-Nationalmannschaft zeigte sich am Dienstag (Ortszeit) in Houston als fairer Verlierer. Eine andere Rolle blieb ihm nach dem 0:4 gegen Argentinien im Halbfinale der Copa America Centenario auch nicht übrig.
Zwar hatte der Schwabe im Vorfeld noch getönt, dass er keinen Grund kenne, warum sein Team nicht die Copa America gewinnen könne und man die Argentinier nicht größer machen solle, als sie seien. Die 90-minütige Lektion des WM-Zweiten hat jedoch gezeigt, dass zwischen Klinsmanns Anspruch und der Wirklichkeit Welten liegen.
„Wir werden von diesen Spielen lernen, sind dankbar, dass wir an dieser Copa America teilnehmen dürfen“, gab sich der 51-Jährige auf der Pressekonferenz demütig. Man habe es unter die letzten Vier geschafft. Und es werde immer einen Schritt nach hinten geben und dann wieder zwei nach vorne, meinte Klinsmann nach der höchsten Niederlage eines US-Teams bei der Copa America.
Wood im kleinen Finale wieder dabei
Die Amerikaner hoffen nun am Sonnabend im Spiel um Platz drei auf einen versöhnlichen Abschluss. Dann steht auch wieder Bobby Wood zur Verfügung. Der neue HSV-Stürmer (kommt von 3,5 Millionen Euro von Union Berlin) musste gegen Argentinien wegen einer Gelbsperre zuschauen. Die "Gauchos" stehen hingegen wie im Vorjahr im Finale. Der Gegner am Sonntag in East Rutherford/New Jersey wird zwischen Titelverteidiger Chile und Kolumbien ermittelt.
Ezequiel Lavezzi (3.), Messi (32.) und zweimal Gonzalo Higuain (50./86.) machten mit ihren Treffern die Überlegenheit des WM-Zweiten Argentinien im mit 70 858 Zuschauern ausverkauften NRG Stadium deutlich. Vor allem das frühe Tor von Lavezzi nach Vorarbeit des wieder einmal überragenden Messi brachte die Gastgeber komplett aus dem Konzept. „Wir haben im Vorfeld darüber geredet, dass es jetzt nur noch ums Mentale geht. Und wenn du so früh hinten liegst, hast du die mentale Schlacht bereits verloren“, analysierte Klinsmann.
Neben Wood musste er auf die ebenfalls gesperrten Stammspieler Jermaine Jones und Alejandro Bedoya verzichten. Besonders Mittelfeld-Kämpfer Jones wurde vermisst. Die Amerikaner hatten bereits im Spielaufbau große Probleme und konnten sich in der gesamten Partie keine Torchance erarbeiten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit brachte Klinsmann den 17-jährigen Christian Pulisic von Borussia Dortmund. Doch am Geschehen auf dem Platz änderte sich nichts.
"Wir hatten einfach zu viel Respekt"
„Wir hatten einfach zu viel Respekt und zu wenig Selbstvertrauen“, sagte Verteidiger Geoff Cameron. Respekt zeigten er und seine Mitspieler besonders vor Messi. Der 28-Jährige vom FC Barcelona glänzte nicht nur als Vorbereiter, sondern auch als Torschütze. Nachdem ihn Gegenspieler Chris Wondolowksi ihn knapp 28 Meter vor dem US-Tor umgerissen hatte, zirkelte er den Freistoß über den 1,93 Meter großen Schlussmann Brad Guzan hinweg in den rechten Winkel der Torwartecke.
Durch sein 55. Länderspieltor zog Messi an Gabriel Batistuta vorbei und ist nun Argentiniens Rekordtorschütze. „Jeder verdient diesen Rekord, all meine Mitspieler der vergangenen Jahre haben ihren Anteil daran“, betonte Messi.
Die einzige Schrecksekunde für das Team von Trainer Gerardo Martino gab es in der 63. Minute, als Lavezzi bei der Annahme eines hohen Balles rückwärts über die hinter ihm aufgestellte Werbebande fiel, minutenlang liegenblieb und nicht mehr weiterspielen konnte. Am Jubel der Argentinier änderte das nichts.