Deutschlands Abwehrchef kratzte den Ball beim 2:0 zum EM-Auftakt spektakulär von der Linie. Im Netz wird er zum Superhelden.
Es war die Szene des Spiels: Während der ukrainischen Drangphase in der ersten Hälfte kommt plötzlich Yevhen Konoplyanka frei im Strafraum an den Ball. Der Spielmacher trifft mit seiner scharfen Flanke Jérôme Boateng im Zentrum und alles rechnet mit einem Eigentor. Doch der Abwehrchef schafft das Unmögliche und kratzt die Kugel tatsächlich noch von der Linie. Dabei fällt Boateng zwar ins Tor, doch der Ball eben nicht. Andere hätten sich womöglich sämtliche Knochen gebrochen, der 27-Jährige aber verzog keine Miene, stand auf und spielte einfach weiter.
Es passte ins Bild, dass Boateng die Szene nach dem Spiel völlig nüchtern analysierte. "Ich kam mit vollem Tempo aus der anderen Richtung und musste den Ball noch von der Linie kriegen. Das ist mir Gott sei Dank auch gelungen", so der Innenverteidiger, der erneut unterstrich, dass er zu den Weltbesten seines Fachs gehört. Schon jetzt ist klar: Es wird eine der spektakulärsten Rettungsaktionen bei der EM sein.
Nur wenige Minuten nach der Szene kursierten bereits erste Fotomontagen im Netz, die Boateng als Superhelden und Streetfighter zeigen. Selbst im Nahkampf gegen einen Hai zieht der Meeresfisch gegen den Münchner den Kürzeren. Einer findet in Boatengs Akrobatik sogar die Lösung für den Ursprung der Sturmlocke von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Ein anderer meint, mit Boateng in der Abwehr wäre das Wembley-Tor 1966 nicht gefallen.
Viele Fans nutzten die Gelegenheit aus, um sich über die Äußerung Alexander Gaulands, der behauptete, die Deutschen hätten Boateng nicht gerne als Nachbarn, nachträglich zu belustigen. Auch Bundestrainer Joachim Löw konnte sich eine Spitze gegen den rechtspopulistischen AfD-Vizechef nicht verkneifen. "Es ist gut, wenn man einen Jérôme als Nachbarn hat", sagte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Doch damit nicht genug: Für die Kreativität im Netz gab es keine Grenzen, die Internet-Nutzer zollten Boateng von allen Seiten Respekt.
Der als Held gefeierte Boateng twitterte am Abend das Foto des Tages, stellte aber den Sieg der Mannschaft in den Vordergrund. Der Abwehrspieler steht eben nicht gerne im Mittelpunkt. Doch am Tag nach dem 2:0-Auftaktsieg gegen die Ukraine ist er das Gesprächsthema, wenn es um die Nationalmannschaft geht.