Anti-Konflikt-Teams im Einsatz in Hamburg. Zwei englische Fans nach Randale festgenommen. EM steigert Umsatz der Brauereien im Norden.
Das Warten hat ein Ende: Am heutigen Freitag rollt bei der Fußball-Europameisterschaft (10. Juni bis 10. Juli) endlich der Ball. Denn Anfang machen Gastgeber Frankreich und Herausforderer Rumänien. Anstoß im Pariser Stade de France ist um 21 Uhr.
Zuvor wird bei der Eröffnungszeremonie der französische Star-DJ und Musikproduzent David Guetta im Mittelpunkt stehen. Der 48-Jährige wird gemeinsam mit der schwedischen Popsängerin Zara Larsson seinen EM-Song "This One’s For You“ präsentieren.
Die deutsche Nationalmannschaft greift dann am Sonntag in Lille (21 Uhr) gegen die Ukraine ebenfalls erstmals ins EM-Geschehen ein. Weitere Gegner in der Gruppe C sind Polen und Nordirland.
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Die besten Bilder dem EM 2016
Neue Zusammenstöße mit englischen Fans in Marseille
Einen Tag vor dem Europameisterschafts-Spiel England gegen Russland ist es in Marseille erneut zu Zusammenstößen zwischen englischen Fans und der Polizei gekommen. Die Beamten setzten Tränengas ein, wie ein Polizeisprecher am Freitagabend sagte. Es habe sich um kleinere Zwischenfälle gehandelt. Nähere Angaben machte er zunächst nicht. In der Nacht zuvor waren in der gleichen Gegend der südfranzösischen Hafenstadt englische Fans mit Einheimischen aneinandergeraten. Die Polizei hatte auch dabei Tränengas eingesetzt.
Spaniens Keeper de Gea wehrt sich gegen Skandal-Schlagzeilen
Spaniens Nationaltorwart David de Gea hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach er in einen Skandal um einen Pornoring verwickelt sei. „Das ist eine Lüge, eine Fälschung - nicht mehr“, sagte der 25-Jährige von Manchester United am Freitag auf einer Pressekonferenz des Titelverteidigers in Saint-Martin-De-Réam. De Geas Name war im Zusammenhang mit juristischen Ermittlungen in seiner Heimat aufgetaucht, wie die Online-Zeitung „eldiario.es“ geschrieben hatte. Sie beruft sich dabei auf Aussagen einer Zeugin. Die Polizei bestätigte, dass die Auszüge aus den Ermittlungsakten echt seien.
Bamberger Student startet Projekt
Ob Yehven Konoplyanka oder Kolbeinn Sigthórsson - Namen von EM-Spielern können manchmal echte Zungenbrecher sein. Der Bamberger Student Maximilian Hubert hat die Namen von allen Spielern, Trainern und Schiedsrichtern der Fußball- Europameisterschaft in korrekter Aussprache aufgenommen und ins Internet gestellt, teilte die Universität am Freitag mit. Die über 700 Namen sind kostenlos zugänglich und werden zum größten Teil von Muttersprachlern gesprochen. Der 21-Jährige will damit einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten: „Schließlich ist es ein Zeichen von Respekt, die Namen richtig auszusprechen.“ Zu finden sind die Audiodateien über das Fußball-Portal transfermarkt.de, wo die Profile der einzelnen Spieler um die Aussprache erweitert worden sind.
Berichte über Sex-Partys stören Spaniens Vorbereitung
Medienberichte über eine angeblich von Torhüter David de Gea organisierte Sex-Party stören Spaniens Vorbereitung auf den EM-Auftakt gegen Tschechien am Montag. Wie das Nachrichtenportal eldiario.es berichtet, soll der heute 25-Jährige im Jahr 2012 gemeinsam mit dem zurzeit wegen diverser Delikte angeklagten Porno-Produzenten "Torbe" eine Feier arrangiert haben, auf der es zu sexuellen Übergriffen gegen eine Frau gekommen sein soll. Dies geht aus der polizeilichen Aussage eines geschützten Zeugen im Prozess gegen "Torbe" hervor, die eldiario.es am Freitag in Auszügen auf seiner Homepage veröffentlichte. Beschuldigt ist demnach unter anderem De Geas damaliger U21-Nationalmannschaftskollege Iker Muniain vom spanischen Erstligisten Athletic Bilbao. De Gea selbst soll an der Party nicht teilgenommen haben.
Hodgson spaßt über Aufstellungs-Fauxpax
Englands Teammanager Roy Hodgson hat trotz der Aufstellungspanne seines Co-Trainers den Humor nicht verloren. Der 68-Jährige hielt beim Training vor den wartenden Journalisten einen Zettel in die Luft und grinste in die Kameras – allerdings war nicht zu erkennen, ob und was auf dem Papier geschrieben stand.
Am Dienstag hatte sich Hodgsons Assistent Ray Lewington einen Fauxpas erlaubt und eventuell Teile die Startaufstellung verraten. Lewington war nach dem ersten öffentlichen Training mit einer Kladde und einigen Zetteln unter dem Arm zurück zum Hotel geschlendert. Das Deckblatt zeigte allerdings eine wichtige Trainingsnotiz – mit den präferierten Spielern für Mittelfeld und Angriff.
Schweinsteiger definitiv nur Ersatz
"Die Startelf steht", sagte Co-Trainer Thomas Schneider bei der Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft, ohne dabei die genaue Aufstellung bekanntzugeben. Fest steht lediglich, dass Kapitän Bastian Schweinsteiger im Auftaktspiel am Sonntag gegen die Ukraine (21 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) maximal als Einwechselspieler gebraucht wird. Schweinsteiger habe „sicher noch nicht die Substanz, um über einen längeren Zeitraum zu gehen“, sagte Schneider. „Basti ist auf alle Fälle fit und kann für uns ein wichtiger Spieler sein." Der Mittelfeldspieler strahle pure Spielfreude aus, sei aber erst bereit für 20 bis 30 Minuten. "Jogi entscheidet morgen, ob und wie lange er spielt."
Anti-Konflikt-Teams in Hamburg
Bundespolizei und Deutsche Bahn setzen während der EM in Hamburg, Berlin und Köln Spezialteams ein, um Konflikte zu entschärfen. Bei dem Pilotprojekt werden insgesamt 60 geschulte Beamte und Bahn-Sicherheitsleute an Bahnhöfen in der Nähe von Fanmeilen und anderen Plätzen mit EM-Live-Übertragungen unterwegs sein, wie Bahn und Bundespolizei mitteilten. Die Teams sollen mit Reisenden und Fans ins Gespräch kommen. Es gehe vor allem darum, Gewaltdelikte sowie Taschen- und Gepäckdiebstahl zu vermeiden. Zunächst ist der Einsatz rund um die Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft und für den Finaltag vorgesehen.
EM steigert Umsatz der Brauereien im Norden
Norddeutsche Brauer machen Überstunden: Wegen der EM laufen vielerorts mehr Flaschen und Fässer vom Band als sonst. „Volle Pulle, wir geben gerade alles“, sagte etwa der Geschäftsführer der Flensburger Brauerei, Andreas Tembrockhaus. „Eine gute EM, bei der die deutsche Mannschaft lange mitspielt, wäre das I-Tüpfelchen“, sagte Norbert Lucks, Geschäftsführer der Dithmarscher Brauerei. Für die Carlsberg-Gruppe in Hamburg, zu der in Deutschland unter anderem auch die Marken Holsten, Astra, Lübzer und Duckstein gehören, gilt einem Sprecher zufolge: „Fussball-Jahre sind prinzipiell immer gute Jahre.“ Aber auch das Wetter sowie das Abschneiden der deutschen Mannschaft hat den Brauereien zufolge Einfluss auf den Bierkonsum.
Englische Fans randalieren in Marseille
In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille ist es noch vor Beginn der EM zu ersten Auseinandersetzungen zwischen englischen Fans und der Polizei gekommen. Dabei gingen die Sicherheitskräfte auch mit Tränengas gegen einige der rund 200 Beteiligten vor, wie die Regionalzeitung „La Provence“ berichtete. Nach einigen Minuten sei die Lage beruhigt gewesen. Dennoch sind nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP zwei Personen festgenommen worden. Dabei soll es sich um einen Engländer und einen Franzosen handeln.
Zu den Zusammenstößen auch mit einigen Einheimischen soll es gekommen sein, nachdem englische Fans vor zwei britischen und irischen Pubs direkt am Kai des alten Hafens von Marseille Schmähgesänge wie „Isis, where are you“ angestimmt hatten. Terroristen des Islamischen Staates (IS oder Isis) waren im vergangenen Jahr für die blutigen Anschläge in Frankreich verantwortlich. England bestreitet am Sonnabend sein erstes EM-Gruppenspiel gegen Russland in Marseille.
Rutscht Vardy aus Englands Startelf?
Englands Stürmer Jamie Vardy droht zum Auftakt gegen Russland der Verlust seines Platzes in der Startformation. Es deute sich an, dass Manchester Citys Raheem Sterling den Angreifer von Meister Leicester City verdrängen könnte, berichteten englische Medien am Freitag nach Eindrücken der geschlossenen Trainingseinheiten. Coach Roy Hodgson erwäge demnach am Sonnabend (21 Uhr/ZDF) in Marseille ein offensives 4-3-3-System gegen die langsame russische Verteidigung. Wayne Rooney hat seinen Platz in der Anfangself voraussichtlich sicher, unklar ist jedoch, welche Rolle der Kapitän genau spielen wird.
Ob die Vardy-Personalie eine Konsequenz auf die Aufstellungs-Posse ist, bleibt unklar. Am Mittwoch Englands Co-Trainer Ray Lewington unfreiwillig weite Teile der Mannschaftsaufstellung preisgegeben. Fotografen lichteten den Assistenten auf dem Weg vom Trainingsplatz ins Teamhotel mit einer Kladde und einigen Zetteln unter dem Arm ab. Das Deckblatt zeigte die präferierten Spieler für das Duell in Marseille - darunter unter anderem Vardy und Tottenhams Harry Kane in der Spitze.
Die "Three Lions" wollen derweil nun am Tag vor den Spielen jeweils auf das übliche Training im Stadion verzichten. Stattdessen findet beispielsweise die Abschlusseinheit am Freitag um 10.30 Uhr im eigenen EM-Quartier in Chantilly statt. Im Stadion von Marseille will das Team dann am Abend nur noch einen Spaziergang über den Rasen machen.
Englische Medien berichteten übereinstimmend, Hodgson habe sich aus Sorge vor möglicher Spionage zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschieden. Der Coach und sein Stab seien davon überzeugt, dass Italien vor dem 2:1 im WM-Gruppenspiel vor zwei Jahren in Brasilien beim Abschlusstraining das englische Vorgehen bei Standardsituationen und die taktische Ausrichtung ausgekundschaftet hatte. In den ersten 15 Minuten sind Medien für das letzte Training zugelassen, danach sollen es die Italiener geschafft haben, auf der Tribüne zu bleiben.
Der englische Verband wies die Berichte über eine Spionageangst zurück. Das Training im eigenen Quartier habe „sportmedizinische Gründe“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Der Tag vor einem Spiel solle nach dem Ablauf „trainieren, essen, reisen“ organisiert werden.
Torhüter Joe Hart hat kein Problem damit, dass er sich nicht auf das Flutlicht im Stade Vélodrome einstellen kann. „Wir haben einen schönen Trainingsplatz in unserem Camp. So können wir reisen, uns ausruhen und besser auf das Spiel vorbereiten“, sagte der Keeper.
Pfaff setzt Belgien unter Druck
Der ehemalige Münchner Bundesligatorwart Jean-Marie Pfaff zählt sein Heimatland Belgien zu den sechs Favoriten. "Mit dieser Mannschaft musst du bei den ersten Vier sein. Wenn wir das nicht schaffen, dann muss man sich einen anderen Job suchen", sagte Pfaff dem SID in Paris: "In Belgien träumt man schon davon, dass man Europameister ist."
Neben den Belgiern nannte der 62-Jährige auch Deutschland, Frankreich, England, Italien und Spanien als Titelanwärter. "Wichtig ist, dass man nicht so viele Verletzungen bekommt. Belgien hat genau die Probleme wie Deutschland: Und zwar Verletze hinten", sagte Pfaff. Bei den Belgiern fällt unter anderem Abwehrchef und Kapitän Vincent Kompany aufgrund einer Leistenverletzung aus.
Mit Blick auf die Terrorgefahr in Frankreich führte Pfaff aus: "Wir haben hier ein europäisches Turnier, ein europäisches Fest, das ist wunderbar! Ich selbst habe zwei solche Turniere gespielt. Lasst es uns wie ein Fest halten. Ich denke nicht an das Schlechte, man muss immer an das Positive denken."
Lustige nordirische Klo-Anekdote
Corry Evans wird diesmal nicht auf die Toilette gehen - egal, wie dringend er muss. Am 28. März 2009 war Evans als Fan im Stadion von Belfast, als sein Bruder Jonny im WM-Qualifikationsspiel der Nordiren gegen Polen (3:2) sein bis heute einziges Länderspieltor erzielte - doch er sah es nicht, weil er einem dringenden Bedürfnis nachgehen musste.
"Ich stand in der Schlange und hörte den Jubel. Die Leute sagten, dass Jonny Evans getroffen habe - und ich habe mich verdammt geärgert", berichtete Evans vor dem ersten EM-Spiel von Neuling Nordirland am Sonntag (18 Uhr/ARD) in der deutschen Gruppe C. Wie damals im Windsor Park heißt auch in Nizza der Gegner Polen.
Und Corry Evans hat gute Chancen, dass er diesmal nichts verpasst: Der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler der Blackburn Rovers (34 Länderspiele, ein Tor) steht im Kader der "grün-weißen Armee". Genau wie Jonny (28/49 Einsätze), der Abwehrspieler von West Bromwich Albion. Jonny hat einen Stammplatz, Corry gilt als heißer Anwärter auf die Jokerrolle - wenn er denn nicht wieder aufs Klo muss.
Beatrice Egli glaubt an Deutschland
Beatrice Egli kommt zwar aus der Schweiz, glaubt bei der EM aber dennoch an einen deutschen Triumph. "Ich glaube, dass Deutschland sehr gute Chancen hat, zum vierten Mal Europameister zu werden. Joachim Löw hat einen sehr starken Kader nominiert, in dem sehr erfahrene Spieler mit viel Turniererfahrung und junge hungrige Talente schließlich den Erfolg ausmachen werden", sagte die 27 Jahre alte Schlagersängerin in einem dpa-Interview. "Sicherlich werden auch Frankreich, Spanien, England und vielleicht sogar Belgien sehr erfolgreich spielen, aber am Ende wird - wie schon so oft - Deutschland wahrscheinlich die Fußballnase vorne haben", so die DSDS-Siegerin von 2013, deren Leidenschaft allerdings dem Schweizer Team gilt.