Ibrahimovic meint, Frankreich mehr geholfen zu haben als Hollande. Die Uefa hilft bei der Aussprache der deutschen Nationalspieler.
Bienvenue à Évian - die Double-Operation des Fußball-Weltmeisters im EM-Land ist angelaufen. Und Joachim Löw schürte am Tag der Anreise ins Quartier auf der französischen Seite des Genfer Sees die Hoffnungen Millionen deutscher Fans auf den nächsten Jubelsommer. Der bisherige Verlauf der Vorbereitung stimmt den Bundestrainer zuversichtlich, dass zwei Jahre nach dem vierten WM-Titel auch der angestrebte vierte EM-Triumph glücken könnte.
„Die Spieler arbeiten wahnsinnig konzentriert. Sie lenken den Fokus auf die Trainingsarbeit und die Sitzungen. Ich spüre Aufmerksamkeit. Das zeigt mir, dass die Mannschaft das große Ziel wieder vor Augen hat“, sagte Löw zum Start in die finale Phase des EM-Countdowns. Das ehrgeizige Motto prangt auch auf dem Bus, der das deutsche Team über Frankreichs Straßen kutschiert: „Wir meistern das!“ Weltmeister 2014, Europameister 2016 - damit wäre das seltene Titel-Double perfekt.
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Titelverteidiger Spanien verpatzt EM-Generalprobe
Mit Bayern-Profi Thiago in der Startelf hat Titelverteidiger Spanien sein letztes Testspiel vor der Fußball-Europameisterschaft verpatzt. Die Mannschaft von Trainer Vicente del Bosque unterlag am Dienstagabend in Getafe Georgien mit 0:1 (0:1).
Das erwartet Jansen von der DFB-Elf
Bei zwei Weltmeisterschaften und einer EM gehörte Marcell Jansen dem Kader der deutschen Nationalmannschaft an. Das bevorstehende Turnier wird der Ex-HSV-Profi, der vor einem Jahr im Alter von 29 Jahren seine aktive Karriere beendete, von der Couch aus verfolgen. Im Abendblatt-Interview analysierte der 45-malige Nationalspieler die Chancen der DFB-Elf. "Das Ziel muss es sein, die Fans emotional zu binden. So wie 2006: Trotz der Halbfinal-Niederlage gegen Italien sprechen alle Anhänger heute noch von einem geilen Turnier." Im Kampf um den Titel seien Gastgeber Frankreich, Spanien oder England und Belgien als Geheimfavoriten die Hauptkonkurrenten für die Mannschaft von Joachim Löw.
Das Luxusquartier am Genfer See verteidigte Jansen vehement. "Am Ende musst du dich wohlfühlen. Du musst ganz schnell runterkommen und ganz schnell regenerieren. Das macht noch mal ein paar Prozente aus und dafür spielt der Luxus eine große Rolle." Es sei ganz wichtig, eine Wohlfühloase zu haben, um abzuschalten.
Dass Deutschland seit dem WM-Titel nur ein überzeugendes Spiel, den 4:1-Sieg im Testspiel gegen Italien, ablieferte, will der frühere Linksverteidiger nicht überbewerten. Um die Spannung hochzuhalten, sei es sogar optimal gewesen, dass das vorletzte Testspiel gegen die Slowakei verloren ging. Jansen ist sich sicher, dass Kapitän Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira, Jérôme Boateng und Manuel Neuer eine Schlüsselrolle einnehmen werden, um das Team zum vierten EM-Titel zu führen.
Das Interview in voller Länge:
Uefa hilft bei Aussprache der Spieler
Komplizierte ausländische Namen halbwegs richtig zu betonen, kann schon ein Problem darstellen. Kurz vor Start der EM hat die Uefa für englischsprachige Fans zahlreiche Spielernamen mit einer Anleitung zu deren Aussprache veröffentlicht. Bei Deutschlands Torhüter Manuel Neuer lautet die Empfehlung „Noy-ah“, Bayern-Profi Jérôme Boateng wird zu „Bow-a-teng“ und Abwehrspieler Antonio Rüdiger zu „Roo-digger“. Mittelfeldspieler Joshua Kimmich sollte am besten „Kim-ikh“ genannt werden, etwa wie bei „ich bin ein Berliner“. Der Turnierveranstalter unterstreicht aber auch: Die Liste sei nicht „zu 100 Prozent akkurat, aber ein ordentlicher Anfang“.
Schnitzel-Verbot für Österreichs Nationalspieler
Schnitzel sind tabu: Österreich streicht seinem Team während der EM das Nationalgericht von der Speisekarte. Stattdessen kommen im Mannschaftsquartier vor allem gedünsteter Fisch oder Geflügel auf den Teller. Dazu werden Vollkorn-Produkte, Gemüse und Obst gereicht. Das gesunde Essen für David Alaba und seine Mitspieler mundet aber nicht allen im rot-weiß-roten Aufgebot. "Hin und wieder kommen von einigen Spielern schon Schmäh-Kommentare, dass sie lieber Schnitzel oder Schweinsbraten auf dem Teller hätten", sagte Mannschaftsarzt Richard Eggenhofer der Zeitung "Kurier".
Ibrahimovic: Habe Frankreich mehr geholfen als Hollande
Zlatan Ibrahimovic hat seine Zeit beim französischen Meister Paris St. Germain gewohnt selbstbewusst zusammengefasst. „Ibra kam und hat die Macht in Frankreich übernommen“, sagte Schwedens Stürmerstar kurz vor EM-Beginn der Zeitung Le Monde und betonte, er habe dem Land dank seiner Steuerzahlungen mehr geholfen als Staatspräsident Francois Hollande. Der Torjäger verlässt PSG im Sommer.
„Ich kann das sagen, weil ich meine Steuer selber mache“, sagte Ibrahimovic. In Frankreich galt bis Anfang Januar 2015 eine Reichensteuer von 75 Prozent für Einkommen über einer Million Euro. „Ich zahle meine Steuern, ich helfe diesem Land viel“, sagte der 34-Jährige, der mit PSG zuletzt viermal in Folge die Meisterschaft gewonnen hatte.
Zu den schlechten Umfragewerten Hollandes sagte Ibrahimovic: „Ich kann ihn beliebt machen, wenn ich will. Aber ich weiß nicht, ob ich mich danach fühle.“ Politisch stehe er weder links noch rechts. „Ich bin überall zu Hause. Ich bin ein Mann des Volkes“, sagte Ibrahimovic.
Gomez heiratet nach der EM
Nach der EM ist vor der Hochzeit: Nationalstürmer Mario Gomez (30) will nach dem Turnier in Frankreich seiner Freundin Carina Wanzung (37) das Jawort geben. „Carina und Mario werden im Sommer im kleinen Kreis standesamtlich heiraten“, sagte Gomez’ Manager Uli Ferber der „Bild“. Ein großes Fest samt kirchlicher Zeremonie solle dann in den kommenden zwei Jahren nachgeholt werden. Seinen Junggesellenabschied habe der 30-jährige Stürmer von Besiktas Istanbul bereits vor einigen Wochen in Barcelona gefeiert, berichtete die Zeitung weiter. Das Model und der Fußballer sind seit etwa drei Jahren ein Paar.
DFB-Quartier schon titelreif:
Deutschlands EM-Quartiert am Genfer See schon titelreif
Lewandowski bremst die Kritiker aus
Vor dem Start der EM will Stürmerstar Robert Lewandowski die beiden durchwachsenen Testspiele seiner Polen nicht überbewerten. „Wir wissen, dass das Wichtigste ist, was in Frankreich passiert“, sagte der Kapitän des deutschen Gruppengegners vor der Abreise ins Stammquartier nach La Baule, das etwa 60 Kilometer westlich von Nantes direkt an der Atlantikküste liegt. Polen hatte seinen ersten Härtetest mit 1:2 gegen die Niederlande verloren, gegen Litauen kam die Mannschaft von Nationaltrainer Adam Nawalka nicht über ein 0:0 hinaus.
Lewandowski erinnerte an die Vorbereitung zur Heim-EM 2012 in Polen und der Ukraine. Da zeigte sich die Mannschaft teils in starker Frühform. Als das Turnier dann begann, habe das Team nicht mehr an die Leistungen anknüpfen können, erklärte der Münchner Stürmer.
Wenger: Deutschland als Vorbild für England
Arsène Wenger sieht die deutsche Nationalmannschaft als Vorbild für die lange erfolglosen Engländer. Die Zusammenstellung und Taktik der früheren Teams des Weltmeisters und von Spanien seien beispielhaft. „Sie basieren auf einem Verein, der fünf, sechs oder sieben Spieler abstellt und der den Spielstil diktiert“, sagte der Trainer des FC Arsenal im „Mirror“ kurz vor der EM in Frankreich. „Es gibt da keine Debatte. Du musst ein Team bilden und diese zwei Länder haben dies getan. Das ist das Hauptproblem in England.“
Ein weiterer Grund für die vielen Enttäuschungen der Three Lions ist aus Sicht des Franzosen die Premier League mit 20 Mannschaften. „Wenn das Turnier startet, haben einige Spieler schon 55 bis 60 Spiele absolviert und das ist ein kleines Handicap“, sagte Wenger. „Der Einsatz ist so hoch in jedem einzelnen Spiel, der gesamte Wettbewerb in England war noch nie so organisiert, dass das Nationalteam bevorzugt wird.“
Italien mit durchwachsener Generalprobe
Italiens Nationalmannschaft ist noch nicht in EM-Form. Im letzten Euro-Test gegen Finnland setzten sich die Italiener in Verona glanzlos 2:0 (1:0) durch. Antoni Candreva von Lazio Rom in der 27. Minute per Foulelfmeter und der eingewechselte Routiner Daniele de Rossi (71.) trafen für die Squadra Azurra.
Nationaltrainer Antonio Conte hatte seine Startelf gegenüber dem 1:0 am 29. Mai gegen Schottland auf sechs Positionen verändert. Unter anderem durfte Salvatori Sirigu, Vertreter von Kevin Trapp bei Paris St. Germain, für Torwart-Ikone Gianluigi Buffon ran, im Sturm bekam der Ex-Dortmunder Ciro Immobile eine Chance. Spielerisch konnten die Italiener gegen biedere Finnen aber kaum überzeugen.
Bei der EM in Frankreich trifft der Europameister von 1968 in der Gruppe in der starken Gruppe E auf Belgien (13. Juni), Schweden (17. Juni) und Irland (22. Juni).
Fünf spannende Fakten zur EM: