Frankfurt a.M./Ascona. Zur Europameisterschaft ist eine Sonderedition mit Kinderfotos von Boateng & Co. auf dem Markt. Ferrero reagiert auf Hasskommentare.
Wirbel auf Facebook: Der italienische Süßwarenkonzern Ferrero wehrt sich gegen die rassistische Hetze einer "Pegida"-Gruppe aufgrund einer neuen EM-Sonderedition der Kinderschokolade mit Kinderfotos deutscher Fußball-Nationalspieler. "Wir von Ferrero möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich von jeglicher Form von Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung distanzieren", schrieb das Unternehmen am Dienstagabend auf der Kinderschokolade-Facebookseite unter den Kommentar einer Nutzerin. Vergangene Woche hatte sich der baden-württembergische Ableger der "Pegida"-Bewegung, "Pegida BW-Bodensee", rassistisch zur neuen Werbekampagne geäußert.
Kinderfotos von Boateng und Gündogan
Zur bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft in Frankreich hat Ferrero seit Anfang Mai eine Sonderedition der Kinderschokolade mit Kinderfotos von elf Nationalspielern auf den Markt gebracht. Zu sehen sind neben Mario Götze und Lukas Podolski unter anderem auch Jérôme Boateng und Ilkay Gündogan. Der Vater von Bayern-Verteidiger Boateng stammt aus Ghana, der wegen einer Verletzung nicht für die EM nominierte Dortmunder Gündogan hat türkische Wurzeln.
Die Facebook-Gruppe "Pegida BW-Bodensee" hatte daraufhin ein Foto von zwei Kinderschokolade-Packungen und dem Kommentar 'Vor Nichts wird Halt gemacht. Gibts die echt so zu kaufen? oder ist das ein Scherz?' gepostet. Zahlreiche Pegida-Anhänger kommentierten den Beitrag und hetzten gegen die Werbekampagne. Am Mittwoch war die entsprechende Facebook-Seite gelöscht.
Operation EM-Titel: Löws Mannschaft in Ascona
Ferrero will EM-Edition weiter produzieren
Für Ferrero seien derartige Hasskommentare ein neues Phänomen: "Bislang sind uns keine ähnlichen Vorfälle bekannt", sagte ein Sprecher des deutschen Ablegers des Unternehmens dem Evangelischen Pressedienst (epd). Entsprechend habe Ferrero auch keine allgemeine Richtlinie für den Umgang mit derartigen Postings.
Grundsätzlich gelte aber, dass der Konzern rassistische Äußerungen in den eigenen Facebook-Communities weder akzeptiere noch toleriere. An der neuen Werbekampagne wird Ferrero laut einer Sprecherin festhalten: "Eine Einstellung der Sonderedition wird bei uns nicht diskutiert."
DFB-Präsident Grindel äußert sich
Der neue DFB-Präsident Reinhard Grindel verurteilte die Kritik an den Jugendfotos scharf und bezeichnete entsprechende Kommentare als "geschmacklos". "Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist eines der besten Beispiele für gelungene Integration. Millionen von Menschen in Deutschland sind stolz auf diese Mannschaft, weil sie so ist, wie sie ist“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes am Mittwoch im Trainingslager der Nationalmannschaft in Ascona. Grindel betonte: "Bei uns kommt es auf Leistung an und nicht auf die Herkunft eines Spielers oder an welche Religion er glaubt. Mehr sollte man zu den geschmacklosen Anmerkungen nicht sagen.“
Schon früher Hetze gegen farbige Spieler
Es ist nicht der erste Fall von öffentlicher Hetze gegen deutsche Nationalspieler mit Migrationshintergrund oder teilweise ausländischen Wurzeln. Im Vorfeld der WM 2006 hatte ein rechtsextremer Verein Plakate mit dem Gesicht des in Ghana geborenen Spielers Gerald Asamoah und fremdenfeindlicher Parole aufgehängt. Wenig später gab die NPD zur Endrunde im eigenen Land einen WM-Planer heraus, in dem sie das Bild des farbigen damaligen Nationalspielers Patrick Owomoyela mit dem rassistischen Slogan "Weiß - nicht nur eine Trikotfarbe" versah. Deshalb hatte sich der damalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt 2009 sogar vor Gericht verantworten müssen.
Weitere Reaktionen aus dem Netz