Ausgerechnet Götzes Lockvogel könnte im Sommer gar nicht mehr in Dortmund sein. Götze spielt gegen Italien von Beginn an.
Kumpel Mats Hummels hat den schwarz-gelben Teppich bereits ausgerollt, und im Sommer wird Mario Götze aller Voraussicht nach auch drüber gehen. Der WM-Held will seine beim FC Bayern havarierte Karriere im vertrauten Dortmunder Umfeld wiederbeleben – sein 50. Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft in München gegen Italien am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) ist da schon eine Art vorgezogenes Abschiedsspiel.
In der Allianz Arena haben sie den hoch veranlagten 23-Jährigen ja zuletzt nicht allzu oft spielen sehen. Bei Bayern-Coach Pep Guardiola ist Götze außen vor, in den Planungen des Clubs spielt er keine große Rolle mehr. Mit Bundestrainer Joachim Löw, der zu Götze nicht erst seit dessen Siegtor in Rio eine besondere Bindung verspürt, hat er in der vergangenen Woche seine missliche Lage erörtert; „ein Wechsel“, berichtete Löw, sei dabei „ein zentrales Thema“ gewesen.
Kommt Götze, geht Hummels?
Dortmund würde den verlorenen Sohn liebend gerne heimholen. „Mario“, sagte BVB-Kapitän Hummels am Samstagabend im Aktuellen Sportstudio des ZDF, „ist ein Spieler von potenzieller Weltklasse. Wir hatten großartige Zeiten zusammen, in Dortmund und bei der Nationalmannschaft. Man leidet ein wenig mit.“ Wenn Götze zurück käme, „würde ich mich sehr freuen“, ergänzte er, „es wäre ein Qualitätssprung“.
Doch ausgerechnet Hummels könnte im Sommer gar nicht mehr in Dortmund sein. Der BVB-Kapitän wird vor allem von englischen Spitzenclubs heiß umworben. Verlängert er seinen 2017 auslaufenden Vertrag nicht, will die Borussia ihn abgeben.
Löw: Götze geht durch Tal der Tränen
Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ denkt die Clubspitze genauso. Am Rande des Topspiels gegen die Bayern sei die Personalie Götze kürzlich mit den Münchner Club-Bossen diskutiert worden. Klare Tendenz: Die Münchner würden Götze (Vertrag bis 2017) gehen lassen – schon für 20 Millionen Euro. Die Summe liegt deutlich unter Marktwert – und um 17 Millionen niedriger als die Ablöse 2013.
BVB-Chef Hans-Joachim Watzke hat zwar „keine Lust“, sich öffentlich „am Theater der Länderspielpause zu beteiligen“. Doch er lässt auch keinen Zweifel an seiner Wertschätzung für den „netten Kerl“ Götze, der beim harten Dortmunder Fan-Kern seit seinem Abschied einen schweren Stand hat. „Auf Mario“, betonte Watzke, „lasse ich nix kommen.“
Deutschland verliert gegen England:
Deutschland gegen England
Auch bei Löw hat der in der Offensive vielseitig verwendbare Götze (noch) Kredit, gegen Italien ist er gesetzt – der gegen England starke Mario Gomez kommt von der Bank. „Dass junge Spieler mal durch ein Tal der Tränen gehen, ist normal. Aber es lohnt sich immer, Mario zu unterstützen“, sagte er vergangene Woche, „denn er kann Dinge, die andere nicht können.“ Obwohl Götze nach seiner jüngsten Verletzungspause „noch Aufholbedarf“ habe und er im Münchner Saisonendspurt kaum mehr Spielpraxis bekommen dürfte als bislang unter Guardiola, will Löw „auf jeden Fall bei der EM auf ihn zählen“.
Zunächst solle Götze aber das Gespräch mit dem künftigen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti suchen, riet ihm Löw. Das sei „das Allerwichtigste“. Nach Lage der Dinge kann sich Götze den Griff zum Handy aber sparen – es sei denn, er wählt eine Dortmunder Nummer.
Lesen Sie auch: Niederlage gegen England deckt Löws Fehler schonungslos auf