Gelsenkirchen. Nach dem 0:3 gegen Donezk und dem damit verbundenen Ausscheiden aus der Europa League brennt auf Schalke der Baum, die Fans zürnen.
Die Mannschaft leidenschaftslos, der Trainer ratlos, die Fans auf den Barrikaden - der FC Schalke 04 steckt nach dem blamablen K.o. in der Europa League im Stimmungstief. Das bittere 0:3 gegen den ukrainischen Vertreter Schachtjor Donezk hinterließ beim Revierclub tiefe Spuren. Lange vor dem Abpfiff verließen zahlreiche Anhänger die ohnehin spärlich besetzte Arena, der Rest der Zuschauer machte dem Ärger über die desolate Vorstellung mit einem lauten Pfeifkonzert Luft.
„Das ist verständlich“, befand Manager Horst Heldt. „Die Fans sind berechtigterweise enttäuscht und haben das Recht, ihren Unmut zu äußern. Das müsse wir respektieren und akzeptieren.“ Heldt, der schon vom Finale in Basel gesprochen hatte, und Trainer André Breitenreiter mussten eingestehen, dass das Team den eigenen Ansprüchen hinterherläuft. „Das war nicht der Charakter eines K.o.-Spiels, was die Jungs auf den Platz gebracht haben“, monierte Breitenreiter, der auch individuelle Fehler offen ansprach.
Gemeint war vor allem der bisher so zuverlässige Joel Matip. Der im Sommer zum FC Liverpool wechselnde Innenverteidiger patzte vor den Toren von Marlos (27.) und Facundo Ferreyra (63.). Viktor Kowalenko (77.) steuerte den dritten Treffer nach einem Konter bei. „Keiner macht Fehler mit Absicht“, sagte Breitenreiter, räumte aber ein: „Das 2:0 hat uns das Genick gebrochen. Wir waren danach nicht mehr in der Lage, die Köpfe hochzubekommen.“
Breitenreiter hadert mit Erwartungshaltung
Der Coach macht in erster Linie die zu hohe Erwartungshaltung im Umfeld für die miserable Leistung verantwortlich. „Man träumt ja hier schon lange von der Meisterschaft und der Champions League. Aber das ist unrealistisch“, sagte Breitenreiter. Dies wirke sich negativ auf die Spieler aus. Kritik am Auftritt gegen Schachtjor lässt er gelten, aber: „Dass es am Ende höhnisch wird, macht mich nachdenklich.“
Allerdings muss sich der Coach selbst die Frage stellen, warum die Entwicklung seines Teams rückläufig ist. Fast alle Spieler stecken im Formtief. Dass selbst grundlegende Tugenden wie Leidenschaft, Siegeswillen und Kampfkraft fehlen, stimmt bedenklich. Torhüter Ralf Fährmann räumte „die schwache Leistung“ ein, mochte die Pfiffe der Fans aber nicht akzeptieren. „Die sind nicht angebracht. Es ist nicht fair, Spieler, die zuletzt überragende Leistungen gebracht haben, auszupfeifen.“
Mehr Verständnis hatte Johannes Geis. „Ich wäre als Fan auch enttäuscht und hätte meinem Unmut freien Lauf gelassen“, so der Mittelfeldspieler. „Wir müssen wieder Herz und Leidenschaft auf den Platz bringen, das honorieren dann auch die Fans.“
Bayer und BVB weiter – Schalke und FCA raus
Geis appelliert an den Teamgeist
Mit dem vierten sieglosen Pflichtspiel hintereinander scheint der Kredit bei den Fans, deren Herzen die Mannschaft zu Saisonbeginn mit begeisterndem Offensivfußball zurückerobert hatte, verspielt. Eine gefährliche Entwicklung, die rasch umgekehrt werden muss.
Nach dem frühen Aus im Pokal und dem Scheitern in Europa bleibt den Königsblauen nur noch die Bundesliga. „Darauf müssen wir uns konzentrieren und schnellstmöglich ein positives Ergebnis holen“, mahnte Heldt. Am Sonntag (19.30 Uhr) bietet sich Schalke beim abstiegsgefährdeten Team von Eintracht Frankfurt die Chance auf die Kurskorrektur. Noch ist der Rückstand auf den angestrebten Champions-League-Platz gering. „Wir müssen jetzt als Team zusammenhalten und uns da wieder rauskämpfen“, appellierte Geis.
In den nächsten Wochen nicht helfen kann Leon Goretzka. Er zog sich kurz vor der Halbzeit eine Schultereckgelenksprengung zu. Fährmann nahm kein Blatt vor den Mund: „Das ist die größte Scheiße, die nach so einer Niederlage dazukommen kann.“
Statistik
Schalke: Fährmann - Junior Caicara, Joel Matip, Neustädter, Kolasinac (46. Aogo) - Geis, Goretzka (45.+2 Di Santo) - Leroy Sane, Belhanda, Schöpf (58. Sam) - Huntelaar. - Trainer: Breitenreiter
Donezk: Pjatow - Srna, Krywzow, Rakizkij, Ismaily - Malyschew, Stepanenko - Marlos (74. Wellington Nem), Kowalenko, Taison (80. Eduardo) - Ferreira (89. Borjatschuk). - Trainer: Lucescu
Schiedsrichter: Matej Jug (Slowenien)
Tore: 0:1 Marlos (27.), 0:2 Ferreyra (63.), 0:3 Kowalenko (77.)
Zuschauer: 45.308
Gelbe Karten: Goretzka - Ismaily, Stepanenko, Taison, Marlos