Dortmund. Nuri Sahin war beim 2:0-Sieg des BVB in der Europa League gegen Porto der gefeierte Protagonist. Auch Thomas Tuchel ist begeistert.

Nuri Sahin war sichtlich bewegt. Den Interview-Marathon im Anschluss an das 2:0 (1:0) in der Europa League gegen den FC Porto meisterte das einstige Dortmunder Sorgenkind mit einem Dauerlächeln. Der mutige Entschluss seines Trainers, ihn nach 355 Tagen ohne Spielpraxis gleich in die Startelf zu beordern, kam auch für den türkischen Nationalspieler völlig überraschend. Nur gut, dass zumindest seine Frau Tugba bei der morgendlichen Abfahrt ihres Mannes eine Vorahnung hatte. „Ich kam mit Privatklamotten zum Clubgelände und hatte gar keine Sachen dabei. Aber sie hatte mir meine Tasche in den Kofferraum gestellt“, verriet Sahin.

Schon beim Einlaufen in das Stadion übermannten ihn Glücksgefühle. „Es war unbeschreiblich“, schwärmte der von einer langfristigen Leistenverletzung genesene Regisseur, „ich hatte mir vorgenommen, wie ein kleines Kind alles aufzusaugen.“ Nicht minder emotional ging es bei seiner von Ovationen begleiteten Auswechslung in der 57. Minute zu. Mit leuchtenden Augen kommentierte Sahin sein überraschendes Comeback: „Der Trainer hatte eine Idee - und die ist aufgegangen.“

Tuchel lobt Sahin über den grünen Klee

Obwohl der Edeltechniker ein Jahr lang keine Minute auf dem Platz gestanden hatte, fügte er sich nahtlos ein und stahl selbst den Torschützen Lukasz Piszczek (6.) und Marco Reus (71.) die Show. „Das war eine großartige Leistung“, lobte Tuchel. Die bemerkenswerte Vorstellung von Sahin kam für den Coach wenig überraschend: „Wir konnten ihn nicht mehr zurückhalten. Er brennt seit Wochen darauf zu spielen. Er trainiert fantastisch - Einheit für Einheit.“

Schon vor knapp einem Monat hatte sich Tuchel als großer Sahin-Fan geoutet: „Er wird für uns noch herausragend wichtig werden.“ Eine ähnlich hohe Wertschätzung genießt der einstige Profi von Real Madrid auch im Mannschaftskreis. „Er hat das Zepter sofort in die Hand genommen“, urteilte Nebenmann Julian Weigl.

Der Spieltag in der Europa League

Evandro vom FC Porto und der Dortmunder Matthias Ginter im Zweikampf
Evandro vom FC Porto und der Dortmunder Matthias Ginter im Zweikampf © Witters | Uwe Speck
 Dortmunds Shinji Kagawa und Sergio Oliveira von Porto im Kampf um den Ball
Dortmunds Shinji Kagawa und Sergio Oliveira von Porto im Kampf um den Ball © dpa | Monika Skolimowska
Jubel bei den Dortmundern nach ihrem Sieg gegen den FC Porto
Jubel bei den Dortmundern nach ihrem Sieg gegen den FC Porto © WITTERS | UweSpeck
Das Siegtor: Leverkusens Karim Bellarabi behält vor dem Tor die Nerven
Das Siegtor: Leverkusens Karim Bellarabi behält vor dem Tor die Nerven © dpa | Federico Gambarini
Ruben Semedo von Sporting Lissabon (r.) sieht die Rote Karte
Ruben Semedo von Sporting Lissabon (r.) sieht die Rote Karte © dpa | Federico Gambarini
Daumen hoch: Stefan Kießling von Leverkusen freut sich über den Sieg seiner Mannschaft gegen Sporting Lissabon
Daumen hoch: Stefan Kießling von Leverkusen freut sich über den Sieg seiner Mannschaft gegen Sporting Lissabon © dpa | Federico Gambarini
Ein Debüt: Seit Jürgen Klopp zum FC Liverpool gewechselt ist, stand er in Augsburg erstmals wieder am Spielfeldrand eines deutschen Stadions
Ein Debüt: Seit Jürgen Klopp zum FC Liverpool gewechselt ist, stand er in Augsburg erstmals wieder am Spielfeldrand eines deutschen Stadions © Witters | Sebastian Widmann
Das war knapp: Kurz vor der Linie bekommt Augsburgs Torwart Marwin Hitz den Ball zu fassen
Das war knapp: Kurz vor der Linie bekommt Augsburgs Torwart Marwin Hitz den Ball zu fassen © dpa | Stefan Puchner
Nicht begeistert, aber erleichtert scheinen die Spieler des FC Augsburg (in weiß) nach dem Unentschieden gegen Liverpool zu sein
Nicht begeistert, aber erleichtert scheinen die Spieler des FC Augsburg (in weiß) nach dem Unentschieden gegen Liverpool zu sein © dpa | Andreas Gebert
Schalke-Fans zünden im Gästeblock von Shakhtar Donezk Pyrotechnik
Schalke-Fans zünden im Gästeblock von Shakhtar Donezk Pyrotechnik © dpa | Friso Gentsch
Olexandr Gladkiy (l) von Shakhtar Donezk im Zweikampf mit Schalkes Leon Goretzka
Olexandr Gladkiy (l) von Shakhtar Donezk im Zweikampf mit Schalkes Leon Goretzka © dpa | Sergey Dolzhenko
Verhaltene Freude bei den Schalkern nach dem Unentschieden in Donezk (Ukraine)
Verhaltene Freude bei den Schalkern nach dem Unentschieden in Donezk (Ukraine) © dpa | Friso Gentsch
1/12

Hummels freut sich und mahnt

Die Rückkehr von Sahin in den Kader kommt gerade zur rechten Zeit. Schließlich stehen in den nächsten zwei Wochen neben dem Rückspiel in Porto die Bundesliga-Spitzenspiele beim Tabellen-3. Leverkusen und gegen Spitzenreiter FC Bayern an. Mats Hummels hofft, dass der BVB seine Rückrundenbilanz mit fünf Siegen und einem Remis schon am Sonntag (15.30 Uhr) im Duell mit Bayer weiter aufbessert: „Vielleicht ist der Kräfteverschleiß bei Leverkusen etwas größer“, sagte der Weltmeister. Anders als der BVB hatte Bayer sein Hinspiel in der Europa League nicht daheim, sondern auswärts bei Sporting Lissabon (1:0) bestritten.

Vor der zweiten Partie gegen Porto am kommenden Donnerstag wähnen sich die Dortmunder in einer komfortablen Ausgangslage. „Das 2:0 ist ein Ergebnis, wie man es sich wünscht“, sagte Hummels. Gleichwohl schwor der Kapitän seine Kollegen auf eine neuerliche Reifeprüfung ein: „Wir wissen, dass wir noch lange nicht durch sind. Porto wird vor eigenem Publikum mutiger auftreten.“

Nach einer eher durchwachsenen Gruppenphase mit zuletzt zwei Niederlagen gegen Krasnodar (0:1) und Saloniki (0:1) deutete der BVB erstmals an, warum er von einigen Experten als Mitfavorit gehandelt wird. Neuerdings kann die Dortmunder Torfabrik sogar auch Defensive. In vier der letzten fünf Pflichtspielen stand am Ende die Null. Das ist im Vergleich zur Hinrunde, in der die Borussia immerhin 23 Gegentore kassierte, ein bemerkenswerter Fortschritt. „Ich bin darüber sehr glücklich. Wir haben Dinge in der Balance verändert“, sagte Trainer Tuchel.

Statistik

Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Weigl - Kagawa (86. Ginter), Sahin (57. Leitner) - Mchitarjan, Reus (86. Pulisic) - Aubameyang. - Trainer: Tuchel

Porto: Casillas - Varela, Layun, Martins Indi, Jose Angel - Herrera - Neves, Oliveira (76. Evandro) - Brahimi (59. Andre), Marega - Aboubakar (88. Suk). - Trainer: Peseiro

Schiedsrichter: Luca Banti (Italien)

Tore: 1:0 Piszczek (6.), 2:0 Reus (71.)

Zuschauer: 65.851 (ausverkauft)

Gelbe Karten: - Varela, Jose Angel, Evandro, Suk