Wolfbsurg/Hamburg. Mit dem Polizisten leitete am Sonnabend erstmals seit 18 Jahren ein Hamburger ein Spiel in der Fußball-Bundesliga. Bier zur Belohnung.
Nach seinem gelungenen Bundesliga-Debüt ging es für Patrick Ittrich erst einmal ganz bodenständig an die Theke. Im ICE zurück nach Hamburg ließ sich der Schiedsrichter-Neuling im Fußball-Oberhaus das Bier zusammen mit seinen Assistenten Mark Borsch und Sascha Thielert im Bordbistro schmecken. Gratulationen nahm der 37-Jährige dankend an, das Spiel Wolfsburg gegen Ingolstadt (2:0) war ein dankbares. Die Partie leitete Ittrich souverän. „Ich bin nie nervös, höchstens positiv aufgeregt“, hatte der Polizeibeamte vor dem Spiel dem Abendblatt gesagt.
Im Mittelpunkt stand Ittrich in Wolfsburg so gut wie nie. Und so gelang dem Debütanten, der in der Bundesliga offiziell für den Mümmelmannsberger SV (MSV) pfeift, am Sonnabend direkt einmal ein seltenes Kunststück: Ittrich kam bei der Spielleitung ohne jegliche Verwarnung aus. Es war in dieser Saison erst das achte Erstligaspiel ohne Gelbe, Gelb-Rote oder gar Rote Karte. "Wir sind stolz auf unseren Patrick“, sagte MSV-Präsident Peter Kossmann schon vor der Partie.
Der 21. Bundesliga-Spieltag
Ittrich rette Rafati das Leben
Vor viereinhalb Jahren stand Ittrich dagegen sehr wohl mit im Fokus. Am 19. November 2011 rettete er als Bundesliga-Linienrichter Babak Rafati das Leben. Zusammen mit den anderen Assistenten Holger Henschel und Frank Willenborg fand Ittrich den damaligen Referee Rafati im Hotel vor dem Bundesligaspiel Köln gegen Mainz nach dessen Suizid-Versuch und leistete Erste Hilfe.
„Es war ein einschneidendes Erlebnis in unserem Leben, das wir kein zweites Mal erleben möchten. Wir können nur froh sein, dass es uns allen wieder gut geht“, sagte Ittrich bereits vor seinem Debüt NDR.de. Sonst will er sich zum „Fall Rafati“, wie er selbst sagt, nicht mehr äußern. Grenzerfahrungen wie diese haben den Familienvater geerdet. „Ich habe viele extreme Situationen erlebt“, berichtete der Schiedsrichter dem Abendblatt: „Den Kontakt zu Basis will ich nicht verlieren.“ Am Sonnabend im Zug war dies deutlich zu sehen.