Aus und vorbei: Jérôme Valcke hat keine Zukunft mehr bei der Fifa. Der einst zweitmächtigste Mann hinter Blatter wurde entlassen.
Zürich. Das Reinemachen bei der Fifa geht weiter: Nun hat es auch Joseph Blatters einst engsten Vertrauten erwischt. Der Fußball-Weltverband entließ mit sofortiger Wirkung den seit September suspendierten Generalsekretär Jérôme Valcke. Nach einem Beschluss des Dringlichkeitskomitees sei das Arbeitsverhältnis auch aufgelöst worden, gab die Fifa am Mittwoch auf ihrer Homepage unter der Überschrift „Absetzung von Jérôme Valcke als Fifa-Generalsekretär“ bekannt.
Nachdem sich der Weltverband bereits Ende 2006 kurzzeitig vom damaligen Marketingdirektor wegen eines Fehltrittes getrennt hatte, dürfte der Abschied nun endgültig sein. Seine Aufgaben wird weiterhin der geschäftsführende Generalsekretär Markus Kattner übernehmen.
Valcke, der 2003 erstmals bei der Fifa tätig und seit Juni 2007 als Generalsekretär Blatters rechte Hand war, wird Korruption vorgeworfen. Die US-Justiz verdächtigt den 55-Jährigen, zehn Millionen Dollar aus Südafrika an die von Skandalfunktionär Jack Warner kontrollierten Fußball-Verbände CONCACAF und CFU weitergeleitet zu haben.
Valcke wurde im September suspendiert
Am Donnerstag vergangener Woche eröffnete nach Angaben der Fifa deren rechtsprechende Kammer der Ethikkommission unter dem Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert ein formelles Verfahren gegen Valcke. Der gebürtige Pariser war bereits am 17. September 2015 suspendiert worden. Am 8. Oktober verhängte die Ethikkommission der Fifa eine vorläufige Sperre von 90 Tagen gegen Valcke.
Die Süddeutsche Zeitung hatte im Zusammenhang mit Valckes Suspendierung geschrieben, dass die Agentur JB Sports Marketing schwere Vorwürfe gegen die Fifa-Spitze erhoben hatte. Vertreter der Agentur hätten einen Ticketingvertrag mit der Fifa für die WM-Turniere 2010 bis 2022 vorgelegt, in dessen Kontext Valcke eine „diskrete Gewinnbeteiligung“ zugesichert worden sein sollte.
Blatter setzte große Stücke auf Valcke
Valcke, dessen Karriere 1984 als Journalist beim französischen Sender Canal+ begonnen hatte, bestritt das angebliche Fehlverhalten. Die entsprechenden Anschuldigungen seien „frei erfunden“ und „ungeheuerlich“, hatte Valckes New Yorker Anwalt Barry Berke mitgeteilt. Valcke habe niemals Geld erhalten und niemals eingewilligt, von diesem Geld oder andere Wertgegenstände anzunehmen.
Wie sehr Blatter seinen einstigen engen Mitarbeiter schätzte, belegt eine Aussage aus der Vergangenheit. „Starke Leute holt man zurück“, kommentierte Blatter, als Valcke nach seiner Freistellung zum Generalsekretär aufstieg. „Als er vor viereinhalb Jahren seine Tätigkeit als Direktor Marketing und TV in der Fifa aufnahm, steckten wir in roten Zahlen“, sagte Blatter 2007. Im Jahr zuvor drohte Valckes Karriere bei der Fifa erstmals abrupt beendet zu sein.
Er hatte als TV- und Marketingdirektor einen Sponsoringkontrakt mit einem Kreditkartenunternehmen (Visa) abgeschlossen, ohne zuvor vertragsgemäß erst mit dem bestehenden Sponsor (Mastercard) zu verhandeln. Das kostete die Fifa 90 Millionen Euro. Nur ein halbes Jahr später kehrte er als Generalsekretär zurück.