Madrid/Turin. Der italienische Trainer von Real Madrid steht vor dem Aus. Toni Kroos, selbst in der Kritik, hält ein letztes Plädoyer für Ancelotti.
Erneut wird es in dieser Saison einem amtierenden Meister nicht gelingen, seinen Titel in der Fußball-Champions-League zu verteidigen. Durch das 1:1 (1:0) im Halbfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin verpasste der Cupsieger von 2014, Real Madrid, den wiederholten Einzug ins Finale. Dort steht dafür der italienische Rekordmeister, der am 6. Juni im Berliner Olympiastadion auf den FC Barcelona trifft.
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13.58 Uhr: Die Zukunft bei Real Madrid steht für Trainer Carlo Ancelottisteht in den Sternen. Möglicherweise saß der Italiener am Mittwochabend zum letzten Mal im Bernabéu-Stadion für die Madrilenen auf der Trainerbank. Für die ausstehenden zwei Punktspiele in der spanischen Liga wurde er gesperrt. Bleibt Ancelotti, dessen Vertrag noch bis 2016 läuft, auch in der nächsten Saison Trainer von Real? Emilio Butragueño wurde diese Frage mehrmals gestellt, aber das Vorstandsmitglied blieb eine Antwort schuldig.
„Ich würde gerne bleiben“, sagte Ancelotti. „Aber ich weiß, wie die Dinge in Fußball laufen. Wenn der Verein mit dem Trainer nicht zufrieden ist, entlässt er ihn.“ Der Italiener hatte mit Real in der ersten Saisonhälfte den europäischen Supercup und die Clubweltmeisterschaft gewonnen. Beide Titel gelten als weniger bedeutend. Zudem gelang den Madrilenen eine Rekordserie von 22 Pflichtspielsiegen nacheinander. „Real erlebte seinen Frühling schon im Herbst, danach fehlte es an Energie“, umschrieb die Zeitung „El Mundo“ die Misere der Madrilenen.
Ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison schwächelten Weltfußballer Cristiano Ronaldo & Co. Im Pokal schieden sie im Achtelfinale aus, in der spanischen Liga verspielten sie am vorigen Samstag beim 2:2 gegen den FC Valencia praktisch ihre letzte Titelchance. Mit dem Aus in der Champions League gegen Juve mussten die Königlichen nun auch die Hoffnung begraben, als erster Titelträger in der Geschichte des Wettbewerbs die Trophäe zu verteidigen.
Die Worte von Ancelotti nach dem 1:1 gegen Juventus klangen schon ein wenig nach Abschied. „Ich würde mir als Note eine Eins geben, aber letzten Endes ist es der Club, der meine Arbeit bewerten muss“, meinte der Trainer. Allerdings scheint ein Punkt gegen einen Trainerwechsel zu sprechen. In den Medien wird kein Kandidat als möglicher Nachfolger gehandelt. Das heißt: Es ist kein Trainer auf dem Markt, der sich für Real als Alternative anböte.
Hier sind die internationalen Pressestimmen
12.58 Uhr: Die spanischen Medien betrauern nach dem Halbfinal-Aus in der Champions League Real Madrid und die verpasste Chance auf einen "Super-Clásico" in Berlin. Ausgerechnet Morata, der Stürmer aus der Real-Jugend, schoss Juventus zum 1:1 (Hinspiel 2:1) und damit ins Endspiel am 6. Juni gegen den FC Barcelona. Für die italienischen Gazzetten die Verwirklichung eines Traums. Hier sind die Pressestimmen:
Pressestimmen zu Real gegen Juve
Möller: "Kroos muss sich Vorwurf gefallen lassen"
11.47 Uhr: Toni Kroos war nach dem Ausscheiden im Halbfinale einfach nur bedient. "Das ist sehr bitter, es wäre absolut möglich gewesen, ins Finale zu kommen", sagte der Weltmeister. Real Madrid ist gegen Juventus Turin allerdings nicht zuletzt auch wegen Kroos' Schlafmützigkeit beim Gegentor ausgeschieden.
Auf seinen entscheidenden Fehler, als er am Sechzehner den gebürtigen Madrilenen und Ex-Realspieler Álvaro Morata vor dessen Treffer zum 1:1 (57.) aus den Augen verlor, wollte Kroos nicht näher eingehen. "Der Ball ist abgewehrt, dann haben wir ein bisschen spekuliert, dass er vielleicht im Abseits stehen könnte", sagte er. Wir? Kroos! Der nämlich hob den rechten Arm und ließ Morata ziehen. "Er muss sich den Vorwurf gefallen lassen, da nicht energisch genug zu stören", sagte Sky-Experte Andreas Möller zur fraglichen Szene.
Für Kroos war dagegen "das Entscheidende, dass wir aus den vielen Möglichkeiten nur ein Tor machen. Das ist viel, viel zu wenig." Nur Ronaldo traf (23., Foulelfmeter). Der Portugiese zog mit seinem 77. Tor in der Königsklasse wieder mit Barças Lionel Messi gleich, hatte ansonsten aber einen enttäuschenden Auftritt.
Ronaldo muss jetzt auf Messi-Flaute hoffen
10.59 Uhr: Die beiden Weltstars Lionel Messi und Cristiano Ronaldo liegen vor dem Endspiel in Berlin in der Torschützenliste der Champions League mit je zehn Treffern gleichauf an der Spitze.
Ronaldo schloss durch sein Führungstor beim 1:1 von Real Madrid gegen Juventus Turin zu seinem Widersacher vom FC Barcelona auf, ist aber nach dem verpassten Finaleinzug zum Zuschauen verurteilt. Aussichtsreich liegt auch noch Messis Teamkollege Neymar im Rennen, der nach seinen beiden Toren in München auf neun Treffer kommt.
Chiellini trifft erstmals wieder auf Beißer Suárez
9.54 Uhr: Für Barcelonas Stürmerstar Luis Suárez kommt es im Champions-League-Endspiel in Berlin am 6. Juni zu gleich zwei pikanten Wiedersehen. Nach dem Finaleinzug von Juventus Turin trifft Suárez auf Giorgio Chiellini und Patrice Evra. Bei der WM 2014 in Brasilien hatte Suárez Chiellini in der Schlussphase des letzten Gruppenspiels zwischen Uruguay und Italien in die Schulter gebissen.
Suárez wurde daraufhin vier Monate von jeglichen fußballbezogenen Aktivitäten ausgeschlossen und für neun Pflichtländerspiele gesperrt. Es war bereits das dritte Mal in seiner Karriere, dass der Stürmer einen Gegenspieler auf diese Art attackierte.
2011 war Suárez während seiner Zeit in Liverpool für acht Spiele in der Premier League gesperrt worden, nachdem er Evra, damals in Diensten von Manchester United, rassistisch beleidigt hatte. Nach dem Ablauf der Sperre hatten die beiden bei einem erneuten Aufeinandertreffen für Aufmerksamkeit gesorgt, weil sie den obligatorischen Handschlag vor dem Spiel verweigerten.
"Ich werde ihm die Hand schütteln, aber ich werde sicherstellen, dass er auf dem Platz merkt, dass ich da bin", sagte Evra am Mittwochabend mit Blick auf das Finale in Berlin.
Barça baut auf 2000er Bilanz
9.18 Uhr: Der FC Barcelona kann sich durch eine andere Statistik aber auch Mut machen. Zum insgesamt achten Mal haben die Katalanen das Finale der Champions League beziehungsweise des früheren Landesmeister-Wettbewerbs erreicht. Die bisherige Bilanz ist positiv: Viermal holte Barça den Pokal, dreimal nicht. In diesem Jahrtausend ist der FCB im Finale der Königsklasse noch ungeschlagen. Die Final-Teilnahmen im Überblick:
Barcelonas Finalteilnahmen
Bilanz spricht klar für Juventus
8.57 Uhr: Beim Finale in Berlin kommt es erstmals seit zwölf Jahren wieder zum Duell zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin. Letztmals hatten sich beide Clubs im Viertelfinale der Königsklasse 2002/03 gegenüber gestanden, damals mit dem besseren Ende für Juve (1:1/2:1 nach Verlängerung). Die Italiener schafften es anschließend bis ins Finale, unterlagen aber im Endspiel von Manchester dem AC Mailand mit 2:3 im Elfmeterschießen. Insgesamt trafen Barça und Juve achtmal aufeinander. Die Bilanz spricht bei vier Siegen und jeweils zwei Unentschieden und Niederlagen für den italienischen Rekordmeister.
Die Duelle zwischen Juve und Barca
Kroos gibt sich kämpferisch
8.40 Uhr: Reals deutscher Weltmeister Toni Kroos hat nach dem Aus ein Plädoyer für Ancelotti gehalten. "Ich kann nur sagen, dass er ein absoluter Top-Trainer ist", sagte Kroos nach dem Spiel bei Sky: "So, wie wir heute gespielt haben, kann kein schlechter Trainer an der Seitenlinie gestanden haben. Das wissen hoffentlich alle."
Durch das Verpassen des Endspiels wird Real am Saisonende wohl mit leeren Händen dastehen. "Natürlich sind wir mit dem Ziel in Saison gegangen, Titel zu holen. Das schaffen wir höchstwahrscheinlich nicht", erklärte Kroos: "Aber das Ausscheiden war sehr bitter, weil es absolut möglich war, ins Finale zu kommen."
Wenige Stunden später gab sich Kroos auch den Fans gegenüber wieder kämpferisch. Unter dem Schlachtruf "Hala Madrid" gab er via Twitter die Parole aus: "Wir werden zurückkommen!"
Presse spekuliert über Aus von Ancelotti
8.32 Uhr: Nach dem Aus in Champions League und nationalem Pokal und einer praktisch aussichtslosen Situationen in der nationalen Meisterschaft mit vier Punkten Rückstand auf Barcelona zwei Spieltage vor Saisonende wird in Madrid auch über einen Abschied von Trainer Carlo Ancelotti spekuliert. „Heute macht es keinen Sinn, über die Zukunft zu sprechen“, zitiert die Zeitung „As“ den Coach.
Italien feiert Spanier Morata
8.25 Uhr: Nach dem Einzug von Juve ins Endspiel hat Italiens Presse die Leistung der Turiner in Madrid frenetisch gefeiert. „Außergewöhnliche Heldendat! Real draußen, wir fahren nach Berlin. Es ist geschafft! Juve fliegt nach Berlin, auf einer Welle der Hoffnung, Welle des Stolzes“, schrieb die Zeitung „Tuttosport“ in ihrer Online-Ausgabe nach dem ersten Finaleinzug der Alten Dame in der Königsklasse seit 2003.
+++ Hier gibt's den Ticker zum Nachlesen +++
Auch die „Gazzetta dello Sport“ titelte euphorisch und spielte verbal auf die Geschichte des Finalortes Berlin und den italienischen Defensivstil an. „Traumhaftes Juve: Es ist das Finale! Morata wirft sein Real raus. Der italienische Meister fordert am 6. Juni in Berlin Barcelona heraus. Bis ins Finale. Und vielleicht sogar noch weiter. Bis nach Berlin, und nicht, um dort eine Mauer zu errichten.“
In Spanien herrschte nach dem Aus des Titelverteidigers große Enttäuschung. Im Mittelpunkt: Juve-Torschütze Alvaro Morata, der erst im Vorjahr von Madrid nach Turin transferiert worden war. „Moratazo“ titelte das Sportblatt „Marca“ - ein Wortspiel auf den Begriff „Maracanazo“ mit dem Rekordweltmeister Brasilien bis heute seine demütigende WM-Niederlage 1950 im Maracana gegen Uruguay bezeichnet. „Ein Madridista verhindert das Endspiel der Endspiele“, schrieb das Blatt weiter, angesichts des geplatzten Final-Clásico gegen den FC Barcelona.
Statistiken der Halbfinal-Rückspiele
Real Madrid - Juventus Turin 1:1 (1:0)
Madrid: Casillas - Carvajal, Ramos, Varane, Marcelo - Kroos - Rodriguez, Isco - Bale, Benzema (67. Chicharito), Ronaldo. - Trainer: Ancelotti
Turin: Buffon - Lichtsteiner, Bonucci, Chiellini, Evra - Pirlo (79. Barzagli) - Pogba (89. Pereyra), Marchisio - Vidal - Tevez, Morata (84. Llorente). - Trainer: Allegri
Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden)
Tore: 1:0 Ronaldo (23., Foulelfmeter), 1:1 Morata (57.)
Zuschauer: 79.000
Gelbe Karten: Isco, Rodriguez (3) - Tevez (4), Lichtsteiner (3)
Bayern München - FC Barcelona 3:2 (1:2)
München: Neuer - Rafinha, Benatia, Jerome Boateng, Bernat - Thiago, Alonso - Lahm (68. Rode), Thomas Müller (87. Götze), Schweinsteiger (87. Martinez) - Lewandowski. - Trainer: Guardiola
Barcelona: ter Stegen - Alves, Pique, Mascherano, Alba - Busquets - Rakitic (72. Mathieu), Iniesta (75. Xavi) - Messi, Suarez (46. Pedro), Neymar. - Trainer: Enrique
Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England)
Tore: 1:0 Benatia (7.), 1:1 Neymar (15.), 1:2 Neymar (29.), 2:2 Lewandowski (59.), 3:2 Thomas Müller (74.)
Zuschauer: 70.000 (ausverkauft)
Beste Spieler: Müller, Lewandowski - ter Stegen, Neymar
Gelbe Karten: Rafinha (2), Thiago, Lewandowski, Alonso (3), Rode (2) - Rakitic (2), Pedro (2) (HA/dpa/sid)