Madrid. Beim 4:3-Spektakel von Madrid wirbelte vor allem der 19-jährige Max Meyer. Ein Kontrast zum Möchtegern-Anführer Kevin-Prince Boateng.

Im Bernabéu wurden am Dienstagabend Erinnerungen an eine magische Europapokalnacht wach. 5:2 hatte Schalke 04 im April 2011 im Viertelfinale der Champions League beim damaligen Titelverteidiger Inter Mailand triumphiert. Gegen Real Madrid mit den Weltstars um Cristiano Ronaldo fehlte beim grandiosen 4:3 nur ein Tor zu einer noch größeren Sensation.

Vor vier Jahren war Ralf Rangnick Trainer der Königsblauen, ein Fußballlehrer, der das Offensivspektakel liebt, der lieber 5:4 als 1:0 gewinnt. Beim denkwürdigen Sieg in Madrid saß Roberto Di Matteo auf der Schalker Bank. Einer, der als "Maurermeister", als Wiederentdecker des Catenaccio verschrien ist. Dass er eigentlich viel lieber Angriffsfußball von seiner Mannschaft sehen will, hat der Italiener schon oft gesagt. Jetzt hat er Taten folgen lassen.

Schalke hat - in Di Matteos so scharf kritisiertem 5-3-2-System - die Königlichen regelrecht auseinandergenommen, Ronaldo und Co. vor den eigenen Fans gedemütigt, um ein Haar erneut den Titelverteidiger aus dem Wettbewerb geworfen.

Derby-Schmach als Weckruf

Vor wenigen Tagen noch wurde der königsblaue Beton-Fußball mit nur vier Toren seit der Winterpause beklagt. 180 Minuten mit sieben Treffern später ist Schalke plötzlich Synonym für Spektakel. Wie geht das?

Die 0:3-Blamage im Revierderby in Dortmund war der Weckruf. Di Matteo sah, dass mit der totalen Fokussierung auf die Defensive die hohen Ziele nicht zu erreichen sein würden. Und er sah ein, dass er für mehr Offensiv-Power die junge Schalker Garde brauchte. Max Meyer statt Kevin-Prince Boateng - selten lässt sich eine Trendwende so sehr an einem einzigen Wechsel festmachen. Der 19-Jährige wirbelt, schießt Tore, setzt die Stürmer ein. Was für ein Kontrast zum 28 Jahre alten Möchtegern-Anführer, der zuletzt nur noch mitlief.

Schalke kassiert zu häufig hohe Pleiten

5:2 in San Siro, 4:3 im Bernabéu - dazwischen noch 2:0 beim FC Arsenal: Die Schalker beweisen in ihren Glanzstunden durchaus, dass sie in der Champions League mit den ganz Großen mitspielen können. Doch die deutlichen Pleiten gegen Ronaldo, Wayne Rooney oder José Mourinho passieren noch häufiger.

Um daran etwas zu ändern, müssen sich die Königsblauen erst einmal wieder für die Champions League qualifizieren. Nach den letzten beiden Spielen ist die Hoffnung darauf deutlich gewachsen. Mit einem Defensivspezialisten auf der Trainerbank, der den Angriffsfußball entdeckt.

Statistik

Real Madrid: Casillas - Arbeloa (83. Nacho), Pepe, Varane,Coentrão (58. Marcelo) - Khedira (58. Modric), Kroos, Isco - Bale,Benzema, Cristiano Ronaldo

FC Schalke 04: Wellenreuther - Höwedes, Matip, Nastasic -Barnetta (81. Uchida), Höger (57. Goretzka), Neustädter, Meyer, Fuchs- Choupo-Moting (29. Sane), Huntelaar

Schiedsrichter: Skomina (Slowenien)

Zuschauer: 69.986

Tore: 0:1 Fuchs (20.), 1:1 Cristiano Ronaldo (25.), 1:2 Huntelaar(40.), 2:2 Cristiano Ronaldo (45.), 3:2 Benzema (53.), 3:3 Sane(57.), 3:4 Huntelaar (84.)

Gelbe Karten: Coentrão, Cristiano Ronaldo / Neustädter

Beste Spieler: Cristiano Ronaldo, Kroos / Meyer, Huntelaar

(HA/sid/dpa)