Trotz 74-minütiger Überzahl ist es den Gelsenkirchenern nicht gelungen, den Rekordmeister in Verlegenheit zu bringen. Die Bayern Robben und Müller ärgern und wundern sich darüber, Schalkes Manager Heldt tadelt sein Team.

München. Es war der 12. Mai 2001, als der FC Schalke 04 durch einen Angsthasen-Auftritt in Stuttgart und eine 0:1-Niederlage beim VfB Stuttgart seine erste Bundesliga-Meisterschaft verspielte und damit den unrühmlichen Mythos vom „FC Mutlos“ begründete.

Fast 14 Jahre später ist die Debatte über allzu zögerliche Gelsenkirchener neu entfacht. Denn beim 1:1 (0:0) beim FC Bayern München hatten das Team von Trainer Roberto di Matteo trotz 74-minütiger Überzahl nicht den Mut, wirklich ernsthaft auf Sieg beim Rekordmeister zu spielen.

Und so war der unerklärliche Rückwärtsgang der Schalker nach dem frühen Platzverweis des Münchners Jérome Boateng (17. Minute) für eine Notbremse an Sydney Sam und dem anschließend verschossenen Elfmeter Eric-Maxim Choupo-Moting großes Thema - auch bei den Bayern.

Thomas Müller, selbst glücklos und schon in der 55. Minute gegen Robert Lewandowski ausgetauscht, sagte: "Von Schalke war ich überrascht. Die Strategie war schon sehr verwunderlich. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln."

Und Arjen Robben befand: „Wir haben guten Fußball gespielt, die Schalker haben eigentlich überhaupt nichts gemacht. Die haben es auch nicht verdient.“ Noch mehr ärgerte sich der Torschütze allerdings, dass sein Führungstreffer (67.) nicht zum Sieg für die Bayern gereicht hat.

„Ich finde es ärgerlich, dass wir Höwedes, den kopfballstärksten Spieler von Schalke, das Tor machen lassen. Und das, nachdem wir in Führung lagen“, klagte der Niederländer.

Heldt tadelt mutlose Schalker

Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hingegen lobte die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola für ihren Auftritt. „Kompliment an die Bayern. Denn sie haben gegen eine gute Schalker Mannschaft in Unterzahl ein Unentschieden geholt“, sagte der Sky-Experte.

Die Schalker wiederum kamen auch beim eigenen Manager nicht sonderlich gut weg. „Mehr Mut bei den eigenen Angriffen, das hätte ich mir gewünscht. Einfach, dass wir mehr nach vorne gemacht hätten“, sagte Horst Heldt nach dem Spiel.

Und der Elfmeter-Fehlschütze Eric Maxim Choupo-Moting übte schließlich Selbstkritik. „Ich habe den Elfmeter wahrscheinlich zu lässig geschossen. Der Ball wurde nicht schnell genug, sodass Neuer ihn noch festhält“, sagte der mit neun Toren noch immer treffsicherste Schalker. Seinen schwach geschossenen Foulelfmeter parierte Nationaltorhüter Manuel Neuer mühelos (18.).

Wellenreuther feiert Bundesligadebüt

Mehr Grund zur Freude hatte auf Seite der „Königsblauen“ Timon Wellenreuther. Die erst 19 Jahre alte Nummer vier im Schalker Tor kam zur Halbzeit für den verletzten Fabian Giefer und somit zum Bundesligadebüt.

Seine erste Prüfung bestand der Sohn von KSC-Präsident Ingo Wellenreuther bei einem Schuss von Robben (57.). Das Spiel plätscherte dahin, bis der eingewechselte Lewandowski für Torjubel sorgte.

Vor seinem abgefälschten Schuss hatte der Ball aber zuvor wohl die Torauslinie überschritten. Dankert erkannte das Tor nicht an. Die anschließende Ecke von Xabi Alonso abger vollendete Robben mit seinem elften Saisontor. Wie schon beim 1:1 im Hinspiel schlug Schalke durch Höwedes nach Eckball von Sam zurück.

Trotz des ersten Punktverlustes vor heimischer Kulisse können die Bayern vorerst gelassen die unerwarteten Rückschläge der vergangenen Tage aufarbeiten. „Wir haben einen Punkt geholt, nicht zwei verloren“, befand Schlussmann Manuel Neuer. „Wir brauchen jetzt einen Sieg in Stuttgart, aber auch ein sehr gutes Spiel“, mahnte indes Kapitän Bastian Schweinsteiger vor der Partie beim VfB am Sonnabend.

Robben dachte noch ein Stückchen weiter. „So ein Tor kann in der Champions League tödlich sein, das darf uns nicht passieren“, sagte der Niederländer zum schnellen Ausgleich von Schalke-Spielführer Benedikt Höwedes. Der 25. Meistertitel ist schließlich längst nicht das einzige Ziel des FC Bayern.

Statistik

München: Neuer – Weiser (88. Rode), Jerome Boateng, Benatia, Alaba – Alonso, Schweinsteiger – Robben, Götze (27. Dante), Bernat – Thomas Müller (55. Lewandowski). – Trainer: Guardiola

Schalke: Giefer (46. Wellenreuther) – Uchida, Höwedes, Matip, Nastasic, Fuchs – Kevin-Prince Boateng (87. Barnetta), Neustädter, Meyer – Sam (77. Leroy Sane), Choupo-Moting. – Trainer: Di Matteo

Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)

Tore: 1:0 Robben (67.), 1:1 Höwedes (72.)

Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Neuer, Robben – Höwedes, Nastasic

Rote Karte: Jérome Boateng nach einer Notbremse(17.)

Gelbe Karten: Benatia (3), Weiser, Schweinsteiger (2) – Höwedes (3)

Besonderes Vorkommnis: Neuer hält Foulelfmeter von Choupo-Moting (18.)

Erweiterte Statistik (Quelle: deltatre):

Torschüsse: 10:8

Ecken: 5:1

Ballbesitz: 58:42 %