Die Bundesliga wird technisch revolutioniert: 15 von 18 Erstligisten stimmen für die technische Unterstützung der Schiedsrichter. Der HSV änderte seine Meinung über die Torlinien-Technologie.

Hamburg/Frankfurt. Die Fußball-Bundesliga hat sich grundsätzlich für den Einsatz der Torlinien-Technologie entschieden. Das entschieden die 18 Erstliga-Vereine am Donnerstag bei der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes in Frankfurt am Main. Die nötige Zweidrittelmehrheit wurde erreicht. Nach Angaben von Ligapräsident Reinhard Rauball sprachen sich 15 Erstliga-Vereine für das Hawk-Eye-System aus, drei Clubs votierten dagegen. „Ich glaube, dass es für den deutschen Fußball ein Schritt nach vorne ist“, sagte Rauball.

Zu den 15 Befürwortern zählt auch der HSV. „Bei der letzten Abstimmung waren wir dagegen. Jetzt sind wird dafür, weil die Kosten deutlich niedriger als zunächst annonciert sind. Außerdem ist das System – anders als geplant – jetzt Kamera-basiert und die Messgenauigkeit ist verbessert worden“, sagte am Donnerstag Jörn Wolf, der Mediendirektor des HSV.

Den Antrag zur erneuten Abstimmung hatte der FC Bayern München gestellt. Anstoß war die Diskussion um ein nicht gegebenes Tor des Dortmunders Mats Hummels im DFB-Pokalfinale gegen die Bayern. „Ich bin sehr froh, dass unser Antrag mit sehr, sehr klarer Mehrheit angenommen wurde. Das Ganze wurde sehr professionell von der Geschäftsführung der DFL vorbereitet“, sagte Karl Hopfner, der Präsident des FC Bayern München.

Bei der ersten Abstimmung am 24. März hatten sich 24 der 36 Profivereine gegen die Satzungsänderung gewehrt – auch aus finanziellen Gründen. Diesmal stimmten die Zweitligisten nicht mit ab, die Entscheidung gilt allein für das Oberhaus. „Wir freuen uns über diese klare Entscheidung“, sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Schon eine Zwei-Drittel-Mehrheit von zwölf Vereinen hätte genügt.

Vor der Abstimmung hatte die DFL in einer Ausschreibung unter den Anbietern die Kosten für die Technik ermittelt. Etwas überraschend gab die Liga nun dem Hawk-Eye-System den Vorzug, das bereits in der englischen Premier League mit Erfolg zum Einsatz kommt. Es sei ein „exzellenter Preis“ in den Verhandlungen erzielt worden, versicherte Rettig.

Fifa-System hat das Nachsehen


Das Nachsehen hatte der Hersteller des computergesteuerten GoalControl aus Würselen im Rheinland, auf das der Weltverband Fifa zuletzt bei der WM in Brasilien setzte. Auch das magnetfeldbasierende System Goal Ref fand bei der DFL keine Zustimmung.

Bis kurz vor dem Treffen am Donnerstag waren sich Traditionalisten und Technik-Befürworter in dem Disput kaum näher gekommen. Die Fraktion um den FC Bayern und den BVB machte sich auch unter Verweis auf die notwendige Hilfe für die Schiedsrichter für die Technologie stark.

Dagegen verwiesen Gegner wie Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen auf den nötigen Aufwand für den Einsatz der Systeme, die aus seiner Sicht nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen. Zudem sei die Bundesliga mit dem bisherigen Regelwerk stets gut gefahren. So kam es letztlich auf die Gruppe der unentschlossenen Vereine an – und die entschieden sich für eine technische Revolution.

Burchhagen muste die Niederlage letztlich einsehen: „Es ist ein klares Votum der Bundesliga. Und diesem Votum hat man sich zu beugen. Es wird dadurch sicher keine entscheidenden Veränderungen im Fußball geben. Wenn wir bei der Eintracht vor zehn Jahren die Torlinientechnologie eingeführt hätten, hätten wir sie zehn Jahre lang gehabt – ohne sie einmal zu nutzen. Aber die Einheitlichkeit der Bundesliga durch ein solches Votum ist gewährleistet. Die Kosten waren für uns nie ein Kriterium.“