Aktuelle und ehemalige Fußballprofis erspielen beim zehnten Tag der Legenden 250.000 Euro für den Verein NestWerk. Team Deutschland gewinnt 5:3.
Hamburg. Ein wenig Sorgen machte sich Reinhold Beckmann am Sonntagmorgen schon. Er konnte Giovane Elber nicht erreichen. Elber, der frühere Stürmerstar des FC Bayern München, lag noch in einem Bremer Hotelbett. Verschlafen. Am Sonnabend hatte der Brasilianer noch am Abschiedsspiel seines Landsmanns Ailton im Bremer Weserstadion teilgenommen. Und hinterher offenbar ein wenig zu lange gefeiert. Zum Glück war sein Kumpel Julio Cesar dabei. Der ehemalige Dortmunder Verteidiger weckte Elber um kurz nach 9 Uhr.
Wenige Stunden später kamen Elber und Cesar schon in Hamburg an. Zum zehnten Tag der Legenden am Millerntor-Stadion. Für das Spiel zwischen Team Deutschland und Team Hamburg. „Die größte Herausforderung war, Giovane aus dem Bett zu holen“, sagte Veranstalter Reinhold Beckmann, der zur Jubiläumsausgabe rund 70 Legenden des deutschen Fußballs nach Hamburg geholt hatte.
Um 12.30 Uhr trafen sie der Reihe nach auf dem roten Teppich vor dem Stadion des FC St. Pauli ein. Die Weltmeister Horst Eckel, Olaf Thon, Karl-Heinz Riedle und Thomas Berthold, die Europameister Fredi Bobic und Markus Babbel, ehemalige Nationalspieler wie Arne Friedrich, Thomas Hitzlsperger und Tim Borowski sowie Hamburger Größen wie Roy Präger, Thomas Meggle und Fabian Boll. Als Erster kam der ehemalige St.-Pauli-Stürmer Ivan Klasnic, als Letzter gab sich Michael Ballack die Ehre. Und während sich die zahlreichen Autogrammjäger auf die Legenden stürzten, nutzte Schirmherr Franz Beckenbauer die Gunst, um sich mit dem Auto Richtung Innenraum fahren zu lassen. Im Stadion übernahmen Lou Richter und Arnd Zeigler die Moderation. Der erste Gruß der beiden ging an den im Februar verstorbenen HSV-Kultmasseur Hermann Rieger, der beim Tag der Legenden stets zu den Stammgästen zählte. „Er fehlt mir“, hatte Beckmann bereits im Vorfeld gesagt.
Beckenbauer und Beckmann begrüßten dann gemeinsam 25.183 Zuschauer . „Uns Sportlern sollte bewusst sein, wie wichtig es ist, jungen Menschen ein Vorbild zu sein“, sagte Beckenbauer, der das Benefizspiel zugunsten des Vereins NestWerk, der sich um benachteiligte Jugendliche kümmert, wieder unterstützte. „Viele Jugendliche könnten mehr aus ihren Möglichkeiten machen, wenn wir ihnen Chancen bieten und an ihre Fähigkeiten glauben würden“, sagte Beckenbauer.
Die Arbeit mit dem Team Deutschland überließ Beckenbauer seinem langjährigen Wegbegleiter beim FC Bayern München, Jupp Heynckes. Der Triple-Gewinnertrainer der Bayern aus dem Vorjahr wollte offenbar auch beim Tag der Legenden zeigen, dass er noch immer ein ausgewiesener Taktiker ist. Gegen die noch recht bewegliche Offensivabteilung des Teams Hamburg um Marius Ebbers, Michel Dinzey und Sergej Barbarez mischte Heynckes zunächst mal ordentlich Beton an: Berthold, Friedrich, Babbel, dazu noch Jens Nowotny – für die Hamburger gab es kein Durchkommen. Aber auch Elber, Riedle und Bobic kamen zunächst kaum zum Abschluss. 0:0 zur Halbzeit. Das gibt es bei einem Benefizspiel selten. „Die Jungs sind alle noch sehr ehrgeizig“, sagte Ex-HSV-Star Jimmy Hartwig. Für das erste Highlight des Spiels sorgte Schiedsrichterlegende Walter Eschweiler, der nach einem Foul an Hitzlsperger das bei der WM eingeführte Freistoßspray aus der Tasche zückte.
In der zweiten Halbzeit ließen es die Verteidiger dann ein wenig ruhiger angehen. Zur Freude der Zuschauer, denn jetzt fielen Tore. Der agile Ballack und Matthias Scherz per Eigentor trafen für Team Deutschland, Martin Driller, Klasnic und Meggle drehten das Spiel für Hamburg. Insbesondere Meggle, der neue Trainer des FC St. Pauli, wirkte besonders motiviert. „Ich habe extra ein Jahr lang zweimal die Woche Fitnesstraining gemacht“, scherzte Meggle. „Und als Trainer sollte ich natürlich auch nicht wie ein Ballon herumlaufen.“ Carsten Jancker mit dem schönsten Tor des Tages per Volleyschuss, Maurizio Gaudino nach feinem Solo sowie Arne Friedrich schossen am Ende dann aber doch noch einen 5:3-Sieg für Team Deutschland heraus.
Giovane Elber saß zu diesem Zeitpunkt bereits ausgepumpt auf der Ersatzbank. „Meine Luft reicht heute nur für 45 Minuten“, sagte der Stürmer bereits vor dem für ihn zweiten Spiel innerhalb von zwei Tagen. „Aber ich wollte unbedingt kommen, das habe ich Reinhold Beckmann schon bei der WM in Brasilien versprochen.“
Elber und Beckmann freuten sich am Ende des Tages über 250.000 Euro für den Verein NestWerk. Mario Basler, der in der ersten Halbzeit zwei seiner einst gefürchteten Flanken schlug, sprach stellvertretend für seine Kollegen: „Für den guten Zweck kommen wir doch alle gerne.“