Tribünengast Jürgen Klopp schwärmt nach dem entscheidenden Treffer durch Robert Lewandowski von der Leistung seiner Dortmunder beim 2:1-Sieg in der Champions League beim FC Arsenal. Auch Wenger begeistert Klopp.

London. Borussia Dortmunds Mister Champions League hält die Westfalen auf Achtelfinalkurs: Robert Lewandowski hat dem Finalisten der vergangenen Saison den zweiten Saisonsieg in der europäischen Meisterklasse und sogar die Tabellenführung beschert. Der Pole erzielte am Dienstagabend in der 82. Minute den entscheidenden Treffer zum 2:1 (1:1)-Sieg der Borussen beim FC Arsenal. „Es war ein offenes Spiel, wir haben es am Ende mit einem fantastischen Angriff 2:1 gewonnen“, stellte BVB-Coach Jürgen Klopp glücklich fest, nachdem er die „Riesenleistung“ wegen seiner Sperre erneut nur von der Tribüne aus hatte verfolgen dürfen.

Nach der frühen Führung durch Henrich Mchitarjan (16.) hatte Olivier Giroud (41.) für die Londoner ausgeglichen. Ausgerechnet als die Hausherren vor 60.011 Zuschauern im Emirates Stadion angetrieben von Nationalspieler Mesut Özil Druck machten, gelang Lewandowski das Siegtor. „Das ist ein wichtiger Sieg“, sagte der Matchwinner beim TV-Sender Sky.

Die Dortmunder eroberten mit nunmehr sechs Punkten und 6:3 Toren die Tabellenführung vor Arsenal (5:3/6) und dem SSC Neapel (4:4/6), der sich bei Olympique Marseille ebenfalls mit 2:1 durchsetzte. „Es läuft auf einen Dreikampf hinaus: Wir sind voll im Geschäft“, meinte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Der BVB beendete zudem seine Auswärtsmisere in der Champions League: Zuletzt hatte der aktuelle Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga im November 2012 4:1 bei Ajax Amsterdam gewonnen.

„Das wird uns einen Schub geben, dann geht’s zum Derbysieg“, sagte Dormtunds Nuri Sahin im Hinblick auf das Spiel gegen Schalke am Wochenende. „Die Fans haben gerade über nichts anderes geredet.“

Arsenal mit großem Respekt

Was Klopp schon in der ersten halben Stunde der Partie gegen FC Arsenal von der Tribüne aus sah, durfte ihm gefallen haben, auch wenn das von beiden Coaches angekündigte Spektakel über die gesamte Spielzeit ausblieb. Die beste englische Vereinsmannschaft hatte spürbaren Respekt vor den Borussen, die rasch die Kontrolle übernahmen und frech aufspielten. Marco Reus (12.) verpasste aber zunächst die Führung mit einem 16-Meter-Schuss.

Von Nationalmannschaftskollege Özil war bis dahin noch gar nichts zu sehen. Auch Tomas Rosicky, von 2001 bis 2006 in Diensten des BVB, konnte das Spiel der Londoner vor heimischer Kulisse zunächst nicht entscheidend prägen. Er vertrat Spielmacher Mathieu Flamini (Gehirnerschütterung). Vielmehr stand die Abwehr um Per Mertesacker unter Druck, weil die Dortmunder, denen in Ilkay Gündogan ebenfalls der Regisseur verletzt fehlte, früh attackierten und nachsetzten.

So wie Reus beim Führungstor: Erst spielte er einen Fehlpass, dann erkämpfte sich der Techniker den Ball zurück. Über Lewandowski landete das Spielgerät bei Mchitarjan. Mit einem Rechtsschuss ins rechte untere Eck traf der Armenier zum 1:0. Auf der Tribüne herzten Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Präsident Reinhard Rauball den sichtlich mitfiebernden Klopp.

Auch ohne offensiv zu glänzen, bestimmten die Borussen weiter das Geschehen. Arsenal-Coach Arsène Wenger, der erneut auch auf den verletzten Lukas Podolski (“Ich bin acht neun Wochen raus, langsam wird es zäh“) verzichten musste, verfolgte es mit grimmiger Miene am Spielfeldrand. Bis er an seinem 64. Geburtstag Grund zur Freude hatte, musste er sich gedulden. Nur peu à peu kam das Team des Franzosen nach rund einer halben Stunden mehr auf. In der 38. Minute rettete Mats Hummels nach einem Rosicky-Schuss auf der Linie. 180 Sekunden später war der Ball im BVB-Tor: Ein Missverständnis zwischen Neven Subotic und Keeper Roman Weidenfeller nutzte Giroud zum Ausgleich.

Co-Trainer Buva rüttelt BVB wach

Co-Trainer Zeljko Buva fand in der Pause offensichtlich die richtigen Worte. Die Dortmunder übernahmen wie in der ersten Hälfte wieder das Kommando. Nur hielt das diesmal nicht so lange an. Denn die Londoner, bei denen Özil nun des Öfteren über die rechte Seite agierte, hielten schneller dagegen.

Zufrieden wollten sich die Westfalen mit dem Remis aber auch nicht geben: Ab der 68. Minute verstärkte Pierre-Emerick Aubameyang den BVB-Angriff. Nicht mal zwei Minute später wäre aber beinahe Santi Cazorla das zweite Arsenal-Tor gelungen. Sein Schlenzer streifte jedoch über das Lattenkreuz ins Toraus. Und so konnte Lewandowski die Partie nach einem Bilderbuch-Konter entscheiden.

Beste Dortmunder waren Sven Bender und Kevin Großkreutz, bei den Gunners ragten Kapitän Mikel Arteta und Rosický heraus.

Klopp kassiert Sprüche aus dem Team

„Wir haben auswärts bei Arsenal London gespielt, die in einer sensationellen Verfassung sind und haben ihnen oft Probleme bereitet“, resümierte Klopp. Über seine Unterhaltung mit Arsène Wenger auf der Tribüne kurz vor dem Spiel sagte er: „Ich bewundere ihn für die Lockerheit. Es ist großes Vergnügen sich mit ihm zu unterhalten, er ist eine große Persönlichkeit, ein großartiger Trainer.“

Den Geburtstag seines Kollegen habe er im Moment der Begegnung zwar vergessen, die Glückwünsche wolle Klopp aber nachholen. „Er hat uns auch beobachtet in den letzten Jahren und war ganz angetan von der Entwicklung. Wir haben uns gegenseitig den Allerwertesten gepudert“, sagte Klopp über Wenger.

Wegen seiner Sperre habe Klopp wiederholt Sprüche seiner Profis zu hören bekommen. „Die Spieler, die mir das gesagt haben, denen habe ich auch schon die passende Antwort gegeben“, sagte der Trainer, der durchaus auch eine positive Seite seines Tribünenplatzes erkannte: „Ich habe von oben ein paar Dinge gesehen, von denen sie nicht wollten, dass ich sie sehe. Für mich eine völlig neue Perspektive, habe ich jetzt zwei Mal gehabt, brauche ich jetzt nicht mehr, aber trotz allem interessant.“

Statistik

Arsenal: Szczesny – Sagna, Mertesacker, Koscielny, Gibbs – Ramsey (86. Bendtner), Arteta – Wilshere (58. Cazorla), Özil, Rosicky (89. Gnabry) – Giroud. – Trainer: Wenger

Dortmund: Weidenfeller – Großkreutz, Subotic, Hummels, Schmelzer – Sahin, Sven Bender – Blaszczykowski (67. Aubameyang), Mchitarjan (66. Hofmann), Reus (87. Sokratis) – Lewandowski. – Trainer: Buvac

Schiedsrichter: Jonas Eriksson

Tore: 0:1 Mchitarjan (16.), 1:1 Giroud (41.), 1:2 Lewandowski (82.)

Zuschauer: 60.011 (ausverkauft)

Beste Spieler: Rosicky, Arteta – Bender, Großkreutz

Gelbe Karten: Rosicky, Özil – Hummels, Lewandowski, Sven Bender (2)

Erweiterte Statistik (Quelle: impire):

Torschüsse: 9:8

Ecken: 2:2

Ballbesitz: 55:45 %