Bei Arsenal herrscht nach dem Transfer von Mesut Özil Euphorie. Der Deutsche selbst blickt „in eine aufregende Zukunft“. Die Londoner überweisen 50 Millionen Euro an Real Madrid. Auch Werder verdient mit.

London/München.

In rasendem Tempo ist Mesut Özil mit seinem Blitztransfer von Real Madrid zum FC Arsenal zum teuersten deutschen Fußballer geworden. Der spektakuläre 50-Millionen-Euro-Deal, der mit der Verpflichtung des walisischen Nationalspielers Gareth Bale durch die „Königlichen“ für die Wahnsinnssumme von 100 Millionen Euro ausgelöst wurde, ist am Montag wenige Minuten vor dem Ablauf der Wechselfrist in England von Özils Vater Mustafa bestätigt worden.

„Es waren tolle Gespräche mit Arsène Wenger. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm. Ich möchte das Vertrauen, das mit der Trainer entgegenbringt rechtfertigen. Ich bin trotzdem voller Stolz auf die drei Jahre bei Real Madrid“, übermittelte Mesut Özil am Abend.

„Ich bin extrem glücklich, mich einem Verein der Klasse Arsenals anzuschließen, und ich freue mich darauf, in der Premier League zu spielen“, sagte Özil, der 2010 für 17 Millionen Euro von Werder Bremen nach Madrid gewechselt war: „Der Transfer wird großartig für meine Entwicklung sein, ich blicke in eine aufregende Zukunft.“

Auch der Premier League-Club teilte kurz vor Mitternacht offiziell mit, „einen langfristigen Vertrag“ mit Özil geschlossen zu haben. „Wir sind extrem froh, Mesut Özil verpflichtet zu haben. Er ist ein großartiger Spieler, der seine Qualitäten im Verein und in der Nationalmannschaft bewiesen hat“, sagte Wenger. Der Verein habe Özil „schon einige Zeit beobachtet und bewundert, weil er alle Attribute hat, die ich suche“, sagte Wenger. „Er wird ein fantastischer Zugang für unseren talentierten Kader.“ Özil soll bei Arsenal die Rückennummer 11 erhalten.

Offenbar hat Özil bei Real das Vertrauen nicht mehr gespürt. Noch in der Vorwoche hatte er einen Vereinswechsel ausgeschlossen. „Ich werde den Verein immer im Herzen tragen“, betonte Özil. Jetzt freue er sich auf Arsenal und die Zusammenarbeit mit den Nationalmannschafts-Kollegen Per Mertesacker und Lukas Podolski, betonte Özil in der Nacht zum Dienstag. Zuvor hatte Mustafa Özil gegenüber der „Welt“ und Sport Bild online von dem feststehenden Transfer berichtet. Der Kontrakt läuft wohl fünf Jahre.

Von den Fans seines Ex-Vereins Real Madrid verabschiedete sich Özil gleich in vier Sprachen. „Liebe Real-Madrid-Fans, vielen Dank für drei wundervolle Jahre mit euch. Die Zeit hier war einzigartig für mich. Manchmal entwickeln sich die Dinge aber anders, als ich sie selbst vor wenigen Tagen noch erwartet hätte“, postete der 24-jährige Fußball-Nationalspieler in der Nacht zu Dienstag auf Deutsch, Spanisch, Englisch und Türkisch. „Auch wenn ich Real nun verlasse, wünsche ich Euch und dem Team nur das Beste für die Zukunft!“

Löw als einer der ersten eingeweiht

Özil ist in London nun der dritte deutsche Nationalspieler bei den „Gunners“. Der aufregende Wechsel stellte auch den Start der deutschen Nationalmannschaft in die heiße Phase der WM-Qualifikation total in den Hintergrund. Bundestrainer Joachim Löw war einer der Ersten, der auf den sensationellen Arbeitsplatzwechsel des Spielmachers vorbereitet war. Denn der 47-malige Nationalspieler Özil durfte am Montag nach Rücksprache mit dem Bundestrainer später ins DFB-Quartier anreisen.

Die Kollegen mussten schon mittags im luxuriösen „Charles Hotel“ in der Münchner Innenstadt einchecken. „Özil kommt entschuldigt verspätet“, berichtete der DFB nach der Anreise der übrigen 21 Akteure. Der künftige Londoner absolvierte da bereits in der bayerischen Landeshauptstadt den erforderlichen Medizincheck. Verspätet stieß der 24-Jährige dann auch zu den Werbeaufnahmen, welche die Nationalspieler am Nachmittag absolvieren mussten.

Die einstige Traumbeziehung zwischen Özil und Real wurde nach dem Weltrekordtransfer des Walisers Bale von Tottenham Hotspur zum spanischen Rekordmeister in Windeseile geschieden. Der in Europa begehrte Edeltechniker Özil, der vertraglich noch bis 2016 an Real gebunden war, soll mit seinem Verkauf wohl zur teilweisen Refinanzierung des sündhaft teuren Bale beitragen. Arsenal, Real und auch Özil - alle spielten am Ende bei dem Geschäft mit. Der frühere Schalker und Bremer erhält bei Arsenal einen „langfristigen Vertrag“.

Schürrle von Wechsel überrascht

Dass der Ex-Schalker in Zukunft in London mit Podolski und Mertesacker zusammenspielen und damit - wie im Vorjahr mit Real - schon wieder in der Champions League auf Borussia Dortmund treffen würde, hatte niemand erwartet. „Das habe ich noch gar nicht gehört“, sagte Chelsea-Profi André Schürrle bei seiner Ankunft in München. Aber am letzten Transfertag „kann viel passieren“, ergänzte er.

Özil war nach der WM von Werder Bremen zu Real gewechselt. Nach Informationen der Kreiszeitung Syke verdienen die Bremer am Arsenal-Transfer auch noch einmal mit und erhalten weitere 625.000 Euro.

Noch vor wenigen Tagen hatte Özil bei einem Sponsoren-Termin in Madrid mit Nachdruck bekräftigt, trotz des sich schon da abzeichnenden Rekordeinkaufs des Walisers Bale in Madrid bleiben zu wollen. „Das ist sicher.“ Vor Bale oder anderen Neuen wolle er nicht flüchten: „Ich gehe in meine vierte Saison bei Real. Ich habe mich immer durchgesetzt, weil ich genau weiß, was ich kann. Und ich werde mich auch in dieser Saison durchsetzen.“

Das Bekenntnis Özils zu den „Königlichen“ wurde vom Verein nicht erwidert. Am Sonntag ließ der neue Real-Trainer Carlo Ancelotti den deutschen Spielmacher beim 3:1 gegen Athletic Bilbao 90 Minuten auf der Bank schmoren. Danach wurde die Verpflichtung von Bale verkündet, der am Montag in Madrid im Stadion vorgestellt wurde. „Verkauft Özil nicht“, forderten tausende Real-Fans – vergeblich.

„Gunners“ begrüßen Özil via Twitter

In London darf Özil damit rechnen, mit offenen Armen empfangen zu werden. Die Arsenal-Fans warten seit Wochen darauf, dass Trainer Wenger endlich die vorhandenen Millionen in einen Topstar investiert. Als Liebhaber des schönen Fußballs dürfte Özil bei Wenger gesetzt sein im Mittelfeld; ein wichtiger Fakt in einer WM-Saison. „Mesut ist ein Fußballer von höchster Qualität, der eine fantastische Ergänzung für unsere talentierte Mannschaft sein wird“, betonte Wenger. „Ich bin begeistert, zu einem großen Club wie Arsenal zu kommen“, sagte Özil.

Bei Özils Mitspielern ist die Vorfreude auf den neuen Teamkollegen riesig, allen voran bei seinen alten Bekannten. „Aha!! Welcome Bro. London Calling!:_))“, twitterte Podolski aus München. Dort lässt er seine Oberschenkelverletzung von DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt genauer untersuchen.

Auch Englands Nationalspieler bei Arsenal heißen Özil willkommen. „Was für ein Transfer für uns“, schwärmte Alex Oxlaide-Chamberlain und auch Aaron Ramsey twitterte einen „großartigen Deal“. Als „den Wechsel des Sommers überhaupt“ bezeichnete Jack Wilshere den Özil-Transfer. Der Spanier Santi Carzola freut sich schließlich auf einen „unglaublichen“ neuen Mitspieler. Traurig ist dagegen Karim Benzema. Der Madrilene teilte via Instagram mit: „Ich werde meinen besten Freund vermissen. Danke für alles.“

Löw freut sich auf Özils freien Kopf

Die rasche Klärung von Özils Zukunft und besonders das Ende der Transferfrist wird auch Löw erfreuen. Denn der Bundestrainer will in den kommenden Tagen alle Konzentration auf die zwei wichtigen Quali-Spiele am Freitag in München gegen Österreich und vier Tage später in Torshavn gegen die Färöer legen.

Einen Özil mit freiem Kopf ist für Löw „beim Landeanflug auf Brasilien“ besonders wichtig. Schließlich muss der Bundestrainer auf wichtige Akteure wie die verletzten Münchner Bastian Schweinsteiger und Mario Götze sowie den Dortmunder Ilkay Gündogan und Özils neuen Vereinskollegen Podolski verzichten.

Sechs Punkte hat Löw als klare Zielsetzung für den Quali-Doppelpack ausgegeben. „Wir wollen es so schnell wie möglich schaffen“, sagte Schürrle zur WM-Qualifikation. Das Thema Özil kann abgehakt werden. Jetzt gilt wieder folgender Schürrle-Satz: „Erste Priorität hat das erste Spiel gegen Österreich“, da ist immer eine besondere Brisanz dabei.“