Der Confed Cup geht zum dritten Mal in Folge an Brasilien. Der diesjährige Gastgeber der Mini-WM nahm beim 3:0-Erfolg im Finale den amtierenden Welt- und Europameister Spanien regelrecht auseinander. Alle Infos hier im Newsticker.

Rio de Jaineiro. Mit Traumfußball im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro hat Gastgeber Brasilien den amtierenden Welt- und Europameister Spanien entzaubert und sich zum großen Favoriten für die Heim-WM aufgeschwungen. Mit dem 3:0 (2:0) am Sonntagabend schaffte die Seleção den dritten Gewinn des Confederations Cups in Serie und krönte ihren Triumphzug beim Testlauf für die Weltmeisterschaft 2014 am Zuckerhut.

Fred (2./47. Minute) mit einem Doppelpack und der umjubelte Jungstar Neymar (44.) machten den Sieg vor 73.581 begeisterten Zuschauern perfekt und sorgten für die erste spanische Niederlage nach 29 Pflichtspielen. Bei den Iberern verschoss Sergio Ramos einen Elfmeter (55.), zudem flog Verteidiger Gerard Piqué nach einer Notbremse gegen Neymar mit einer roten Karte vom Platz (68.).

Der Newsticker hält Sie über das Geschehen nach dem brasilianischen Triumph über Spanien auf dem Laufenden:

+++ „Neymar macht Spanien platt“ +++

Die spanische Presse rechnet mit dem Weltmeister ab, sieht aber zugleich ein, dass Brasilien das bessere Team war. Außerdem geben sich die Spanier kämpferisch für eine mögliche Revanche in einem Jahr bei der WM. Lesen sie hier die Pressestimmen aus dem Land des Weltmeisters.

„El País“: „Der Traum von einem Spiel im Maracaná-Stadion gerät für Spanien zu einem Alptraum. Das Team von Vicente del Bosque erleidet den schwersten Rückschlag in der Amtszeit des Trainers. Für Spanien gilt es nun, aus der deutlichen Unterlegenheit zu lernen. Echte Champions erheben sich nach einem Niederschlag.“

„El Mundo“: „Das Maracaná-Stadion verschlingt den Weltmeister. Spanien wird von einem Gegner überfahren, der in jeder Hinsicht besser ist: Die Brasilianer erweisen sich als schneller, aggressiver und treffsicherer.“

„Marca“: „Brasilien setzt das Gesetz der Stärke durch. Der Weltmeister erleidet im Maracaná-Stadion Schiffbruch. Bei den Spaniern ging alles schief. Das Team von Del Bosque hat nun ein Jahr Zeit, um aus der Schlappe seine Lehren zu ziehen.“

„As“: „Spanien wurde von Brasilien vom Platz gefegt. Aber wir werden wiederkommen! Neymar bestätigt seinen Status als Weltstar.“

„El Mundo Deportivo“: „Neymar macht Spanien platt. Brasilien überfährt einen nicht wiederzuerkennenden Weltmeister und erobert den Confed-Cup. Spanien wurde schon nach anderthalb Minuten außer Gefecht gesetzt.“

+++ Spaßvogel Dante: „Ich habe meine fünfte Titel“ +++

Nach dem Confed-Cup-Sieg machte Dante seinem Ruf als Spaßvogel wieder alle Ehre: Mit Getrommel, Tanz und Gesang kam der Abwehrchef der Bayern als einer der letzten Brasilianer aus der Kabine. „Wir wussten, wann wir gewinnen heute, das ist ein bisschen nix viel, aber Selbstvertrauen für uns“, radebrechte der 29-Jährige auf Deutsch und meinte grinsend: „Ich habe meine fünfte Titel: Supercup, Meisterschaft, Pokal, Champions League und heute.“

+++ Dante hofft auf 20 Tage Urlaub +++

Bayern München muss in der Vorbereitung auf die kommende Saison noch einige Zeit auf seine Confed-Cup-Teilnehmer Dante, Luiz Gustavo und Javi Martínez verzichten. Brasiliens Fußball-Nationalspieler Dante wusste nach dem Endspiel noch nicht, wann er wieder bei seinem Arbeitgeber auftauchen muss. „Ich muss erst mal den neuen Trainer anrufen“, berichtete der Abwehrchef und ergänzte schmunzelnd: „Ich weiß noch nicht, wie lange ich Urlaub habe. 15 Tage, 18, 20 vielleicht.“

Der neue Bayern-Chefcoach Pep Guardiola hatte am vergangenen Mittwoch seine erste Trainingseinheit beim Triple-Gewinner geleitet. Luiz Gustavo stand als einziger der drei Bayern-Profis im Finale des WM-Testlaufs auf dem Platz. Martínez und Dante saßen auf der Bank. Im rund einwöchigen Trainingslager am Gardasee, in das Guardiola mit den Bayern-Profis an diesem Donnerstag reist, wird das Trio auf jeden Fall fehlen.

+++ Neymar muss im Hals operiert werden +++

Brasiliens Fußball-Jungstar Neymar muss sich wenige Tage nach dem Gewinn des Confederations Cups einer Halsoperation unterziehen. Mit dem Eingriff am kommenden Freitag sollen immer wiederkehrende Probleme des 21-Jährigen im Rachen behoben werden. „Ich habe deshalb auch immer geschnarcht. Ich hoffe, dass es dann ein für allemal vorbei ist“, sagte Neymar nach dem 3:0-Sieg mit der Seleção gegen Spanien.

Der Arbeitsantritt bei seinem neuen Club FC Barcelona soll durch die Operation nicht verschoben werden. Neymar wechselt für 57 Millionen Euro vom FC Santos zum spanischen Fußball-Meister. Beim WM-Testlauf war er zum besten Spieler des Turniers gewählt worden.

+++ Fifa will über Tortechnik schnell entscheiden +++

Nach der problemlosen Premiere der Torlinientechnologie beim Confederations Cup erwägt die Fifa offenbar eine schnelle Entscheidung über den Anbieter für die WM 2014 in Brasilien. Der Zuschlag könnte nach Informationen aus Fifa-Kreisen schon in den kommenden Monaten erfolgen. Beim WM-Testlauf war das Computer gestützte System der Firma GoalControl aus Würselen zum Einsatz gekommen. Alle 68 Turnier-Tore wurden zweifelsfrei korrekt erzielt, so dass die Technologie keinen Ernstfall bestehen musste.

Hilfreich war der Einsatz allerdings bei der Ermittlung des Torschützen zum 1:0 für Italien im Spiel um Platz drei gegen Uruguay (3:2 i. E.). Erst nach Auswertung der Computerergebnisse stand fest, dass Davide Astori den Ball endgültig ins Netz befördert hatte.

„Nicht jedes Turnier hat eine Zwischenfall, aber wir können absolut zufrieden sein“, sagte GoalControl-Chef Dirk Broichhausen der dpa. Bereist am Freitag hatte sich Fifa-Präsident Joseph Blatter lobend geäußert. „Die Goalline-Technology hat gut gearbeitet. Die Schiedsrichter waren glücklich, alles war am richtigen Platz.“ Im Bieterwettbewerb für die WM hat GoalControl nun sicher eine Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Der Zuschlag für den Confed Cup an das relativ kleine Unternehmen im April war eine Überraschung gewesen.

+++ Nur wenige Proteste am Finaltag +++

Vor dem massiv gesicherten Maracanã-Stadion in Rio haben diesmal nur einige Tausend Menschen friedlich gegen Korruption und Misswirtschaft demonstriert. In etwa 500 Meter Entfernung zum Stadion kam es an einer Straßenkreuzung zu Zusammenstößen zwischen Randalierern und Polizei. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff blieb dem Finale fern, gratulierte aber zum Titelgewinn.

An einem ersten Protestzug hatten im Tagesverlauf etwa 5000 Menschen teilgenommen. Das waren deutlich weniger als vor rund 10 Tagen, als allein in Rio 300.000 Menschen auf die Straße gingen. Am Sonntagabend (Ortszeit) kam es zu Zusammenstößen vor der Sperrzone des Stadions, als eine kleine Gruppe vermummter Randalierer versuchte zum Maracanã vorzudringen. Dabei schleuderten die Demonstranten Steine und mindestens einen Molotowcocktail auf die Polizisten, die ihrerseits mit Tränengasgranaten reagierten.

Rund um das Stadion waren mehr als 10.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, darunter 6000 Beamte der militarisierten Polizei. Das war das größte Sicherheitsaufgebot, das je in Brasilien anlässlich einer Sportveranstaltung aufgestellt wurde.

Präsidentin Dilma Rousseff hatte ihre Teilnahme am Final-Spiel abgesagt. Der Siegerpokal wurde von Fifa-Chef Joseph Blatter und Sportminister Aldo Rebelo überreicht. Rousseff war bei der Eröffnungspartie des Confed Cups am 15. Juni massiv ausgepfiffen worden. Aufgrund der Proteste stürzten ihre Umfragewerte ab.

Nach dem Spiel gratulierte sie der Seleção. Dies sei ein „historischer Tag für den brasilianischen Fußball“, betonte sie in einer schriftlichen Erklärung. Die Spieler hätten „Freude, Kreativität, Teamgeist und Einigkeit“ gezeigt, alle Brasilianer erobert und der Welt ein großes Spektakel geboten. Brasilien hatte Spanien in dem Finale mit 3:0 (2:0) geschlagen.

+++ Trophäen für Neymar und Cesar +++

Neymar ist zum besten Spieler des Turniers gekürt worden. Der 21-Jährige erhielt die Auszeichnung mit dem Goldenen Ball nach dem Endspiel. Hinter dem Brasilianer kamen der Spanier Andres Iniesta und Neymars Landsmann Paulinho auf die Plätze zwei und drei.

Den Goldenen Schuh als bester Torschütze bekam der Spanier Fernando Torres. Brasiliens Fred hatte wie Torres fünf Turniertreffer und eine Vorlage aufzuweisen, mit 423:273 Spielminuten aber mehr Einsatzzeit. Wegen dieser Regel hatte sich Torres schon bei der EM 2012 den Goldenen Schuh gesichert, damals vor Mario Gomez vom FC Bayern München.

Als bester Torhüter wurde Brasiliens Julio Cesar ausgezeichnet. Die Trophäe für das fairste Team des Acht-Nationen-Turniers ging an Spanien.

+++ Spieler signieren Trikots für Mandela +++

Die Spieler selbst hatten bereits vor dem Finale eine große Geste vollbracht. Sowohl die Brasilianer als auch die Spanier signierten Trikots für Südafrikas Nationalhelden Nelson Mandela. „Madiba, werde schnell gesund“ stand auf Englisch auf dem spanischen Weltmeisterdress. Auch das Shirt der Seleção war mit einem Genesungswunsch versehen. Der 94-jährige Mandela befindet sich wegen einer schweren Lungenentzündung seit mehr als drei Wochen im Krankenhaus.

+++ Rousseff schickt Glückwunsch-Telegramm +++

Die Stippvisite im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro fiel aus, die Glückwünsche kamen per Telegramm: Nach dem gellenden Pfeifkonzert zum Auftakt des Confed Cups hatte Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff auf das Finale der „Mini-WM“ verzichtet und gratulierte lieber aus der Ferne. „An diesem historischen Tag für den brasilianischen Fußball schicke ich allen Spielern und dem Betreuerstab unserer Seleção meine Glückwünsche zum vierten Titelgewinn“, schrieb Rousseff nach dem 3:0 der Brasilianer.

„In diesem denkwürdigen Turnier zeigten unsere Spieler Freude, Kreativität, Teamgeist und Einheit und eroberten damit die Herzen aller Brasilianer. Zudem ließen sie die gesamte Welt an einem großen Spektakel teilhaben“, erklärte die Regierungschefin, deren Popularität im Volk während der letzten drei Wochen vor allem nach den Massenprotesten dramatisch um 27 Prozentpunkte gesunken ist.

Statistik

Brasilien: Julio Cesar/Queens Park Rangers – Dani Alves/FC Barcelona, David Luiz/FC Chelsea, Thiago Silva/Paris St. Germain, Marcelo/Real Madrid – Paulinho/SC Corinthians ab 87. Hernanes/Lazio Rom, Luiz Gustavo/Bayern München – Hulk/Zenit St. Petersburg ab 73. Jadson/FC Sao Paulo, Oscar/FC Chelsea, Neymar/FC Santos – Fred/Fluminense ab 80. Jo/Atletico Mineiro. – Trainer: Scolari

Spanien: Casillas/Real Madrid – Arbeloa/Real Madrid ab 46. Azpilicueta/FC Chelsea, Ramos/Real Madrid, Piqué/FC Barcelona, Alba/FC Barcelona – Busquets/FC Barcelona – Iniesta/FC Barcelona, Xavi/FC Barcelona – Pedro/FC Barcelona, Torres/FC Chelsea ab 59. Villa/FC Barcelona, Mata/FC Chelsea ab 52. Navas/FC Sevilla. – Trainer: del Bosque

Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)

Tore: 1:0 Fred (2.), 2:0 Neymar (44.), 3:0 Fred (47.)

Zuschauer: 73.531 (ausverkauft)

Beste Spieler: Fred, Neymar, David Luiz – Pedro

Rote Karte: Piqué nach einer Notbremse (68.)

Gelbe Karten: – Arbeloa, Ramos

Besonderes Vorkommnis: Ramos schießt Foulelfmeter neben das Tor (55.)