Miroslav Klose schießt die Römer an die Spitze, Ex-HSV-Spieler Piotr Trochowski erlegt Real Madrid. Lukas Podolski hat Anteil an Kantersieg.
Hamburg. Traumhaftes Wochenende für die aktuellen und ehemaligen deutschen Fußball-Nationalspieler in den europäischen Top-Ligen: Lukas Podolski bleibt in England mit dem FC Arsenal auf Erfolgskurs, Piotr Trochowski erlebte eine Sternstunde in der Primera Division und in Italien feierte Miroslav Klose mit Lazio Rom den dritten Sieg im dritten Spiel. In allen drei Fällen konnten die polnischstämmigen Deutschen auch ein persönliches Erfolfserlebnis verbuchen.
Serie A: Klose mit Lazio an der Tabellenspitze
Der deutsche Fußballnationalspieler Miroslav Klose bleibt mit Lazio Rom nach einem 3:1-Sieg gegen Chievo Verona ohne Punktverlust an der Tabellenspitze der ersten italienischen Liga. In der Partie am Sonntag erzielte der 34-jährige Stürmer in der 38. Minute das Tor zum 2:0. Die beiden anderen Treffer für Rom steuerte der Brasilianer Hernanes (5., 74.) bei. Den Ehrentreffer für Chievo erzielte Sergio Pellissier mit einem von Klose verursachten Foulelfmeter in der 82. Minute.
Während Lazio mit neun Punkten die Serie A anführt, stürzte der AC Mailand am Wochenende ab. Nach dem 0:1 zum Saisonauftakt gegen Aufsteiger Sampdoria Genua kassierte der Vize-Meister am Samstagabend mit dem 0:1 gegen Atalanta Bergamo schon die zweite Heimpleite. Seit 82 Jahren ist der AC Mailand nicht mehr mit zwei Niederlagen vor dem heimischen Publikum in die Fußballsaison gestartet. „Milan am Boden“, titelte die „Gazzetta dello Sport“ am Sonntag. Nach drei Spieltagen rangiert der Vize-Meister mit drei Punkten nur im Mittelfeld der italienischen Liga.
Das Tor von Luca Cigarini in der 64. Minute stürzte Milan in die Krise und bringt Trainer Massimiliano Allegri in Bedrängnis. „Ich bin besorgt“, gab der angeschlagene Milan-Coach zu. „Wir müssen mehr Einsatz und Selbstbewusstsein zeigen“, forderte Allegri. „Wir werden auch in Zukunft Spiele verlieren, aber nicht so“, versprach der Trainer den enttäuschten Fans vor dem Champions- League-Heimspiel am Dienstag gegen Anderlecht.
Auf internationalem Parkett muss Allegri die Wende schaffen, sonst ist sein Job in Gefahr. Die italienischen Sporttageszeitungen spekulieren bereits seit Tagen über einen Bruch zwischen dem Coach und den Milan-Bossen. Die „Gazzetta“ zitierte Ex-Milan-Star Ruud Gullit vor dem Wochenende mit den Worten: "Wenn Milan ruft, komme ich!“ Der Niederländer hatte zuletzt den russischen Erstligisten Terek Grosny trainiert.
"Milan, wo bist Du?“, fragte die „Gazzetta dello Sport“ am Sonntag. Auf dem Platz kommen die Rot-Schwarzen nicht in Tritt, und auf den Rängen laufen ihnen die Fans weg. Noch nie hat Milan in der Ära von Club-Besitzer Silvio Berlusconi so wenig Dauerkarten verkauft. Im Vorverkauf waren es nur 23 618, im vorigen Sommer noch 31 233.
Dies ist eine Reaktion auf den Ausverkauf: Milan hatte seine Superstars Zlatan Ibrahimovic und Thiago Silva an Paris Saint-Germain abgegeben. Auch die Routiniers Clarence Seedorf, Mark van Bommel, Alessandro Nesta, Gianluca Zambrotta, Gennaro Gattuso und Filippo Inzaghi sowie Stürmer Antonio Cassano gingen.
Premier League: Podolskis zweiter Arsenal-Treffer
Am vierten Spieltag der Premier League traf Podolski beim 6:1 (4:1)-Kantersieg gegen den FC Southampton zum 2:0. Für den Ex-Kölner, neben seinem Nationalmannschaftskollegen Per Mertesacker in der Startelf der Londoner, war es bereits der zweite Treffer in der Premier League. Nachdem Jos Hooiveld (11.) ins eigene Netz getroffen hatte, erhöhte Podolski mit einem Freistoß (31.). Treffer von Gervinho (35./71.) und Theo Walcott (88.) sowie ein weiteres Eigentor von Nathaniel Clyne (37.) sicherten Arsenals ersten Heimerfolg in dieser Saison, Daniel Fox (45.) verkürzte zwischenzeitlich für den Aufsteiger. Arsenal, Champions-League-Gegner des FC Schalke 04, ist damit mit acht Zählern auf Rang drei vorgerückt.
+++Podolski greift wieder an: "Bin in einem guten Zustand"+++
Am Abend stand das 1:1 (1:0)-Remis zwischen dem AFC Sunderland und dem FC Liverpool ganz im Zeichen des Gedenkens an die Stadion-Katastrophe von Hillsborough. Mit minutenlangem Applaus, Flaggen auf Halbmast und Bannern auf den Rängen ehrten beide Klubs vor dem Spiel Opfer und Angehörige der Tragödie vor 23 Jahren.
Am 15. April 1989 waren im Hillsborough-Stadion von Sheffield bei einem Gedränge 96 Menschen zu Tode gekommen. In der vergangenen Woche hatte eine neue Untersuchung Versäumnisse der Polizei offenbart. Der britische Premierminister David Cameron und die Boulevardzeitung "The Sun“, die in ihrer Berichterstattung den Liverpooler Fans die Schuld gegeben hatte, entschuldigten sich öffentlich bei den Hinterbliebenen.
Luis Suarez (71.) glich für Liverpool nach dem 1:0 für Sunderland durch Steven Fletcher (29.) zwar aus, doch der 18-fache englische Fußballmeister blieb auch im vierten Spiel ohne Sieg.
Meister Manchester City ist unterdessen noch nicht in Champions-League-Form und kam bei Stoke City mit dem deutschen Profi Robert Huth nur zu einem 1:1 (1:1)-Unentschieden. Javi Garcia (35.) glich das 1:0 von Peter Crouch (15.) für den Gruppengegner von Borussia Dortmund aus.
Für Anton Ferdinand von den Queens Park Rangers ist der Rassismus-Skandal aus dem vergangenen Jahr nicht vergessen. Vor dem Heimspiel gegen den FC Chelsea (0:0) verweigerte er den Gegenspielern John Terry als auch Ashley Cole den Handschlag. Terry soll den Bruder von Manchester-United-Star Rio Ferdinand im Oktober 2011 an selber Stelle rassistisch beleidigt haben, Cole hatte vor Gericht für Terry ausgesagt. Chelseas Kapitän war im Juni dieses Jahres freigesprochen worden. Chelsea bleibt trotz des Remis mit zehn Punkten Tabellenführer.
Manchester Uniteds Trainerlegende Sir Alex Ferguson durfte im 500. Premier-League-Heimspiel einen 4:0 (0:0)-Sieg gegen Wigan Athletic feiern. Tore von Paul Scholes (51.), Javier Hernandez (63.), Alexander Buttner (66.) und Nick Powell (82.) sorgten für den 356. Heimerfolg von United unter der Regie von Ferguson.
Primera Division: Trochowski verschärft Real-Krise
Ein Traumtor des Ex-Hamburgers Piotr Trochowski hat die Krise bei Real Madrid verschärft . Mesut Özil und Sami Khedira kassierten mit den "Königlichen“ beim 0:1 in Sevilla bereits die zweite Schlappe im vierten Liga-Spiel. Trochowskis frühen Treffer konnte der spanische Fußball-Meister, in der Champions League Gegner von Borussia Dortmund, nicht mehr wettmachen. Zu allem Übel setzte sich Reals Erzrivale FC Barcelona beim FC Getafe mit 4:1 durch und hat als Tabellenführer ohne Punktverlust nun acht Zähler Vorsprung auf den Titelverteidiger.
In Madrid hängt nun der Haussegen so richtig schief. Özil wurde am Sonnabend in der Pause ausgewechselt und von den Medien am Sonntag scharf kritisiert, hüllte sich aber in Schweigen. Dafür hielt Trainer José Mourinho seinen Profis eine ungewöhnliche Standpauke. "Ich habe zur Zeit keine Mannschaft. Die wenigsten Spieler sind mit den Gedanken beim Fußball“, so der Portugiese nach dem Abpfiff. Nicht nur die Medien glauben, dass der Titel 34 Spieltage vor Saisonende bereits verspielt ist. "Acht Punkte sind schwer aufzuholen“, räumte auch Innenverteidiger Pepé niedergeschlagen ein.
Die Medien gingen mit den „Königlichen“ am Sonntag, zwei Tage vor dem schweren Champions-League-Auftakt daheim gegen Manchester City, hart ins Gericht. "Was spielen die?“, fragte das Real nahestehende Sportblatt "Marca“ in großen Lettern auf Seite eins. "Madrid im Alarmzustand“, titelte „El Pais“. Während Sami Khedira durchspielte und von Kritik verschont blieb, attestierten die Beobachter Özil "Lustlosigkeit“. "Er ist auf dem Mond“, schrieb "Público“. "ABC“ analysierte: "Özils Spiel hat seit Saisonbeginn weder Hand noch Fuß. Er agiert langsam, einfallslos. (Luka) Modric wird ihn aus der Stammelf verdrängen.“
Vor 30.000 begeisterten Zuschauern im Stadion Ramón Sánchez Pizjuan erlebte Trochowski eine wahre Sternstunde. Er traf mit einem Halbvolley nach einer Ecke des früheren Schalkers Ivan Rakitic bereits in der zweiten Minute und jubelte mit Flickflack. Der FC Sevilla ist nun mit acht Punkten hinter Barcelona (12) und Málaga (10) vorerst Dritter. Bayern Münchens Champions-League-Gegner Valencia gelang unterdessen gegen Celta de Vigo mit 2:1 endlich der erste Saisonsieg.
Bei Barcelona platzte der Knoten in Getafe erst nach der Einwechslung von Lionel Messi in der 59. Minute. Nach dem Führungstor der Gäste durch Adriano (32.) gelang dem Argentinier innerhalb von nur vier Minuten (74./Foulelfmeter/78.) der dritte Doppelpack der Saison. Für Getafe traf Javier Mascherano per Eigentor (80.) bevor David Villa in der 90. den Schlusspunkt setzte. Die Barça-Profis feierten laut Medien die Schlappe Reals noch im Flieger Richtung Bareclona frenetisch. Nach der Landung gab man sich aber bescheiden: "Acht Punkte ist ein toller Polster, die Saison ist aber lang“, so Mittelfeldmann Sergio Busquets.
Mit Material von sid, dpa und dapd