Johannesburg. Es waren sicher keine ästhetischen Gründe, die Diego Forlan veranlassten, vor der Abreise aus dem Quartier der Nationalmannschaft Uruguays nach Kapstadt bei Philinda Golden vorbeizuschauen. Die Friseurmeisterin des gemütlichen Örtchens Kimberley hatte dem Angreifer schon in der vergangenen Woche die blonde Mähne gestutzt. Aber Forlan ist eben ein abergläubiger Mensch, also stattete der 31-Jährige dem kleinen Salon erneut einen Besuch ab. Sicher ist sicher.
Im Viertelfinale hatten sich die Südamerikaner auch mit dem nötigen Quäntchen Glück gegen Ghana durchgesetzt, erst im Elfmeterschießen vollzogen sie den Schritt in die Vorschlussrunde. Dort trifft Uruguay am Dienstag (20.30 Uhr) auf die Niederlande, das Team also, das Rekordweltmeister Brasilien (2:1) nach Hause schickte.
"Meine Mannschaft hat schon jetzt Historisches geleistet", sagte Trainer Oscar Tabarez, nachdem die "Celeste" zum ersten Mal seit 40 Jahren in das WM-Halbfinale eingezogen war: "Ganz egal, was jetzt passiert, die Spieler werden in der Heimat als Helden empfangen. Aber wir sind weiterhin hungrig."
Nach dem Erfolg über Ghana war Uruguay im Ausnahmezustand. In Montevideo, der Hauptstadt des nur 3,3 Millionen Einwohner zählenden Landes, feierten auf den Straßen Zehntausende bis tief in die Nacht.
Das Duell mit den Niederländern empfindet Trainer Tabarez als besondere Herausforderung. Schließlich spiele seine Mannschaft "nicht nur für Uruguay, wir sind der letzte Vertreter des südamerikanischen Fußballs. Und wer hätte das für möglich gehalten?" Ein wenig Sorgen bereitet jedoch die personelle Situation, denn in Linksverteidiger Jorge Fucile (Gelbsperre) sowie Angreifer Luis Suarez (Rotsperre) muss er zwei Leistungsträger ersetzen.