Der 20-Jährige will mit der Schweiz zu Olympia – Dann würde die Saisonvorbereitung mit dem FCB platzen

München. Eine Kampfansage hat er schon nach München geschickt: „Auf dem Platz lege ich jeden Respekt ab. Ich will mich bei Bayern beweisen und spielen“, sagt Xherdan Shaqiri. Doch bevor er das kann, droht ihm bereits der erste Ärger.

Ein großer Traum von „Kraftwürfel“ Shaqiri könnte sich vor seinem Dienstantritt in München zu einem Streitpunkt entwickeln – der Traum von den Olympischen Sommerspiele in London. Durch den zweiten Platz bei der U21-Europameisterschaft 2011 hat sich die Schweiz für das olympische Fußball-Turnier qualifiziert. Und einer der wichtigsten Akteure der Eidgenossen ist „Shaq“. „Olympia ist auch nach meinem Wechsel noch ein Thema. Wir werden uns mit Bayern unterhalten“, sagte der 20-Jährige der Nachrichtenagentur dapd. Mit welchem Ergebnis ein solches Gespräch enden könnte, weiß Bayern-Trainer Jupp Heynckes noch nicht: „Da habe ich mir bisher noch keine Gedanken zu gemacht.“

In der Saison-Vorbereitung würde Shaqiri seinem neuen Klub wegen der Olympischen Spiele komplett fehlen. Das Trainingslager der Schweiz startet voraussichtlich am 13. Juli, am 26. Juli beginnt das Turnier. Erreicht die Schweiz das Finale, wäre der Mittelfeldspieler bis zum 11. August in England. Problem: Am 12. August wird es für die Bayern erst im DFB-Pokal ernst, und eine Woche später startet die Bundesliga. „Olympia kann man nur einmal im Leben spielen, das ist ein Traum“, sagt der Star des FC Basel.

Eine Abstellungspflicht für die Klubs besteht nicht. Wie man auf jeden Fall zu Olympia kommt, kann Shaqiri direkt von einem künftigen Mitspieler erfahren: 2008 reiste der Brasilianer Rafinha, damals noch in Diensten des FC Schalke, ohne Erlaubnis seines Vereins nach Peking. Zurück kam er mit der Bronzemedaille im Gepäck – und einer klubinternen Geldstrafe von 700.000 Euro.

Auch weitere Schweizer Olympia-Teilnehmer sorgen für Konfliktpotenzial. So ist Ricardo Rodriguez (Wolfsburg) fest für London eingeplant. Ebenso Herthas Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger. Zwar ist „Lusti“ nach dem Stichtag, dem 1. Januar 1989, geboren. Drei ältere Akteure pro Team dürfen aber zusätzlich aufgeboten werden. Als Kapitän des Vize-Europameisterteams ist er gesetzt. Gute Chancen hat auch Nürnbergs Timm Klose, einer der auserwählten Ü23-Profis zu sein.

Zu den „Problem-Spielern“ zählt auch Basel-Youngster Granit Xhaka, an dessen Verpflichtung Hamburgs Trainer Thorsten Fink Interesse bekundet hat. „Das ist eine einmalige Chance, ich wäre gerne in London dabei“, sagt der 19-jährige Xhaka.

Und auch Bremen hat nach dem Clinch mit Superstar Diego im Sommer 2008, als der Streit um Olympia mit dem Brasilianer eskalierte, seinen nächsten Härtefall: Francois Affolter. Werder hat Interesse, die Leihgabe der Berner Young Boys im Sommer fest zu verpflichten. Auch, wenn Affolter die ganze Vorbereitung wegen Olympia verpasst? In einer ähnlichen Situation steckt Mario Gavranovic, aktuell von Schalke 04 an den FSV Mainz ausgeliehen. Der Stürmer will sich endlich in der Bundesliga durchsetzen, hegt aber auch Hoffnungen, nach London fahren zu dürfen.

Für Shaqiri ist dagegen klar, dass er sich in der Bundesliga durchsetzt. Seinen Olympia-Traum sieht der 20-Jährige dabei nicht als Problem: „Wir werden irgendwie eine Lösung finden.“ Wie diese aussehen soll, weiß er allerdings noch nicht.