Christoph Daum hat von seiner Ausstiegsklausel beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln Gebrauch gemacht und wechselt voraussichtlich zum türkischen Erstligisten Fenerbahce Istanbul.

Istanbul. Christoph Daum ist dem Lockruf des Geldes erlegen und hat sich gegen seine große Liebe 1. FC Köln entschieden: Der 55 Jahre alte FC-Cheftrainer machte von seinem Sonderkündigungsrechte zum 31. Mai Gebrauch und verlässt mit sofortiger Wirkung den Geißbock-Klub.

Daum wird voraussichtlich beim türkischen Renommierklub Fenerbahce Istanbul anheuern, wo er als Nachfolger von Spaniens Europameister-Trainer Luis Aragones einen Dreijahresvertrag erhalten und per annum 3,5 Millionen Euro netto verdienen soll. Bei den Rheinländern soll er zuletzt rund 2,5 Millionen Euro brutto kassiert haben.

„Es tut uns sehr leid, dass Christoph Daum vom FC weggeht. Christoph hat sich im Telefonat für die gute Zusammenarbeit bedankt und betont, dass er das ihm vorliegende Angebot aufgrund der herausragenden sportlichen und finanziellen Rahmenbedingungen nicht ablehnen konnte“, sagte FC-Präsident Wolfgang Overath.

Der FC, der unter Daum sicher den Klassenerhalt im Fußball-Oberhaus geschafft hatte, wurde auf dem falschen Bein erwischt. Nichts hatte vor Pfingsten darauf hingedeutet, dass Daum seinem Heimatverein trotz des eigentlich bis 30. Juni 2010 laufenden Vertrages verlassen würde.

„Es gab vorher keinerlei Anzeichen, dass Christoph Daum von seiner Kündigungs-Option Gebrauch machen möchte. Seine Entscheidung, den 1. FC Köln zu verlassen, kam für uns völlig überraschend“, sagte Manager Michael Meier, der nun auf Hochtouren einen Nachfolger finden muss: „Wir bedauern seinen Entschluss - vor dem Hintergrund der geplanten langfristigen Zusammenarbeit - zutiefst, müssen ihn aber respektieren.“ Als Nachfolger von Daum werden beim ersten Bundesliga-Meister vor allem Michael Skibbe (zuletzt Galatasaray Istanbul), Friedhelm Funkel (zuletzt Eintracht Frankfurt) und Mirko Slomka (zuletzt Schalke 04) gehandelt.

Bereits nach dem Aufstieg 2008 hatte es mit Daum eine Marathonsitzung gegeben, ehe der Verbleib des als „Messias vom Rhein“ verehrten Daum feststand. Im November 2006 war der Um-ein-Haar-Bundestrainer wieder zu seinem FC nach 16 Jahren Abstinenz zurückgekehrt, hatte allerdings zunächst nicht die sofortige Rückkehr in die Bundesliga mit den Kölnern bewerkstelligen können.

Erst im zweiten Anlauf gelang der Aufstieg, in der gerade abgelaufenden Saison befand sich der FC fast immer im gesicherten Mittelfeld. Mit der Rückholaktion des „verlorenen Sohns“ Lukas Podolski für zehn Millionen Euro von Bayern München schienen die Vorzeichen für Daum eigentlich günstig.

Offenbar wollte der Klub allerdings nicht wie vom Trainer gewünscht in weitere hochkarätige Spieler investieren. Vor der Fenerbahce-Offerte gab es bereits ein Buhlen von Galatasaray Istanbul um den Türkei-erfahrenen Daum.

Er saß bereits zwischen 2003 und 2006 bei Fenerbahce auf der Bank und feierte mit dem Klub zwei Titelgewinne. Außerdem war er bei Besiktas Istanbul (1994 bis 1996 und von März 2001 bis Sommer 2002) tätig gewesen. In Istanbul war der vor Saisonbeginn verpflichtete Fenerbahce-Chefcoach Aragones durch Platz vier in der Meisterschaft deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Bei seinem Amtsantritt hatte der 61-Jährige, der mit Spanien 2008 bei der EM in Österreich und der Schweiz im Finale gegen Deutschland durch einen 1:0-Erfolg den ersten Titelgewinn seit 44 Jahren gefeiert hatte, Hoffnungen auf ein Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Triumph geschürt.

Overath blieb unterdessen nur noch, sich bei Daum zu bedanken: „Er hat hier sehr gute Arbeit geleistet. Er hat die Mannschaft 2006 in einer für den Klub sehr schwierigen Phase in der 2. Liga übernommen und hat den FC wieder zurück in die Bundesliga geführt. Mit der sicheren Platzierung auf Tabellenplatz zwölf hat er die sportliche Entwicklung des 1. FC Köln weiter vorangetrieben. Wir wünschen Christoph viel Glück bei seiner neuen Aufgabe.“

Laut Informationen der spanischen Sportzeitung El Mundo Deportivo war Aragones am späten Montagabend bei Fener entlassen worden, sodass der Weg für Daum am Bosporus frei war.