Die 0:1-Niederlage im Pokalfinale gegen Werder Bremen war sein letztes Spiel für Bayer Leverkusen. Kommt er jetzt nach Hamburg?

Berlin/Hamburg. Als um 21.58 Uhr der letzte Pfiff von Schiedsrichter Dr. Helmut Fleischer im Berliner Olympiastadion ertönt war, blieb Bruno Labbadia nur kurz stehen. Sekunden später ging er auf Tour: Erst bedankte er sich per Handschlag bei der kompletten Ersatzbank, dann betrat er mit langsamen Schritt den Rasen, klatschte sich mit jedem Spieler ab, tröstete hier, tätschelte dort. Als einige Minuten später der Bremer Kapitän Frank Baumann den Pokal in den Himmel hob, klatschte der Bayer-Trainer artig Beifall. Die Szenerie sah nicht nur nach Abschied aus – es war der Abschied.

Nach nur einem Jahr wird der 43-Jährige Leverkusen wieder verlassen, auch wenn dies offiziell am Sonnabend noch niemand verkünden wollte. „Es ist nicht schön, nach einem verlorenen Finale über die Zukunft zu sprechen“, wehrte Labbadia alle Fragen ab. Sportchef Rudi Völler verwies auf den Dienstag: „Ganz sicher wird es mit Bayer Leverkusen weitergehen, wir hoffen natürlich, mit Bruno Labbadia. Wir werden uns am Dienstag zusammensetzen und einige Dinge ansprechen, die sich aufgestaut haben. Unter Männern, wie sich das gehört. Wir sind immer noch überzeugt, dass der Bruno der richtige Trainer für uns ist.“

Offensichtlich nur Worthülsen. Möglicherweise wird das Aus von Labbadia sogar schon vor dem Dienstag verkündet. Durch ein am Finaltag erschienenes Interview in der „Süddeutschen Zeitung“ hatte der Bayer-Coach den letzten kleinen Zweifel an der Trennung beseitigt. Ungewöhnlich offen hatte Labbadia dort das zerrüttete Verhältnis zu Manager Michael Reschke – ein Intimus von Völler – angesprochen und gefordert, dass sich die Voraussetzungen ändern müssten: „Ein „weiter so“ kann es ja jetzt nicht geben.“ Genau. Nach dem langsamen Absturz folgt nun das vorzeitige Ende. Nach dem Raketen-Start (am 13. Spieltag stand Bayer auf Platz 1 in der Liga) folgte der Absturz. Nur 21 Punkte holte der Klub in den restlichen 21 Spielen, nun wurde die letzte Ausfahrt, die Saison noch zu retten, verpasst. Doch selbst ein Pokalsieg hätte die aufgerissenen Gräben zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr zuschütten können.

Spätestens ab Dienstag also ist der Weg für finale Gespräche Labbadias mit dem HSV frei. In Hamburg gehört er zu den Top-Kandidaten. Auch wenn sein offensichtlich gezielt lanciertes Interview, in dem er seinen Arbeitgeber so scharf kritisiert, beim HSV sicher für Stirnrunzeln gesorgt haben dürfte. Freude pur dagegen bei Thomas Schaaf, der ebenfalls auf der Kandidatenliste des HSV steht:

„Wir haben vor dem Spiel ausgegeben, dass der gewinnt, der den größten Willen hat und alles für den Erfolg tut. Man hat gesehen, dass wir den Pokal wollten. Und wir haben einen großartigen Spieler mit Mesut Özil. Aber er hat sich immer wieder um den Lohn gebracht, weil er nicht abschließt. Heute hat er das gemacht. Was er in dieser Saison schon geleistet hat, verdient ein Kompliment“, sagte der Werder-Coach, der wie Labbadia aber ebenfalls Fragen zu seiner persönlichen Zukunft ablehnte. Bis 2010 steht er in Bremen unter Vertrag. Und auch Manager Klaus Allofs lächelte, angesprochen auf das HSV-Interesse, nur: „Ersparen Sie mir bitte eine Antwort…“