Der Rekordmeister muss nach einer Saison ohne Titel investieren: Mario Gomez wäre im Sturm willkommen, Franck Ribéry soll bleiben. Christian Nerlinger ist als künfiger Sportdirektor geplant.

München. Eins, zwei Nummern größer hätte das Trikot schon sein können, das Tauschobjekt spannte ein wenig am wuchtigen Körper von Mario Gomez. Kein Wunder, es stammte von Franck Ribéry, dem 19 Zentimeter Kleineren. Nach dem 1:2 (0:1) seines VfB Stuttgart beim FC Bayern München war Gomez zum Franzosen geeilt und hatte um das Leibchen gebeten. Und so stand er nun im knallroten Oberteil vor der Kamera und kokettierte mit dem übergestreiften Shirt: "Rot-Weiß steht mir gut", sagte er und grinste.

Es herrschte eine ausgelassene Atmosphäre nach dem Saisonfinale, auf beiden Seiten. Weil die Bayern mit Platz zwei zumindest ihr "Minimalziel" (Uli Hoeneß), die direkte Qualifikation für die Champions League, erreicht hatten. Und weil sich auch Stuttgart als Dritter noch für Europas Beletage qualifizieren kann.

"Ich habe zum ersten Mal gemerkt, dass man sich auch über einen zweiten Platz freuen kann", sagte Jupp Heynckes, der Fünf-Spiele-Trainer der Münchner, der seine Mission als "erfüllt" betrachtete. Der bedeutete, dass es bei längerem Engagement wohl noch etwas besser hätte ausgehen können. "13 Punkte in fünf Spielen. Rechnen Sie doch mal hoch, wer am Ende Meister wäre?", sagte auch Hoeneß. Es war eine rhetorische Frage. Die Bayern hätten so die Schale gewonnen, nun sind sie Zweiter. "Ungewohnt", nannte es Bastian Schweinsteiger. "Aber wenn man die Saison sieht, muss man zufrieden sein", sagte Kapitän Mark van Bommel. An keinem Spieltag standen sie an der Tabellenspitze. Und so schickten die Bayern-Oberen zwar ihre Glückwünsche in Richtung Wolfsburg, garnierten jene aber mit Ankündigungen von großen Transfers.

"Es kann sein, dass wir viel Geld in die Hand nehmen", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Das erste Objekt der Begierde ist Mario Gomez, der Mann mit den Ribéry-Devotionalien, den die Münchner schon im letzten Sommer begehrten. "Wir werden uns um ihn bemühen", bestätigte Hoeneß im DSF und lächelte dabei so vielsagend, als fehle nur noch die finale Unterschrift. "Wir werden nächste Woche Gespräche führen. Dann werden wir sehen, was daraus wird. Ich bin da relativ optimistisch." Der Umworbene versuchte erst gar nicht, in die Defensive zu gehen. Gomez erbat sich nur noch ein wenig Bedenkzeit.

Gut 30 Millionen müssen die Bayern in diesen Transfer investieren. Ob denn die Münchner so flüssig seien, wurde Hoeneß gefragt. Er antwortete einsilbig, aber umso deutlicher und sagte einfach nur Ja. Bereits am vergangenen Montag hatte sich der Vorstand Großinvestitionen vom Aufsichtsrat absegnen lassen.

"Wir sind ganz gut vorbereitet, auf das, was kommen soll", sagte Hoeneß. Vor allem im Fall von Franck Ribéry, der schon seit Monaten allzu ausdauernd mit seinen Wechselabsichten kokettiert. Es zieht ihn zu Real Madrid. Bis 2011 läuft Ribérys Vertrag in München, versehen ist er ohne Ausstiegsklausel. "Am Ende des Tages kann Franck ohne ein Ja des FC Bayern den Klub nicht verlassen", sagte Rummenigge. "Und dieses Ja wird er nicht von uns kriegen."

Kümmern wird sich um dieser Transferpolitik künftig maßgeblich Christian Nerlinger, der am 1. Juli vom Teammanager zum Sportdirektor aufsteigen wird. Hoeneß selbst wird seinen Job nach 30 Jahren Ende 2009 aufgeben und an die Aufsichtsratsspitze wechseln.