Der Rekordnationalspieler traut der DFB-Elf den Titel zu. Die Verletzung von Bastian Schweinsteiger sei kein Problem. Die Löw-Elf sei nicht abhängig vom Münchner Mittelfeldspieler.
Tourrettes. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus traut der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) den Titel zu. „Sie haben schon 2008 und 2010 hervorragende Turniere gespielt, und jetzt sind sie noch besser geworden. Weil sie reifer geworden sind, erfahrener“, sagte der Weltmeister von 1990 in einem Interview in der tz. Der mögliche Verlust des angeschlagenen Bastian Schweinsteiger sei dabei nicht das Problem. "Es können mehrere Spieler zum großen Erfolg beitragen. Die Mannschaft ist ganz sicher nicht abhängig von Schweinsteiger. Obwohl er natürlich ein wichtiger Spieler für die Mannschaft ist, der in den letzten Turnieren auch immer großartige Leistungen gezeigt hat", sagte Matthäus im Interview mit Sport 1.
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Oliver Bierhoff ist in Sachen Schweinsteiger optimistisch. Er sprach von einem Heilungsverlauf, der „ein bisschen schwieriger als gedacht“ verlaufe. „Der 9. Juni ist der Zeitpunkt, der für uns zählt. Wir sind guter Dinge“, sagte der Teammanager der Nationalmannschaft zum Abschluss des Trainingslagers in Südfrankreich, wo Schweinsteiger nur vom Fahrrad-Ergometer aus den Teamkollegen beim Fußballspielen auf dem Platz zuschauen konnte.
„Klar, würde Bastian gerne mittrainieren“, berichtete Philipp Lahm. Der Kapitän stufte die Blessur als „ernst“ ein und bewertete auch schon mal einen möglichen Startausfall seines Bayern-Kollegen: „Natürlich würde das schmerzen.“
Schweinsteigers Pechsträhne begann mit einem Schlüsselbeinbruch im November. Dann warf ihn zu Jahresbeginn ein Außenbandriss am rechten Sprunggelenk ein weiteres Mal zurück. Schweinsteiger kämpfte sich nach beiden Verletzungen wieder heran, quälte sich trotz fehlender Form und Spielpraxis sogar jeweils 120 Minuten durch die großen Spiele des FC Bayern in der Champions League gegen Real Madrid und Chelsea.
Umsonst: In Bundesliga, DFB-Pokal und Königsklasse wurde der 27-Jährige mit den Bayern immer nur Zweiter. Ausgerechnet er schoss im Heimfinale gegen Chelsea den entscheidenden letzten Elfmeter der Münchner an den Pfosten. Tränen, Wut, Niedergeschlagenheit – seit dem Spiel leidet Schweinsteiger seelisch und auch körperlich.
Die EM hatte der 90-malige Nationalspieler zum persönlichen „Neuanfang“ ausgerufen. Doch das Champions-League-Finale lässt ihn auch bei der Nationalmannschaft und vor dem neuen Ziel EM-Titel nicht los. „Er hat 115 Minuten mit einer leichten Verletzung gespielt“, beschrieb Löw die Problematik der Blessur in Schweinsteigers Wade und betonte: „Jetzt will ich das Risiko natürlich absolut minimieren.“
Der Bundestrainer verordnete dem Leistungsträger Sondertraining. Für die EM-Generalprobe am Donnerstag in Leipzig gegen Israel strich er Schweinsteiger vorsichtshalber aus seinen Planungen.
Selbst wenn Schweinsteiger am kommenden Montag nach dem Bezug des EM-Quartiers in Danzig endlich mit der Mannschaft trainieren sollte, wird er zum Turnierstart keinesfalls „voll im Saft stehen“ können, wie es Löw zur Vorgabe für seine EM-Startelf gemacht hat. Trotzdem wird der Bundestrainer um seinen Mittelfeldchef kämpfen, der sich - wie die lange verletzten Per Mertesacker und Miroslav Klose – unter Umständen auch erst während der EM „reinquälen“ soll ins Turnier.
Löw weiß um die Bedeutung der „absoluten Führungspersönlichkeit“ Bastian Schweinsteiger. Als er nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Ballack vor der WM 2010 Lahm zum Kapitän ernannte, erklärte er Schweinsteiger nicht nur zu dessen Stellvertreter, sondern auch zum „emotionalen Leader“ des Teams. In Südafrika war Schweinsteiger der für alle sichtbare Chef der jungen DFB-Elf auf dem Spielfeld.
Auch der Vergleich mit Ballack und der WM 2006 drängt sich auf. Vor sechs Jahren verzichteten Bundestrainer Jürgen Klinsmann und sein damaliger Assistent Löw im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica auf den „Capitano“, der sich im letzten WM-Testspiel ebenfalls an der Wade verletzt hatte.
„Bei Ballack war es eine Verletzung, die häufiger aufgetreten ist und kein einzelner Fall“, relativierte Bierhoff und betonte: „Bei Bastian sollte mit dem richtigen Auskurieren die Sache erledigt sein.“ Das könnte zutreffen: Aber auch Ballack fand bei der Heim-WM nie zu seiner Höchstform. Deutschland schied im Halbfinale gegen Italien nach Verlängerung aus – auch Schweinsteiger war dabei.
Die voraussichtliche Aufstellung gegen Israel
Neuer – Boateng, Mertesacker, Badstuber, Lahm – Khedira, Kroos - Müller, Özil, Podolski – Gomez
Mit Material von dpa