Am Dienstag verteilt Bundestrainer Joachim Löw die 23 EM-Tickets. Acht Spieler müssen um ihre Teilnahme an der Endrunde zittern.
Tourrettes/Frankreich. Wenn der vorletzte EM-Test in der Schweiz der Maßstab wäre, dann müsste der halbe Kader der Fußball-Nationalmannschaft den Bannstrahl von Joachim Löw fürchten. Da die schwache Leistung des kompletten Teams beim 3:5 (1:2) in Basel aber nur ein Aspekt in den Überlegungen des Bundestrainers ist, leben wohl nur acht Wackelkandidaten bis zur Nominierung des 23-köpfigen Endrunden-Aufgebots am Dienstag um 12.00 Uhr zwischen Hoffen und Bangen. Für einen Torwart und drei Feldspieler wird der EM-Traum aber platzen.
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„Ich bin wirklich froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss“, sagte der spanische Meister Sami Khedira von Real Madrid am Pfingstmontag: „Jeder Spieler des Kaders hätte eine EM-Teilnahme verdient. Alle haben die ganze Zeit Vollgas gegeben. Für den ein oder anderen wird es sehr traurig werden.“
Zu den ganz heißen Anwärtern auf einen langen Sommerurlaub gehören Torhüter Marc-Andre ter Stegen, Julian Draxler, Marcel Schmelzer und Lars Bender. Nicht viel besser stehen die Chancen auf eine EM-Teilnahme für Cacau, Sven Bender, Ilkay Gündogan und Keeper Ron-Robert Zieler. Sollte ein anderer der 27 Profis von Löw aus dem EM-Trainingslager in Südfrankreich nach Hause geschickt werden, wäre das eine handfeste Überraschung.
Immerhin hat der Bundestrainer schon vor seiner Entscheidung einen Trost für die von der Ausmusterung betroffen Spieler parat. Die Aussortierten dürfen sich berechtigte Hoffnungen darauf machen, nach der Endrunde in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) wieder eine Rolle in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu spielen.
„Für manche war das Trainingslager eine große Chance für die Zukunft. Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine gute Schule war. Für manche wird es sicher hart, wenn sie nicht mit zur EM fahren. Aber es war gut, dass sie dabei waren“, sagte Löw, der die eher geringe Bedeutung des Schweiz-Spiels für seine Entscheidung noch einmal betonte: „Das war kein individuelles Schaulaufen. Ich wollte sehen, was der Einzelne dem Team bringen kann. Einzelne Spieler aufgrund einer Situation, eines Spiels, eines Kurzeinsatzes zu bewerten, wäre völlig falsch.“
Nicht richtig wäre es nach Ansicht Löws auch, den 20 Jahre alten ter Stegen trotz der meisten Gegentreffer für einen Torwart-Debütanten seit 1954 bereits abzuschreiben. „Er darf jetzt den Kopf nicht hängen lassen. Er hat eine Riesensaison gespielt, hat unglaubliche Anlagen“, äußerte der Coach: „Er ist ein großartiger Torhüter mit viele gute Anlagen. Er wird seinen Weg machen. Ich bin überzeugt, dass er das wegstecken wird.“
Ter Stegen selbst hat noch nicht aufgegeben. Der Gladbacher hofft darauf, dass er sowohl bei der EM-Generalprobe am Donnerstag in Leipzig gegen Israel (20.30 Uhr/ARD) als auch beim ersten Endrunden-Spiel am 9. Juni in Lwiw gegen Portugal mit von der Partie sein wird. „Ich habe sicherlich kein gutes Spiel gemacht. Aber wir werden schauen, was passieren wird“, sagte der Torhüter.
Auch der 18 Jahre alte Jungstar Draxler von Schalke 04 sieht sich nach dem Spiel bei den Eidgenossen in keiner schlechteren Position als die anderen Streichkandidaten: „Es ist völlig klar, dass ich noch Steigerungspotenzial habe, das gilt für mich genauso wie für die ganze Mannschaft.“
Trotz der Zuversicht der Wackelkandidaten und der Versprechungen Löws auf eine Zukunft der Aussortierten in der deutschen Auswahl hat die Vergangenheit gezeigt, dass ein Karriereknick nicht ausgeschlossen ist. Bisher wurden Marko Marin, Patrick Helmes und Jermaine Jones (vor der EM 2008) sowie Andreas Beck (vor der WM 2010) von Löw gestrichen - alle vier Profis spielen derzeit keine Rolle mehr im Nationalteam.
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