Berlin. Statt des siebten Heimsieges verlieren die Berliner im eigenen Stadion. Max Kruse sorgt für den ersten Auswärtssieg der Saison.
Die Berliner Festung ist gestürmt. Der zuvor auswärts in dieser Saison noch sieglose SV Werder Bremen siegte am Sonnabend bei Hertha BSC mit 1:0 (1:0), nachdem der Hauptstadtclub zuvor alle sechs Heimpartien der aktuellen Spielzeit in der Bundesliga gewonnen hatte.
Für das Tor des Tages sorgte vor 51.337 Zuschauern der Bremer Max Kruse, der in der 41. Minute einen schweren Fehler von Herthas Abwehrmann Niklas Stark nutzte. „So ein Ding darf einfach nicht passieren, da muss ich draus lernen“, sagte Stark enttäuscht.
Hertha bleibt nach dem 14. Spieltag mit 27 Punkten zwar auf Platz drei der Tabelle, verpasste es aber, den Vorsprung auf die Verfolger auszubauen. „Das muss man herunterschlucken und weitermachen. Wenn du so spielst, keine klare Torchance hast, dann hast du verdient verloren“, sagte Hertha-Trainer Pal Dardai dem TV-Sender Sky, versicherte aber: „Ich bin nicht sauer.“
Werder schiebt sich ans Mittelfeld heran
Werder schob sich mit der Mini-Erfolgsserie von sieben Punkten aus den jüngsten drei Spielen mit 14 Zählern ans Mittelfeld heran. Ganz zufrieden war Matchwinner Kruse aber nicht. „Am Ende haben wir die Chancen nicht genutzt, um das Ding hier früher zu entscheiden. Zum Glück hat es heute gereicht“, sagte der Torjäger.
Im Berliner Nieselregen fanden die Gastgeber nach dem stürmischen Beginn mit der ersten Chance für Toptorjäger Vedad Ibisevic, der nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder in der Startelf stand, gegen die gut gestaffelt stehenden Bremer kein Mittel. Zwar verzeichneten die Statistiker nach einer halben Stunde 70 Prozent Ballbesitz für Berlin, aber praktisch keine gefährliche Toraktion.
Der frühe verletzungsbedingte Ausfall von Innenverteidiger Sebastian Langkamp (Oberschenkelblessur) und die damit verbundene Umstellung sorgten bei den Berlinern für zusätzliche Unordnung. Zumal sich der in die Abwehr gerückte Fabian Lustenberger wie einige seiner Mitspieler ein paar Stockfehler zu viel leistete. Der angeschlagene Stammverteidiger John Anthony Brooks hatte ohnehin passen müssen.
Stark leistete sich kapitalen Aussetzer
Werder witterte nach dem jüngsten 2:1-Sieg gegen Ingolstadt die Chance auf den ersten Auswärts-Dreier der Saison. Vor allem Fin Bartels leitete einige schnelle Gegenzüge ein. Zunächst aber ließ Kruse zwei Gelegenheiten liegen. Der freigespielte Angriffs-Oldie Claudio Pizarro scheiterte aus Nahdistanz an Hertha-Keeper Rune Jarstein (36.) und Niklas Stark klärte vor Serge Gnabry (39.).
Dann aber leistete sich der U21-Nationalspieler, der sich noch in der Woche mit muskulären Problemen geplagt hatte, einen kapitalen Aussetzer. Stark dribbelte am eigenen Strafraum und verlor den Ball an Kruse. Der bedankte sich mit seinem zweiten Saisontor. Herthas Antwort folgte sofort: Erst verfehlte ein Kopfball von Ibisevic das Ziel (43.), dann traf der Bosnier nach schönem Zuspiel von Valentin Stocker nur den rechten Außenpfosten (45.).
Auch nach der Pause zeigten die Gäste weiter das gefährlichere Spiel: Gnabry schoss jedoch zweimal knapp vorbei (60., 67.) und verpasste auch die größte Chance auf das zweite Tor, als er völlig frei an Herthas Schlussmann Rune Jarstein scheiterte (80.). Auch Santiago Garcia brachte einen Kopfball nicht am Norweger vorbei.
Auf der Gegenseite parierte der rechtzeitig von einer Wadenblessur genesene Werder-Torwart Jaroslav Drobny einen Weitschuss von Salomon Kalou (65.) und hielt auch einen Ball von Valentin Stocker (77.). Auch Ibisevic hatte kein Glück mehr. Insgesamt zeigte Hertha zu wenig, um die Siegesserie im eigenen Stadion fortzusetzen.