Hamburg. Die Freezers ziehen nach dem Viertelfinal-Aus ein positives Fazit. In der Sommerpause sollen punktuelle Verstärkungen getätigt werden.

Uwe Frommhold konnte rein emotional am Tag nach dem Ausscheiden im Viertelfinale seiner Hamburg Freezers noch nicht wieder zur Tagesordnung übergehen. Während sich die meisten Eishockeyprofis ihren Play-off-Bart der Tradition entsprechend abrasierten, verzichtete der Geschäftsführer auf den Griff zum Rasierapparat. Zu groß war noch die Enttäuschung darüber, dass nach dem 1:2 gegen die Düsseldorfer EG das Saisonende besiegelt ist. „Das tut weh“, sagte der 57-Jährige. Als Rückschritt im Vergleich zum Vorjahr, als der Sprung ins Halbfinale gelang, sieht Frommhold die Spielzeit 2014/15 nicht. „Es wird eine Weile dauern, aber dann soll jeder sehen, dass es eine erfolgreiche Saison war. Was die Truppe auf dem Eis geleistet hat, verdient viel Respekt und ist aller Ehren wert“, sagte Frommhold,

In der Tat liegt eine Spielzeit voller Emotionen, Spannung und Tragik hinter den Freezers. Nach einer katastrophalen Vorbereitung und vier Niederlagen zu Saisonbeginn trennte man sich im September 2014 von Benoît Laporte, bis dato der dienstälteste Trainer in der Clubgeschichte. Mit Nachfolger Serge Aubin, der vom Assistenten zum Chef befördert wurde, etablierten sich die Hamburger trotz einer nie da gewesenen Verletzungsseuche mit 23 langfristigen Ausfällen schnell in der Spitzengruppe. Der 40 Jahre alte Trainerneuling hat es in kürzester Zeit geschafft, der Mannschaft seine Vorstellungen von Eishockey zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass sie Rückschläge verkraftet. Im Februar musste das Team den Tod von Geschäftsstellenmitarbeiter Johannes Volkmer, der vielen Spielern nahestand, verarbeiten. Trotz aller Widrigkeiten gelang den Hamburgern zum zweiten Mal in Folge der Sprung in die Top vier der regulären Saison.

Freezers scheitern in den Playoffs

Enttäuschung bei den Freezers nach dem Playoff-Aus im Viertelfinale gegen die DEG
Enttäuschung bei den Freezers nach dem Playoff-Aus im Viertelfinale gegen die DEG © WITTERS | ValeriaWitters
Das entscheidende siebte Spiel der umkämpften Serie verloren die Freezers um Thomas Oppenheimer mit 1:2 vor heimischer Kulisse
Das entscheidende siebte Spiel der umkämpften Serie verloren die Freezers um Thomas Oppenheimer mit 1:2 vor heimischer Kulisse © WITTERS | ValeriaWitters
Auch Morten Madsen war sichtlich niedergeschlagen
Auch Morten Madsen war sichtlich niedergeschlagen © WITTERS | ValeriaWitters
Freezers-Torwart Sebastien Caron hielt viel, doch beim entscheidenden Treffer durch Düsseldorfs Travis Turnbull war er machtlos
Freezers-Torwart Sebastien Caron hielt viel, doch beim entscheidenden Treffer durch Düsseldorfs Travis Turnbull war er machtlos © WITTERS | ValeriaWitters
Kevin Clark erzielte zuvor den Ausgleich für die Freezers
Kevin Clark erzielte zuvor den Ausgleich für die Freezers © WITTERS | ValeriaWitters
Sebastien Caron bei einer Parade
Sebastien Caron bei einer Parade © WITTERS | ValeriaWitters
Unschöne Szene nach der Partie: Christoph Schubert verabschiedete sich in einer Rede bei den Fans und wurde dabei von den DEG-Fans durch lautstarke Pfiffe unterbrochen
Unschöne Szene nach der Partie: Christoph Schubert verabschiedete sich in einer Rede bei den Fans und wurde dabei von den DEG-Fans durch lautstarke Pfiffe unterbrochen © WITTERS | ValeriaWitters
Auch das siebte Spiel der Serie war sehr umkämpft: Hier checkt DEG-Spieler Alexander Thiel Nico Krämmer
Auch das siebte Spiel der Serie war sehr umkämpft: Hier checkt DEG-Spieler Alexander Thiel Nico Krämmer © WITTERS | ValeriaWitters
Andreas Martinsen fällt auf Christoph Schubert drauf
Andreas Martinsen fällt auf Christoph Schubert drauf © WITTERS | ValeriaWitters
Alexander Preibisch bekommt die Härte von Freezers-Profi Matt Pettinger zu spüren
Alexander Preibisch bekommt die Härte von Freezers-Profi Matt Pettinger zu spüren © WITTERS | ValeriaWitters
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Im Viertelfinale waren die dezimierten Freezers spielerisch die bessere Mannschaft, am Ende mussten sie der Tatsache, dass sie die gesamte Saison nie mit einem vollen Kader antreten konnten, Tribut zollen. Gegen Düsseldorf fehlte vor allem die geistige Frische. Führungsspieler wie Thomas Oppenheimer und Christoph Schubert mussten häufig 30 Minuten Eiszeit pro Partie abspulen. „Ich fühle mich, als wäre mein Herz zerrissen. Es ist ein Privileg, diese Mannschaft trainieren zu dürfen. Meine Jungs haben so viele Widerstände bewältigen müssen, Sie haben alles aus sich herausgeholt. Für das Team, den Club und die Stadt Hamburg. Ich könnte kaum stolzer sein“, sagte Trainer Aubin mit Tränen in den Augen, und zog sein ganz persönliches Fazit. „Wir können so viel aus dieser Saison mitnehmen. Wenn man sich das große Ganze anschaut, war es eine tolle Saison.“

Ein neuer Eishockeyboom in Hamburg

Nicht nur sportlich war die Saison 2014/15 ein Erfolg. Mit der leidenschaftlichen und emotionalen Spielweise haben die Freezers für einen neuen Eishockeyboom gesorgt. Inklusive Play-off kamen 8987 Zuschauer pro Partie. Bereits jetzt wurden für die kommende Spielzeit rund 1600 Dauerkarten verkauft. Zudem gibt es zahlreiche Anfragen nach Business-Seats. „Wenn man sieht, dass unsere Fans nach einem Ausscheiden in Spiel sieben singen, dass sie stolz auf uns sind, zeigt es, dass wir viel erreicht haben. Darauf werden wir aufbauen und wieder angreifen“, sagte Frommhold.

Die Planungen laufen bereits auf Hochtouren. In den kommenden Tagen unterziehen sich die Profis dem von der Liga vorgeschriebenen medizinischen Abschlusstest. Im Anschluss wird Sportdirektor Stéphane Richer mit den Spielergesprächen beginnen. Bis zur Saisonabschlussfeier am Gründonnerstag werden die sieben Spieler, deren Verträge auslaufen, darüber informiert, ob sie ein neues Angebot erhalten oder nicht. Nach Abendblatt-Informationen haben die Leistungsträger Morten Madsen und Mathieu Roy ihre Arbeitspapiere bereits vor Beginn der Play-offs verlängert. Auch Sturmtalent Ralf Rinke, der in den Play-offs überraschte, darf auf einen Verbleib hoffen.

Bei Matt Pettinger, Duvie Westcott, Patrick Pohl und Bretton Stamler stehen die Zeichen auf Abschied. „Der Kern der Mannschaft steht. Wir werden uns punktuell verstärken“, sagte Richer, der nach den Erfahrungen in dieser Saison den Kader breiter aufstellen will. Zumal es mit Spielmacher Philippe Dupuis ein großes Fragezeichen im Kader gibt. Die Gehirnerschütterung des 29-Jährigen ist schlimmer als zunächst befürchtet. „Wir müssen mit Phil und den Ärzten besprechen, wie es weitergeht. Unabhängig von Dupuis. Wir wollen mehr Tiefe in den Kader bekommen“, sagte Richer.

Freezers kämpfen um Clark

Der Gehaltsetat wird mit knapp drei Millionen Euro gleich blieben. Ein Neuzugang für die kommende Spielzeit steht bereits fest. Der aktuell nach Nordamerika ausgeliehene Kapitän der U-20-Nationalmannschaft Markus Eisenschmid wird im Sommer nach Hamburg zurückkehren. Unwahrscheinlich ist hingegen, dass Publikumsliebling David Wolf wieder für die Freezers aufläuft. Der Stürmer, dessen Vertrag bei den Calgary Flames in der NHL ausläuft, will einen weiteren Anlauf in Nordamerika nehmen.

Fraglich ist auch, ob Toptorjäger Kevin Clark weiter für die Freezers spielen wird. Der Torschützenkönig der Hauptrunde steht im Fokus diverser Topclubs aus dem Ausland. „Kevin hat noch ein Jahr Vertrag bei uns. Daher gehe ich davon aus, dass er weiter für uns stürmen wird“, sagte Richer.

Neben der Suche nach Verstärkungen steht vor allen Dingen die Personalie Nico Krämmer ganz oben auf der Agenda. Der ligaweit umworbene Neu-Nationalspieler soll seinen bis 2016 gültigen Vertrag vorzeitig verlängern. Ob ein neuer Co-Trainer verpflichtet wird, ist noch nicht final entschieden. Die vakante Position des Torwarttrainers könnte durch Ex-Keeper und Jugendkoordinator Boris Rousson bekleidet werden. Diese Personalien sollen ebenso geklärt werden wie der genaue Ablauf der Saisonvorbereitung. Möglicherweise dürfen die Freezers erneut in der Champions Hockey League (CHL) antreten. Hauptrundenmeister Mannheim ist ebenso qualifiziert wie Red Bull München und der ERC Ingolstadt. „Ich muss mit der DEL und der CHL klären, ob wir als Tabellenvierter nachrücken oder die Halbfinalisten qualifiziert sind“, sagte Richer. Ein langweiliger Sommer steht den Freezers also nicht bevor.