Düsseldorf. Nach der 3:4-Niederlage in Düsseldorf steht es in der Viertelfinalserie gegen die DEG 3:3. Hamburger Spieler geben sich weiter optimistisch.
Da hing dieses Plakat in der Fankurve, dort, wo die lautesten Anhänger der Düsseldorfer EG stehen. „Man sagt, im siebten Spiel gibt’s keinen Heimvorteil mehr“, stand dort geschrieben, schon bevor die sechste Partie der Play-off-Viertelfinalserie gegen die Hamburg Freezers überhaupt begonnen hatte. Fans haben grundsätzlich grenzenloses Vertrauen in ihr Team, und vielleicht hat das Spruchband der Mannschaft tatsächlich geholfen. Der 4:3 (1:0, 2:1, 1:2)-Sieg, mit dem die Rheinländer tatsächlich das Entscheidungsspiel in Hamburg am Dienstag (19.30 Uhr, Vorverkauf startet an diesem Montag) erzwangen, war ein Triumph des Selbstvertrauens.
Düsseldorf war am Sonntagnachmittag vor 10.178 enthusiastischen Fans im ISS-Dome die Mannschaft, die den Sieg etwas mehr wollte. Die Hamburger begannen die Partie seltsam lethargisch, so als wollten sie einfach abwarten, in welchem psychologischen Zustand sich der Gegner nach der 2:4-Niederlage in Hamburg am Freitagabend präsentieren würde. „Wir haben viel zu viele Zweikämpfe verloren und unseren Matchplan nicht gut ausgeführt“, kritisierte Cheftrainer Serge Aubin.
Es ehrt die Freezers, dass sie die seit Monaten grassierende Personalnot niemals als Ausrede für schwächere Auftritte ins Feld führen. Und auch an diesem Sonntag konnte man ihnen ja nicht den Vorwurf machen, nicht alles gegeben zu haben. Im Gegenteil, sie kamen im Schlussdrittel selbst von einem 1:3-Rückstand innerhalb von einer Minute zurück und hätten bei konsequenterer Chancenverwertung auch mehr als die drei Tore schießen können, die in einem Auswärtsspiel eigentlich zum Sieg reichen sollten.
Und dennoch war dem Team anzumerken, dass angesichts von sechs fehlenden Stammkräften die Müdigkeit zum Thema werden könnte. „Ich denke eher, dass es Nervensache ist als ein Problem mit der Müdigkeit“, sagte Aubin zwar, und Angreifer Garrett Festerling („Bei uns fühlt sich niemand müde!“) pflichtete ihm bei. Dennoch fehlten in einigen Situationen Konzen-tration und Spritzigkeit, um in der Defensive zupackender die Gegentore zu verhindern und offensiv mit dem nötigen Killerinstinkt eigene Treffer zu erzielen.
Sinnbild dafür ist Kevin Clark. Der Mann, der in der Hauptrunde mit 32 Treffern den Vereinsrekord gebrochen hatte, ist in den Play-offs weiter torlos. Clark kämpft und rackert, ihm ist nimmermüder Einsatz zu bescheinigen. Aber das, was er dem Team in der Hauptrunde im Überfluss gegeben hatte, fehlt nun. Man darf ihm das nicht vorwerfen; festzuhalten aber ist es.
Angesichts der Personalknappheit war umso unverständlicher, was sich in der 36. Minute zutrug. Kapitän Christoph Schubert sprang, im Anschluss an einen Fehlpass vom Frust getrieben, bei einem Check gegen Daniel Kreutzer mit der Schulter voran in dessen Gesicht und kassierte dafür zu Recht eine Spieldauerstrafe, mit der er das Team entscheidend schwächte. Reden mochte der Abwehrhüne darüber nach der Partie nicht. Wahrscheinlich ahnte er da schon, dass die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) die Szene im Nachhinein noch einmal begutachten wird.
Und wer die verqueren Urteile in dieser Saison im Kopf hat, muss Schlimmes befürchten. Vor Spiel sechs hatte es Aufregung gegeben, weil ein unabhängiges Schiedsgericht die von der DEL verhängte Sechs-Spiele-Sperre für Stephan Daschner gegen Zahlung einer höheren Geldstrafe um vier Spiele reduzierte. Der Düsseldorfer Verteidiger durfte also wieder spielen, wovon die Freezers erst am Sonntagmorgen erfuhren. Für die Liga ist das ein weiterer peinlicher Vorgang, von „Freikaufen“ war unter vielen Fans die Rede.
Ließen sich die Freezers allerdings von derlei Nebenkriegsschauplätzen irritieren, wären sie in dieser Saison nicht so weit gekommen, wie sie es jetzt gebracht haben. So war es kaum überraschend, dass trotz des sonntäglichen Rückschlags der Optimismus im Team hochgehalten wurde. „Wir haben heute zu viele Fehler gemacht. Das stellen wir am Dienstag ab, gewinnen und stehen im Halbfinale“, sagte Nationalstürmer Thomas Oppenheimer.
Cheftrainer Aubin sieht die DEG ebenfalls nicht im Vorteil. „Ich glaube, dass in einer Best-of-seven-Serie das bessere Team weiterkommt. Wenn alle am Dienstag ihre beste Leistung bringen, dann werden wir den Heimvorteil nutzen“, sagte er. Ob es ihn gibt, diesen Heimvorteil im siebten Spiel, liegt eben immer im Auge des Betrachters. Am Dienstagabend sind wir alle schlauer.
Unterdessen muss auch Titelverteidiger ERC Ingolstadt ins siebte Viertelfinalspiel. Am Sonntag gelang den Iserlohn Roosters ein überraschend sicherer 6:2 (1:0, 4:1, 1:1)-Sieg gegen Ingolstadt und damit der Ausgleich im Kampf um den Einzug ins Halbfinale. Am Dienstag ist Ingolstadt Gastgeber. „Mit diesen Fans im Rücken konnten wir gar nicht verlieren. Es ging heute um Leben oder Sterben“, wählte der Iserlohn-Torschütze Chris Conolly drastische Worte. „Wir haben das Spiel sozusagen hergeschenkt. Es war einfach nicht genug. Am Dienstag bei uns in Ingolstadt müssen wir eine brutale Leistungssteigerung hinlegen und viel mehr Druck aufbauen“, forderte der Ingolstädter Verteidiger Bendikt Kohl.
Tore: 1:0 (8:27) Belle (Davis, Thiel), 1:1 (24:19) Klassen (Clark), 2:1 (25:44) Fischbuch (Olimb, Beskorowany), 3:1 (29:25) Ebner (Martinsen, Olimb), 3:2 (51:57) Mitchell, 3:3 (52:53) Westcott (Oppenheimer, Schmidt), 4:3 (53:18) Preibisch (Davies, Belle). Strafminuten: 6/11 + Spieldauer Schubert. Schiedsrichter: Brüggemann/Schukies (Iserlohn/Herne). Zuschauer: 10.178.