Abu Dhabi. Der Titel 2017 ist schon vor dem Saisonfinale an Hamilton vergeben, das Duell der Vierfach-Champions aber geht weiter.
Mitten in der schelmischen Kabbelei mit Lewis Hamilton gefror Sebastian Vettel doch kurz das Grinsen. „So oft musstest du ja gar nicht überholen“, hatte der deutsche Ferrari-Pilot gerade den Formel-1-Weltmeister in der Fragestunde des Weltverbands vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi geneckt, als Hamilton eiskalt konterte: „An dir bin ich schon ein paarmal vorbeigefahren.“ Die kleine Szene vom Donnerstag zeigte deutlich: Diese WM ist zwar schon zugunsten von Hamilton entschieden, das Duell der beiden Vierfach-Champions aber ist noch lange nicht vorbei.
Der 20. und letzte Grand Prix des Jahres am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky) auf dem Yas Marina Circuit dient Vettel und Hamilton bereits als Startrampe für den Wettlauf um Titel Nummer fünf in der kommenden Saison. „Wir haben unsere Lektionen gelernt. Wir haben die richtigen Leute, wir haben alles, was wir brauchen“, versicherte Vettel wohl auch an die Adresse des direkt neben ihm platzierten Mercedes-Stars. Der Hesse verstieg sich gar zu der ziemlich forschen Aussage: „Wenn wir den gleichen Schritt vorwärts machen wie in diesem Jahr, dann sollte es ein Spaziergang werden.“
Mercedes trotzte der Regelreform
Doch es dürfte etwas mehr als starke Worte benötigen, um Hamilton und Mercedes ins Wanken zu bringen. Zum vierten Mal in Serie räumten die Silberpfeile Fahrer- und Teamtitel ab, der Branchenführer behauptete sich in diesem Jahr trotz einer umfassenden Regelreform. „Doch egal, was in unserem Trophäenschrank in der Fabrik steht – unser Fokus liegt stets auf dem nächsten Rennen und der nächsten Weltmeisterschaft“, versprach Teamchef Toto Wolff.
Auf Selbstzufriedenheit und Nachlässigkeit bei Mercedes darf Ferrari beim nächsten Anlauf kaum hoffen. „Niemand ist perfekt, wir müssen alle an uns arbeiten, auch ich. Sonst wird das Ergebnis nächstes Jahr anders aussehen“, sagte Hamilton, der schon seit dem drittletzten Saisonlauf in Mexiko als Weltmeister feststeht.
Der Hunger nach mehr aber ist weiter groß, auch wenn es lediglich um die Zahl der Siege in Abu Dhabi geht. Vettel und Hamilton haben auf der Yas-Insel bislang je dreimal gewonnen. „Wir haben da ja unseren Kampf, jeder will immer vor dem anderen sein. Ich gehe hoch motiviert in dieses Wochenende“, sagte Hamilton.
Für Vettel geht es noch um etwas
Für Vettel steht sogar noch WM-Platz zwei auf dem Spiel, die bei 22 Punkten Vorsprung auf Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas aber nahezu sicher scheint. Am Ende geht es dem 30-Jährigen ohnehin nicht um zweite Plätze. „Wir waren in diesem Jahr nah dran, aber nicht nah genug, als es zählte“, sagte der Heppenheimer. Noch immer schmerzen die Pannen und Patzer, die ihn nach der Sommerpause den WM-Titel kosteten.
„Einige Lektionen waren offensichtlich, andere waren tiefer verborgen. Aber wir werden tief genug graben“, sagte Vettel. Ferrari brenne auf die Revanche 2018. Eine kleine Warnung aber gab Vettel bei allem Optimismus seinem Team und den titelhungrigen Tifosi doch mit auf den Weg in die nahende Winterpause: „Der finale Schritt ist immer der härteste.“
Zwei neue Reifentypen
Zumal es auch im nächsten Jahr wieder Neuerungen gibt. Reifenlieferant Pirelli führt zur Saison 2018 eine sechste und siebte Trockenmischung ein. Wie der Exklusivpartner der Motorsport-Königsklasse bekannt gab, wird der mit einem pink Kreis markierte neue Hypersoft-Pneu der weichste sein. Die neue härteste Mischung heißt Superhard und ist orange markiert.
„Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass unsere Mischungen in der Saison 2017 vielleicht etwas konservativ waren“, sagte Pirelli-Rennchef Mario Isola: „Mit den Reifen für 2018 ist unser Ziel, in den meisten Rennen zwei Boxenstopps pro Fahrer zu haben.“
Pirelli beliefert die Formel 1 seit 2011 mit Einheitsreifen verschiedener Kategorien. Zuletzt hatte der Hersteller zur Saison 2016 den Ultrasoft-Reifen (lila) eingeführt. Daneben gibt es die Mischungen Supersoft (rot), Soft (gelb), Medium (weiß) und Hard (ab 2018 hellblau statt orange). Bei nasser Strecke stehen der Intermediate (grün) und der Wet (blau) zur Verfügung.