Enorm wichtiger Premieren-Sieg für Rosberg in Japan. Rivale Hamilton entschuldigt sich. Ferrari verzockt sich bei Vettel.
Suzuka. Nico Rosberg stand im Champagner getränkten Rennoverall auf dem Podium und bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Der Formel-1-Spitzenreiter hat mit seiner Japan-Siegpremiere Mercedes zum vorzeitigen Team-Titeltriumph geführt und die Chancen auf seinen ersten eigenen WM-Gewinn noch mal deutlich erhöht. „Es ist etwas ganz besonders auf dieser legendären Strecke. Es ist ein wunderbarer Sieg. Da werden wir jetzt richtig feiern“, sagte Rosberg.
Im fünftletzten Saisonrennen nutzte Rosberg einen kapitalen Startpatzer seines WM-Rivalen Lewis Hamilton, um mit einer fehlerlosen Leistung seine Führung in der Gesamtwertung auf 33 Punkte auszubauen. Beim 23. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere verwies der Silberpfeil-Fahrer am Sonntag in Suzuka den niederländischen Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Hamilton auf die Plätze zwei und drei.
Hamilton kann damit aus eigener Kraft in den noch ausstehenden Rennen in den USA, Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi nicht mehr Titel Nummer vier gewinnen. Rosberg würde es selbst bei vier Siegen des Briten reichen, wenn er jeweils Zweiter würde. „Ich habe das Beste draus gemacht und froh, die Punkte zu haben. Ich gebe alles, was ich habe und dann sehen wir was passiert“, meinte Hamilton nach seinem 100. Podiumsplatz.
Ernüchterung bei Vettel und Ferrari
Der erneut vorzeitige Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft im dritten Jahr nacheinander war für Exzentriker Hamilton auch nur ein schwacher Trost im Land des Lächelns. In der Mercedes-Box gab’s dennoch Schampus, bei Ferrari einmal mehr keinen Grund zum Feiern. Erstmals nach sieben Jahren als Dauergast auf dem Podium in Suzuka kam Sebastian Vettel nach einer verwegenen Taktik nicht über Platz vier hinaus. „Zum Schluss ist unsere Strategie leider nicht aufgegangen“, meinte Vettel. Nico Hülkenberg wurde im Force India Achter, Pascal Wehrlein im Manor 22. und damit Letzter.
Bevor es losging, hatte sich Hamilton noch den nassen Streifen auf seiner Startseite kritisch angeschaut. Als die Roten Ampeln erloschen, klappte es beim Briten dennoch nicht. Während Rosberg souverän von der trockenen linken Seite seine dritte Pole in Suzuka in Serie souverän verteidigte, kam Hamilton nicht in Fahrt, die Räder drehten durch und gleich sechs Rivalen zogen am Briten vorbei. „So wie es aussieht, hat er die Kupplung zu schnell schnalzen lassen“, kommentierte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Ferrari verzockt sich bei Vettel
Nach nicht mal 400 Metern war drei dreimalige Weltmeister von Titel Nummer vier noch weiter entfernt. Nach der ersten Reifenwechselrunde und einem weiteren Überholmanöver auf der von allen Fahrern geliebten Strecke fand sich Hamilton immerhin auf Rang vier wieder.
Nutznießer des wieder einmal schlechten Hamilton-Starts war auch Vettel. Diesmal überstand er auch Kurve eins ohne Kollision. Vor einer Woche in Malaysia war er durch ein viel zu optimistisches und mit einer Rückstufung von drei Startplätzen bestraftes Manöver mit Rosbergs Mercedes kollidiert. In Japan katapultierte sich Vettel zunächst von Rang sieben auf Platz vier, dann überholte er nach wenigen Kilometern auch noch den Mexikaner Sergio Perez im Force India und lag auf Podestkurs.
Für Vettel eine kleine Wohltat, nachdem er in diesem Jahr noch immer auf den ersten Sieg im Ferrari wartet und sich schon deutlicher Kritik ausgesetzt sieht. Seit sieben Jahren stand Vettel immer auf dem Podium in Suzuka, diese Serie wollte er fortsetzen. Es gelang aber nicht, weil Ferrari auf eine andere Strategie setzte und sich dabei mächtig verzockte.
Rosberg fährt ungefährdet zum Sieg
Ganz anders Rosberg an der Spitze. Er bestimmte das Tempo, Folge war Saisonsieg Nummer neun im 17. Rennen. Rosberg ist Sieger von vier der fünf Rennen nach der Sommerpause. In Gewinnerpose ließ er sich auf seinem Silberpfeil von den Fans feiern. „Das ganze Wochenende hat sich toll angefühlt“, betonte Rosberg.
Nach seiner Aufholjagd vor einer Woche in Sepang nach dem Startcrash mit Vettel bis auf Rang drei bestimmte der gebürtige Wiesbadener auf dem 5,807 Kilometer langen Kurs in Suzuka das Rennen von vorn. Er ist klar auf Kurs, nach Michael Schumacher (7) und Vettel (4) als dritter Deutscher einen WM-Titel in der Motorsport-Königsklasse zu holen.