Sepang. Hamilton wird auf dem Weg zum 50. Karrieresieg von Motorschaden gestoppt. Rosberg rettet dank Aufholjagd Rang drei. Ricciardo siegt.
Feuer und Rauch aus dem Heck des Silberpfeils von Lewis Hamilton, nur Schadensbegrenzung für Nico Rosberg: Mercedes hat beim dramatischen Tropennrennen in Sepang den vorzeitigen Team-Titel verpasst und ein Desaster erlebt. Zunächst zerstörte ein ungestümes Manöver von Landsmann Sebastian Vettel Rosbergs Siegeshoffnungen beim Großen Preis von Malaysia. Dann schrie Hamilton verzweifelt: „No, no, noooo!“ In Führung liegend ließ ihn sein Mercedes im Stich, Hamilton kniete auf dem Rasen und musste den nächsten schweren Rückschlag im WM-Kampf der Formel 1 gegen Rosberg hinnehmen.
Als Dritter kassierte Rosberg 15 Punkte und liegt vor den letzten fünf Saisonrennen 23 Punkte vor dem britischen Titelverteidiger. Den Sieg sicherte sich Daniel Ricciardo am Sonntag vor seinem Red-Bull-Teamkollegen Max Verstappen. Verstappen, der am Freitag 19 Jahre alt geworden war, hatte mit seinem Sieg in Barcelona am 15. Mai als erster in diesem Jahr die Phalanx der Silberpfeile durchbrechen können. Nun nutzte Ricciardo bei seinem vierten Grand-Prix-Erfolg den packenden Rennverlauf.
Hamilton erwischte guten Start
Rosbergs Ambitionen auf den vierten Sieg in Serie waren schon nach 700 Metern dahin. Der 31 Jahre alte Wiesbadener versuchte, vor der ersten Kurve so nah wie möglich an Pole-Mann Hamilton ranzukommen, der diesmal einen guten Start erwischte. Innen aber kam Vettel angerast, drängte sich in seinem roten Renner an Verstappen vorbei und hielt rücksichtslos Kurs auf der Innenbahn. Nur wurde es dort viel zu eng. Vettel und Rosberg kollidierten, beim Ferrari brach die Vorderradaufhängung, Rosberg drehte sich und sah das komplette Feld an sich vorbeiziehen.
„Schade für den Nico, weil der gar nichts dafür kann“, konstatierte Vettel zumindest. Während Rosberg auf dem Sepang Circuit seine Aufholjagd startete, versuchte Vettel bereits in Bermuda-Shorts seine Aktion zu rechtfertigen und erklären: „Im Endeffekt bin ich dem Nico reingefahren. Ich konnte den Unfall nicht mehr vermeiden.“
10-Sekundenstrafe für Rosberg
Ein Jahr nach seinem ersten Erfolg im Ferrari erreichte Vettel in seiner enttäuschenden und bislang sieglosen zweiten Saison bei der Scuderia damit einen weiteren Tiefpunkt, er ist erstmals in seiner Karriere 22 Rennen ohne Sieg. In der Box verzog Teamchef Maurizio Arrivabene voller Entsetzen das Gesicht. Zudem muss Vettel eine Strafe befürchten: Die Rennkommissare kündigten eine Untersuchung an. Verstappen schimpfte in seinem Wagen: „Vettel ist verrückt.“ Der Niederländer, seinerseits von Vettel in der Saison schon hart kritisiert, warf dem viermaligen Weltmeister vor, gefahren zu sein „wie ein Idiot“.
Und was machte Rosberg? Er wendete mit rauchenden Reifen seinen Wagen und jagte durchs Feld. Nach nicht mal der Hälfte der 56 Runden hatte er sich bereits bis auf Rang fünf vorgearbeitet. Im 38. Umlauf drängte sich Rosberg dann auch noch an Vettels Teamkollegen Kimi Räikkönen vorbei - allerdings mit einer ebenfalls hitzigen Aktion, für die er eine 10-Sekundenstrafe bekam. Sein Vorsprung auf Räikkönen war aber so groß, dass er den Podiumsplatz ins Ziel rettete.
Motorschaden ohne jede Vorwarnung
Schlimmer traf es Hamilton. In der Mercedes-Box blickten Teamchef Toto Wolff und Teamoberaufseher Niki Lauda rat- und hilflos auf die Bildschirme: Der Motorschaden am Wagen des dreimaligen Weltmeisters, der auf dem Weg zu seinem 50. Karrieresieg war, kam ohne jede Warnung. Damit war auch der vorzeitige Gewinn der Konstrukteurswertung für Mercedes geplatzt. Nutznießer der prominenten Ausfälle waren auch Nico Hülkenberg, der es im Force India auf Rang acht schaffte und Pascal Wehrlein im Manor auf Platz 15.